Altmühlfranken: Wasserschutz hat Priorität

22.10.2017, 13:40 Uhr
Altmühlfranken: Wasserschutz hat Priorität

© Bayerischer Bauernverband

Zehn Grundwasserkörper gibt es im Landkreis, erklärt Hans Walter, Chef des Weißenburger AELF. Ein Grundwasserkörper, das ist ein abgegrenztes Grundwasservorkommen. Und bei zweien davon wurde eine erhöhte Nitratbelastung festgestellt. Zwei zu viel, wie Walter findet. Betroffen ist das Grundwasser im Bereich Altmühltal rund um Dittenheim, Alesheim, Theilenhofen und Markt Berolzheim. Auch beim Grundwasser, das vom Ries bis in den Bereich Heidenheim und Polsingen reicht, ist eine Belastung da, erklärt Walter.

Eigentlich sind die Nitratwerte im Landkreis-Wasser eher gering, wie der aktuelle Bericht mit Daten aus dem Jahr 2015 – das sind die neuesten – zeigt. Sechs Grundwassermesstellen gibt es, an keiner wurde der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter überschritten, an drei Messstellen wurden allerdings Werte im Bereich von 37,5 bis 50 Milligramm pro Liter festgestellt. In den Nachbarlandkreisen Ansbach und Roth ist die Lage anders, dort wurde der Grenzwert zweimal gerissen. Trotzdem sieht AELF-Chef Walter Handlungsbedarf. Und wenn es präventiv ist.

Mit dem "Wasserpakt Altmühlfranken" sollen die Landwirte, die neben Kläranlagen für die Belastung des Grund- und Oberflächenwassers die Hauptverursacher sind, zu einem wasserbewussten Wirtschaften ermuntert werden. Er ist die regionale Umsetzung des 2017 gestarteten bayerischen Aktionsprogramms zum Gewässerschutz.

Unterzeichnet haben den Pakt mehrere Partner, von denen sich das AELF bei diesem Vorhaben Hilfe erhofft. Konkret sind das neben dem AELF auch das Landratsamt Weißenburg, der Bauernverband Weißenburg-Gunzenhausen, das Wasserwirtschaftsamt Ansbach, das Amt für ländliche Entwicklung, der Erzeugerring Mittelfranken, der Maschinenring Weißenburg und der Verband für landwirtschaftliche Fachbildung Gunzenhausen und Markt Berolzheims Bürgermeister Fritz Hörner.

In dem Pakt steht nicht viel. Nur, dass gemeinsam daran gearbeitet werden soll, das Wasser reiner zu halten.

Das AELF würde diesen aber kaum ins Leben rufen, hätten sie keine Ideen, was zu tun ist.

Nitrat gelangt in erster Linie dann ins Grundwasser, wenn sich Landwirte nicht an die gute fachliche Praxis beim Düngen und vor allem beim Ausbringen von Gülle und Gärresten aus Biogasanlagen halten. Die sollte ein Landwirt nur als Dünger ausfahren, wenn die Pflanzen es brauchen, weil sie noch grün sind. Ein abgeerntetes Stoppelfeld mit Gülle zu bespritzen, geht aus Sicht von Amtschef Walter gar nicht. Wenn die Pflanzen noch grün sind, können sie die Nährstoffe aus der Gülle aufnehmen, ein Stoppelfeld kann das natürlich nicht mehr. Die seit März dieses Jahres geltende neue Düngemittelverordnung setzt hier auch an und verbietet eine Düngung nach der Ernte der Hauptfrucht bis 31. Januar, auch bei Grünland ist die Dünge-Sperrzeit verlängert worden von 1. November bis 31. Januar. Die meisten Landwirte halten sich an diese Regeln, macht Walter klar, "aber wie überall gibt es auch hier schwarze Schafe." Er warnt, dass die Einhaltung jetzt auch strikt von der Landwirtschaftsverwaltung mit Kontrollfahrten überprüft werde.

Damit die Landwirte mit der Umsetzung der Wasserschutzmaßnahmen nicht allein gelassen werden, hat das AELF seit März auch einen Wasserberater. Aber auch die anderen Partner, die das AELF mit ins Boot geholt hat, sollen helfen. Der Maschinenring etwa, wie mit dem Einsatz neuerer Maschinen die Gülle bodennäher ausgebracht werden kann.

Doch im Wasserpakt geht es nicht nur ums Grundwasser. Auch das Oberflächenwasser in Flüssen und Seen soll besser geschützt werden. Besonders im Igelsbach, im Wurmbach und in der Rohrach wurde ein erhöhter Nährstoffgehalt festgestellt. Das passiert zum Beispiel, wenn Äcker abgeerntet sind und bei Regen Erde vom Acker in die Bachläufe gespült wird.

Um das in Zukunft zu vermeiden, sollen kleinere Wasserrückhaltebecken und Mulden angelegt werden und kleinere Grünstreifen, entlang von Bächen, die die Erde stoppen sollen, bevor sie im Bach landet. Am Hahnenkamm ist dieses "Bodenständig" betitelte Programm vom Amt für ländliche Entwicklung bereits in der Umsetzung, am Igelsbach ist es gerade gestartet.

Viele Zwischenfrüchte

Neu experimentiert wird derzeit auch damit, Zwischenfrüchte anzusäen. Wenn das Getreidefeld abgeerntet ist, wird geackert oder gegrubbert und dann zum Beispiel Senf oder Phacelia eingesät. Senf blüht im Herbst noch einmal strahlend gelb, die Insekten summen und die Zwischenfrucht nimmt den noch im Boden verbliebenen Stickstoff auf, so dass dieser nicht ins Grundwasser gewaschen wird. Hinzu kommt, dass ihre Wurzeln den Boden auflockern und sich die Artenvielfalt im Erdreich so wieder verbessert und auch Würmer wieder im Boden leben können. Und die wiederum graben im Boden feine Röhren, wenn sie bei Regen an die Oberfläche wandern. "Dadurch kann der Boden das Wasser besser aufnehmen", erklärt Walter. Ziel ist es, dass der Boden wieder mehr Wasser aufnimmt und hält. Gleichzeitig sind die Pflanzen ein natürlicher Dünger.

Um diese Maßnahmen zum Wasserschutz für alle Landwirte umsetzbar zu machen, gibt es ein bayernweites Netzwerk zum Erfahrungsaustausch. Auch drei landwirtschaftliche Betriebe aus dem Landkreis sind dabei (wir berichteten bereits). Mattias Kirsch aus Emetzheim, Tobias Meyer aus Westheim und Gerhard Rupp von der Kohlmühle. Sie sollen mit den verschiedenen Maßnahmen Erfahrungen sammeln und diese bei Treffen auch an andere Landwirte weitergeben, auf dass das Wasser gut bleibt und besser wird.

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