Altmühlfranken: Der Fichte droht wieder Gefahr

31.8.2015, 07:00 Uhr
Altmühlfranken: Der Fichte droht wieder Gefahr

© Wolfgang Dressler

Die Zeit drängt, denn es geht um den Borkenkäfer, der gegen Ende des extrem trockenen und heißen Sommers ideale Bedingungen vorfindet, um sich stark zu vermehren und wieder zu einer großen Gefahr für die weit verbreitete Baumart Fichte zu werden. Vater und Sohn Eireiner sind FBG-Mitglieder und technisch gut ausgestattet. Sie werden ihre Aufgabe problemlos erfüllen können. Doch es gibt derzeit viele Stellen im Landkreis, wo indieser Hinsicht etwas getan werden muss.

Handke, einer der beiden Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft, erinnert an das Trockenjahr 2003. Die Borkenkäfer-Plage hielt sich damals zunächst noch in Grenzen, doch der Waldschädling trieb dafür von 2004 bis 2007 umso massiver sein Unwesen. Es gab jede Menge Schadholz, das die Experten von der FBG mit Sitz in Treuchtlingen zu vermarkten hatten. Kein Wunder, dass damals die Preise für die Fichte – nur sie ist vom Borkenkäfer betroffen – einbrachen.

Ähnliches droht jetzt wieder, betont Handke. „Manche sagen, es ist sogar schlimmer als 2003.“ Tatsache ist, dass der Wald allgemein unter Trockenstress leidet, und hier die Fichte, die eigentlich in nördlicheren Breiten oder im Gebirge bessere Lebensbedingungen vorfindet und nur flach wurzelt, sich auf Platz eins der Risikotabelle befindet. So mancher Jungbaum ist angesichts des total trockenen Bodens am Eingehen. Hinzu kommt jetzt der Borkenkäfer. Eine steigende Aktivität dieses Insekts im August und September eines jeden Jahres ist normal. Wenn es aber wie nach 2003 ausgeht, dann könnte es sehr schwierig werden. Handkes Appell an alle Waldbesitzer lautet derzeit, besonders wachsam zu sein und aktiv zu werden, damit Schlimmeres vermieden wird. „Wir müssen einen Flächenbrand verhindern.“ Und weiter: „Die Käferpopulation ist da. Sie überwintert im Boden oder unter der Rinde und kann 2016 massenhaft auftreten.“ Ein nasses Frühjahr im nächsten Jahr könnte dem entgegenwirken, aber statt einer langen Regenperiode kann es auch schon zeitig im Jahr sehr heiß sein. Dann würde eine Käfer-„Kata­strophe“ tatsächlich näherrücken.

Es gilt also, jetzt nach Käfernestern Ausschau zu halten und befallene Bäume möglichst bald aus dem Wald zu entfernen. Das können etwa die FBG-Mitglieder selbst tun, viele verfügen über die nötige Ausrüstung. In Frage kommen auch kleinere Firmen und die großen Lohnunternehmen. Das kann bis zum Einsatz des Harvester-Vollernters reichen. Um den Wald der Stadt Gunzenhausen kümmert sich die FBG schon seit Jahren, hier ist sie federführend tätig. Ansonsten steht sie jederzeit jedem für Beratung und grundsätzliche Hilfestellung zur Verfügung.

„Gute Waldgesinnung“

Handke ist eigentlich recht zuversichtlich, dass einer größeren Käferausbreitung vorgebeugt werden kann. Die FBG-Mitglieder hätten noch 2003 und die Folgejahre in frischer, wenn auch nicht guter Erinnerung. Sie hätten von daher ein „gutes Auge“ für den Borkenkäferbefall. Und viele Ortsgemeinschaften seien besser aufgestellt als damals. Es gebe mehr Rückewagen, und die Bereitschaft, diese zu verleihen, sei zum Glück vorhanden. Überhaupt seien die Waldbesitzer rührig, steckten viel Arbeit in ihre Bestände. Auf diese „gute Waldgesinnung“ könne man bauen.

Handke selbst ist seit drei Jahren für die FBG, einen Verein, wie er betont, tätig und hat noch kein „Normaljahr erlebt. Ob Stürme, zuletzt Orkan „Niklas“, Schneebruch oder jetzt Trockenheit – für Handke steht fest, dass die globale Erwärmung voranschreitet und ihre Spuren hinterlässt. In Mittelfranken registriere man immer häufiger Wetterperioden, die früher eigentlich nur in Unterfranken üblich waren. Der Fachmann spricht hier von „Weinanbauklima“.
Beim Thema Trockenheit konzen­triere sich der Fokus der Öffentlichkeit, wie in den letzten Wochen, auf die Flüsse und die Landwirtschaft. Die Menschen bemerkten zwar, dass so mancher Straßenbaum unter der Trockenheit leide und seine Blätter abwerfe, doch das sei es dann schon. Dabei setze der Klimawandel dem Wald massiv zu, und das sei eben bei der Fichte am deutlichsten und frühesten erkennbar. Handke verweist aber auch auf den Eichenprozessionsspinner, den es schon immer gab und der im Grunde nur an den Waldrändern zu finden war. Neu ist, dass ein kompletter Eichenbestand befallen ist, wie es derzeit zwischen Sammenheim und Sausenhofen der Fall ist. Das habe eine neue Qualität, merkt der FBG-Geschäftsführer besorgt an.

Das zuständige Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten setzt deshalb auf einen gezielten Umbau der heimischen Wälder. Die Zeit der Monokulturen sowohl in der Fichte wie in der Kiefer, die zwischen Pleinfeld und Gunzenhausen in der Region ihren Schwerpunkt hat, soll zu Ende gehen. Die Fachleute setzen auf Mischbestände und rühren in dieser Hinsicht verstärkt die Werbetrommel. Bei Mischbeständen werde eben das Risiko durch Schädlinge, Trockenheit und Sturm „gestreut“ und damit verringert, das sei entscheidend. Handke ist auch durchaus zufrieden mit der Akzeptanz der neuen Grundausrichtung unter den über 2700 FBG-Mitgliedern. Der Waldumbau könne eben nicht von selbst erfolgen. Einfach abzuwarten, das wäre genau der falsche Weg. Man müsse etwas tun, und hier sei der Staat unterstützend tätig. Auch zu den Fördermitteln gebe die FBG gerne Auskunft.

Konkret sagt der Geschäftsführer, dass man „mit den Baumarten auskommen muss, die wir bei uns haben“. Dabei werde die Fichte nach wie vor eine Rolle spielen, diese Baumart brauche man weiterhin, aber eben nur auf den passenden Standorten. Außerdem: Die Waldbesitzer sollen auf ihren Boden schauen und daraus die richtigen Schlüsse ziehen, welche Baumarten an genau dieser Stelle am geeignetsten sind. Wer sich dem Waldumbau nicht selbst stellen wolle, der könne auch hier auf die Dienste der FBG oder vor allem der staatlichen Forstbehörde zurückgreifen.

Derzeit recht hohe Holzpreise

Einen gewissen Trost bieten derzeit die Holzpreise, die der Experte als gut bewertet. 90 Euro für den Festmeter Fichte sind nicht zu verachten. Im Oktober stehen neue Preisverhandlungen an, dann könnte sogar noch eine Steigerung erfolgen. 95 Euro sind denkbar, hofft der Geschäftsführer. Sollte sehr viel Käferholz auf den Markt kommen, sänken die Preise von einem hohen Niveau aus.

Handke bekennt sich als ein Freund und ein Fachmann für die Kiefer. Hier sind derzeit 60 bis 70 Euro je Festmeter zu erzielen. Bis zu 75 Euro können es heuer noch werden, so die Hoffnung.

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