Auf umjubelten Rekordflug folgt der "Absturz"

12.2.2019, 12:04 Uhr
Auf umjubelten Rekordflug folgt der

© Foto: Theo Kiefner

Der Stabhochsprung ist eine komplexe Angelegenheit. Die verschiedenen Abläufe vom Anlauf über den Absprung bis zur Lattenüberquerung und hin zur Landung erfordern Technik und Körperbeherrschung, körperliche Fitness vorausgesetzt. Von daher ist der Stabhochspringer durchaus als sensibles Gebilde zu betrachten, viele Rädchen müssen ineinander greifen.

Bei den Süddeutschen Hallenmeisterschaften in Frankfurt gelang dies Oliver Naaß, dem 18-jährigen Leichtathleten des TV Gunzenhausen, nahezu optimal. In der Männerkonkurrenz legte er eine "perfekte Serie" hin, wie es sein Gunzenhäuser Trainer Karl Bauer beschreibt. "Es ist richtig gut gelaufen", sagt Oliver Naaß selbst über seine neue persönliche Bestleistung, die er im Hessischen aufgestellt hat. Die 4,50 Meter, 4,60 Meter, 4,70 Meter und 4,80 Meter übersprang der Student der Hochschule Triesdorf jeweils im ersten Versuch.

Dann lag die Latte bei 4,90 Meter – eine Höhe, die Naaß noch nie übersprungen hatte. In Frankfurt-Karlbach gelang es ihm gleich im ersten Versuch. Zwar scheiterte der 18-Jährige in der Folge dreimal an den aufgelegten fünf Metern, doch mit seinem neuen persönlichen Rekord feierte Naaß vollauf zufrieden die Bronzemedaille hinter dem neuen Süddeutschen Meister Gordon Porsch (LG OVAG Friedberg-Fauerbach, 5,30 Meter) und Niklas Kaul (USC Mainz, 5 Meter).

"Wir rätseln alle"

Eine Woche später trat Naaß dann als Favorit bei den Bayerischen Hallenmeisterschaften der U 20-Junioren in München an – und scheiterte dreimal bei der Anfangshöhe von 4,40 Metern. Eine Höhe also, die er wenige Tage zuvor noch um einen halben Meter übersprungen hatte. Und die, nebenbei bemerkt, ganz locker für den Titel auf Landesebene gereicht hätte. Bayerischer Meister wurde Leonhard Neuhoff vom TSV Wasserburg mit vier Metern.

"Wir rätseln alle, wie das passieren konnte", sagt Karl Bauer zu dem Wettkampf ohne gültigen Versuch. Auch Oliver Naaß: "Es ist schwierig, schon beim Einspringen hatte ich Probleme beim Absprung. Das war zwar in Frankfurt auch so, da habe ich es im Wettkampf aber hinbekommen, in München hat das nicht geklappt", startet der TV-Athlet einen Erklärungsversuch, will sich damit aber auch nicht zu lange beschäftigen. "Wir haben jetzt knapp zwei Wochen Zeit daran zu arbeiten, dass es nicht noch mal passiert."

Denn am Samstag, 23. Februar, wartet ja der Höhepunkt der Hallensaison 2019 auf Oliver Naaß: Die Deutsche Meisterschaft der U 20-Junioren im Glaspalast von Sindelfingen in der Nähe von Stuttgart. Als Zweitbester der Deutschen Bestenliste in seiner Altersklasse fährt der Haundorfer mit großen Zielen nach Baden-Württemberg. "Ich will einen guten Wettkampf abliefern, eine Medaille holen und nach Möglichkeit eine neue Bestleistung aufstellen", sagt Naaß, der auch die beiden obersten Plätze auf dem Stockerl im Blick hat. Denn der Deutsche U 20-Meister und sein "Vize" sind für einen Länderkampf im Nationaltrikot eine Woche später in Italien qualifiziert.

Die Mindestleistung, um sich für die nationalen Titelkämpfe zu qualifizieren, lag übrigens bei 4,60 Meter. Eine Höhe, die Oliver Naaß nicht nur in Frankfurt locker übersprungen hat. Eine Höhe, an der er in München gescheitert ist. Eine komplexe Angelegenheit, dieser Stabhochsprung.

Keine Kommentare