Apfelernte: Früchten Zeit zum Reifen lassen

20.9.2018, 18:12 Uhr
Apfelernte: Früchten Zeit zum Reifen lassen

Nach einem sehr schlechten Obstjahr 2017 hängen in dieser Obstsaison alle Obstbäume voller Früchte. Nicht nur Apfel- und Birnbäume, sondern auch Zwetschgen und Walnussbäume tragen überreichlich. Dies stellt zunehmend auch die Verwertungseinrichtungen vor einige Probleme. In den kleinen Mostereien zur eigenen Saftherstellung wie die Mostereien Heidenheim, Kalbensteinberg und Beyerberg ist von den Obstbesitzern Geduld gefordert, da zum Teil nur noch längerfristig Termine zu bekommen sind, so der LPV weiter.

Auch bei den gewerblichen Mostereien sind die Lager bereits nach der Hälfte der Obstsaison schon gut gefüllt. So hat die Mosterei Binninger den Ankauf von Obst vorübergehend eingestellt und verarbeitet das angelieferte Obst nur gegen Gutscheine.

Edwin Billing von der Mosterei in Weißenburg appelliert an die Geduld der Obstbesitzer, da vieles, was derzeit von den Bäumen fällt, nicht von bester Qualität ist und vom Baum nach Hitzestress und Wassermangel nur zur Erleichterung abgeworfen wird. "Es bleibt immer noch genügend am Baum von den mittleren und spät reifenden Sorten, die sollten dann aber auch hängen bleiben dürfen und erst in den nächsten Wochen reif abgenommen werden", so Billing.

Die großen Obstmengen haben auch den Preis wieder nach unten fallen lassen. So werden derzeit, wenn überhaupt, nur noch zwischen 5 bis 6,50 Euro für 100 Kilo Obst bezahlt. Das hat in gewisser Weise auch mit großen Obstmengen in den östlichen Anrainerstaaten zu tun. Aus Polen kommt zum Beispiel derzeit Mostobst zu einem Preis von drei Euro je 100 Kilo auf den Markt. "Das verschiebt für alle Mostereien in Süddeutschland die Preislinie", heißt es vom LPV.

Die Initiative hesselberger konnte Anfang September das komplett leere Saftlager mit einer großen Ankaufmenge wieder füllen, sodass nun auch wieder alle Produkte verfügbar sind. Am 29. September, 13. und 29. Oktober wird der Ankauf fortgesetzt.

Auch die Walnussernte dürfte nach Einschätzungen von Fachleuten eine gute werden. Auch hier ist wie bei Apfel und Birne der Erntebeginn um fast drei Wochen nach vorne verschoben. Für die Initiatoren der Manufaktur Gelbe Bürg, die im vergangenen Jahr wie alle Streuobstverarbeiter nur ganz geringe Mengen an Walnüssen ankaufen konnten, ist die gute Ernteerwartung erfreulich. Aufgrund der früheren Ernte beginnt auch der Ankauf von Walnüssen deutlich früher. Bereits am Samstag, 6. Oktober, werden in der Dorfscheune in Sammenheim die ersten Walnüsse angekauft. Ein weiterer Termin ist auf den Samstag, 10. November, festgesetzt.

Mit Sorge betrachtet der Landschaftspflegeverband Mittelfranken die große Anzahl der abgeknickten oder fast gänzlich zusammengebrochenen Obstbäumen in den Fluren. "Wir werden durch den extremen Behang an Äpfeln und Birnen heuer leider sehr viele geschädigte oder total zerstörte Obstbäume haben", so LPV-Mitarbeiter Norbert Metz. Neben der schweren Obstlast sind auch das fehlende Wasser und die starke Trockenheit für viele Astbrüche verantwortlich, da die Bäume keine Flexibilität haben und so einfach schneller brechen.

Apfelernte: Früchten Zeit zum Reifen lassen

© Fotos: LPV

Der Verband appelliert an die Besitzer von Obstbäumen, die Bäume soweit möglich noch zu stützen und bei Astbrüchen saubere Schnitte zu machen. "Die Bäume sind mit einem Astbruch sicher geschädigt, können aber trotzdem noch viele Jahre stehen. Wichtig ist beim Schnitt, dass in den Schnittstellen kein Wasser stehen kann, da dies die Fäulnis der Wunden stark beschleunigt", so Metz.

Nach Einschätzung des Landschaftspflegeverbands zeigen die vielen geschädigten Bäume auch, dass es die große Zukunftsaufgabe ist, zusammen mit vielen Partnern wie Obst- und Gartenbauvereine, Kommunen und Triesdorfer Baumwarte die Obstbäume in den Fluren mit sogenannten Entlastungsschnitten vor dem Zusammenbrechen zu bewahren. "Da gibt es neben dem Pflanzen junger Obstbäume noch eine ganze Menge zu tun", weiß Norbert Metz. Diese Schnitte seien seien "ein wichtiger Schritt, damit die schönen großen Obstbäume in unserer fränkischen Kulturlandschaft eine Zukunft haben".

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