Bahnfahren von Gunzenhausen aus macht wenig Spaß

11.8.2018, 18:34 Uhr
Bahnfahren von Gunzenhausen aus macht wenig Spaß

© Wolfgang Dressler

Das Thema wurde von Bürgermeister Karl-Heinz Fitz angeschnitten. Da ist zum einen das Bahnhofsgebäude. Es wurde mittlerweile von der Stadt erworben, in dieser Hinsicht ist nach jahrelangen, teils frustrierenden Bemühungen alles geklärt. Das kann man von der Barrierefreiheit am Bahnhof Gunzenhausen nicht behaupten — sie ist schlicht und einfach nicht vorhanden, und die Aussichten auf Besserung erscheinen vage. Drittens sind die Bemühungen um eine Reaktivierung der Hesselbergbahn weit gediehen. Gunzenhausen könne sich hier eine Verbesserung der Bahnverbindungen erhoffen, so Fitz.

Wie Manuel Westphal darlegte, ist Treuchtlingen der einzige barrierefreie Bahnhof im Landkreis. Jetzt werde Pleinfeld als zweitwichtigster Bahnhof folgen. Entscheidendes Kriterium sei die Zahl der Reisenden. Um die Barrierefreiheit zu schaffen, stünden Bundesmittel zur Verfügung. Und der Freistaat Bayern "legt hier noch was drauf, ohne zuständig zu sein". Nur dank dieser zusätzlichen Landesgelder könne der Umbau in Pleinfeld überhaupt erfolgen. Dem Abgeordneten ist klar, dass die Wünsche noch weiter gehen. So poche die Stadt Weißenburg auf ihre Bedeutung als Hochschulstandort. Und Gunzenhausen fordere Barrierefreiheit am örtlichen Bahnhof mit dem Argument des Fremdenverkehrs. Die Fahrgastzahlen als Basis für politische Entscheidungen seien nun einmal ein nachprüfbares und nachvollziehbares Kriterium, betonte der Gast aus Meinheim.

Wenn es um die Bahn, die Bahnverbindungen und den Bahnhof selbst geht, kämpft Stadtrat Manfred Pappler (CSU) seit Jahren an vorderster Front für die Interessen seiner Kommune. Nach seinen Worten können die Pendler, die morgens nach Nürnberg wollen und abends zurück, nach wie vor nicht zufrieden sein. Es fehle an einer Direktverbindung in die Noris. Wer in Gunzenhausen in den Zug steige, der müsse in Pleinfeld umsteigen. Und die Taktung von und nach Pleinfeld sei weiterhin "nicht optimal". Dass die Fahrgastzahlen in Pleinfeld so hoch lägen, habe eben auch damit zu tun, dass dort die Reisenden aus Gunzenhausen hinzukämen.

Unter einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung versteht Pappler, der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion, dass die Gunzenhäuser in einem Zug nach Nürnberg gelangen können, auch aus Umweltgründen. Gewisse Hoffnungen setze er in diesem Zusammenhang in die neue, computergesteuerte Technik ETCS (European Train Control System). Sie ermögliche mehr Zugverkehr auf einer Strecke, und das könnte dann auch für die stark belastete Verbindung Ingolstadt-Nürnberg gelten — wo denn auch ein Zug Gunzenhausen-Nürnberg hineinkommen könnte. Pappler: "Das wäre eine Chance für uns."

Ins gleiche Horn blies 2. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Neumann (SPD). Der Jurist ist des Öfteren mit der Bahn unterwegs und hat festgestellt, dass die Strecke zwischen Schwabach und Treuchtlingen chronisch überlastet ist. Hier wäre ein drittes Gleis mehr als wünschenswert. Die Realität, und zwar nicht nur für ihn, sehe beispielsweise so aus, dass es bei der Rückfahrt von Nürnberg aus zu Verspätungen kommt und dann der Anschlusszug in Pleinfeld in Richtung Gunzenhausen schon weg ist. Nicht nur er sei dann genervt, in Pleinfeld eine Stunde rumstehen zu müssen.

Aus diesem Missstand ergebe sich zum einen, dass viele Reisende aus Gunzenhausen mit dem Pkw nach Pleinfeld führen und dort erst den Zug nähmen. Er selbst fahre wieder vermehrt mit dem Pkw nach Nürnberg, wenn er dort beruflich zu tun habe, was aber angesichts der Baustelle auf der Autobahn A 6 derzeit alles andere als erfreulich und zuverlässig sei.

Leichter nach Hamburg

Auch bei den Fernverbindungen sieht Neumann Verbesserungsbedarf. Es sei leichter, von Gunzenhausen aus per Bahn nach Hamburg zu gelangen als nach München. Ein Intercity fahre täglich von hier aus nach München, halte aber am Ostbahnhof, nicht am Hauptbahnhof. Und beim Regionalverkehr sei die Umsteigezeit in Treuchtlingen wie auch in Augsburg manchmal sehr knapp. Da biete es sich für ihn persönlich an, mit dem Auto in den Großraum München zu fahren, den Pkw am P+R-Parkplatz stehen zu lassen und die S-Bahn in die City zu nehmen. Im Gegensatz dazu genüge bei der Fahrt in den hohen Norden ein Umsteigen in Würzburg, und der ICE bringen einen direkt ins Hamburger Stadtzentrum.

"Das war alles schon mal anders, nämlich besser", fasste Neumann seine Erfahrungen bei Reisen nach München zusammen. Jeder Umstieg bedeute nun einmal ein Risiko, den Anschlusszug zu verpassen.

Bus als Alternative

MdL Westphal hatte eine andere Sichtweise als der 2. Bürgermeister. Aus persönlicher Erfahrung wisse er, dass die Bahnverbindung von Treuchtlingen nach München die Woche über gut sei. Und davon profitierten auch Reisende aus Gunzenhausen. Sie könnten im Übrigen auch als Alternative den Bus zum Bahnhof Treuchtlingen nehmen, da bestünden gute Verbindungen. Die Taktung von Treuchtlingen nach München und zurück am Wochenende habe dagegen noch Verbesserungsbedarf.

Dass die Gunzenhäuser sehr unzufrieden sind, etwa mit der Verbindung nach Nürnberg, hat der Abgeordnete bisher nicht gehört. Entsprechende Wünsche aus der Bevölkerung seien bisher nicht an ihn herangetragen worden. Und Zahlen, wie viele Pendler aus Gunzenhausen mit dem Auto zum Pleinfelder Bahnhof fahren, lägen ihm nicht vor.

Dass die Unzufriedenheit in Gunzenhausen nicht bei der Politik ankommt, erscheint Manfred Pappler alles andere als verwunderlich. Viele Pendler hätten den Bahnhof Gunzenhausen geistig bereits abgehakt und sich Alternativen gesucht.

3. Bürgermeister Friedrich Kolb (CSU) bezeichnete das Umsteigen in Pleinfeld als neuralgischen Punkt. Es komme eben darauf an, dass die gesamte ÖPNV-Kette stimme, und zwar vom eigenen Zuhause bis zum Zielort. Erfreulich ist für Kolb, dass laut Kreistagsbeschluss das Rufbussystem im Stadtgebiet von Gunzenhausen eingeführt wird.

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