Barrierefreie Ferien im Fränkischen Seenland

24.11.2016, 11:28 Uhr
Barrierefreie Ferien im Fränkischen Seenland

© Jürgen Leykamm

Damit ist ein neuer Meilenstein für die Urlaubsregion erreicht, die schon 1995 die „ersten Gehversuche bei der Barrierefreiheit getan hat“, so der Landrat des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen, Gerhard Wägemann, bei der Feier im Parkhotel Altmühltal. Man habe „echte Pionierarbeit“ geleistet, betonte er als Vorsitzender des Tourismusverbandes.

Die erste Prämierung und die Gründung eines Arbeitskreises folgten, bevor er als Gründungsmitglied der Vernetzungsplattform und Arbeitsgemeinschaft „Barrierefreie Reiseziele in Deutschland“ fungierte. Die wurde 2015 ausgezeichnet.

Da lag es nahe, für das Seenland als Pilotdestination für „Reisen für alle“ zu werben, so Wägemann, weil zudem die Zugänglichkeit der Seen bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal darstelle. Eine hundertprozentige Barrierefreiheit sei allerdings nicht erreichbar, zumal einige zentrale Einrichtungen nicht im Einflussbereich des Tourismusverbandes lägen.

Hoffnung versuchte dagegen Anette Lenz zu machen, stellvertretende Leiterin des Referats „Grundsatzfragen der Tourismuspolitik“ beim bayerischen Wirtschaftsministerium. Sie erinnerte an das Ziel des Freistaats, den öffentlichen Raum bis 2023 barrierefrei umzugestalten. Bei den Bemühungen „kommt sicher auch der Bahnhof Gunzenhausen dran!“ Ein Wegbereiter dafür sei das Projekt „Reisen für alle“.

Was es damit auf sich hat, erklärte Jan Schiefer, stellvertretender Projektleiter des „Deutschen Seminars für Tourismus Berlin“ (DSFT). Über das Kennzeichnungssystem würden alle für die Zielgruppen (wie Seh- oder Hörbehinderte oder Rollstuhlfahrer) relevanten Infos erhoben und gebündelt. Je nach Eignung wird abgestuft zertifiziert (teilweise oder ganz barrierefrei), nach drei Jahren werde die Rezertifizierung durchlaufen.

Verzerrungsbrille und Rollstuhl

Die mit dem Projekt Betrauten haben bei einem „Sensibilisierungsseminar“ mit Verzerrungsbrille und Rollstuhl verschiedene Behinderungsarten bereits am eigenen Leib erfahren, erklärte Olivia Hernandez, die bei der Bayern Tourismus Marketing GmbH das Themenmarketing leitet.

Bei der Erhebung sei es nicht darum gegangen, neue Angebote aus dem Boden zu stampfen, sondern die vorhandenen ins rechte Licht zu rücken. Mit den Pfunden lasse sich gut wuchern, denn „Barrierefreiheit ist ein Stück Gastfreundschaft“, so Hernandez.

Bislang habe man dabei den Fokus auf Behinderte mit Mobilitätseinschränkung gelegt, räumte Hans-Dieter Niederprüm ein, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Fränkisches Seenland. Er erhoffe sich von der Beteiligung an „Reisen für alle“ Umsatzzuwächse und diese vor allem in den umsatzschwachen Saisonzeiten. Bereits jetzt würden jährlich 18 Millionen Euro Umsätze über „barrierefreie Übernachtungen“ generiert.

Mit dem Rollstuhl bequem befahrbar

Barrierefreiheit schwinge bei den Überlegungen des Verbandes seit jeher mit. So gebe es mehr als 30 behindertengerechte sanitäre Anlagen entlang der Seen, dazu Tiralos und Baderampen, außerdem Schiffe, Umweltstationen und eine Aussichtsplattform, allesamt seien mit dem Rollstuhl bequem befahrbar.

Voraussetzung dafür seien entsprechend ausgestattete Unterkünfte. Platz im Bad, erhöhte Betten, unterfahrbare Tische – dies seien wichtige Kriterien bei „Reisen für alle“. Die Teilnahme lasse sich bestens fürs eigene Qualitätsmanagement nutzen, erklärte Jan Schiefer.

Dabei gab er eine künftige Marschroute vor: Es gelte zu überlegen, barrierefreie Angebote zu entwickeln, von denen möglichst viele Gäste profitierten. Vom großräumigen Bad und der gemütlichen Rampe zur Aussichtsplattform hätten nämlich auch Menschen ohne jede Mobilitätseinschränkung etwas.

Mancher Teilnehmer störte sich an der Einstufung des eigenen Betriebs, den er durch die Teilnahme teils eher abgewertet sah. Auch der „Datenwust“, mit dem Gäste konfrontiert würden, empfanden viele als hinderlich. Schiefer gelobte, die Anregungen mit einfließen zu lassen.

Urkunden als Anbieter von „Reisen für alle“ erhielten folgende Betriebe: Parkhotel Altmühltal (Gunzenhausen), Ferienwohnung Krug (Muhr am See), Brombachseeschifffahrt (Pleinfeld), Gästehaus Barbara (Meinheim), LBV Altmühlsee (Muhr am See), „Schlafwandler Kapper“ (Theilenhofen-Gundelsheim), Museum HopfenBierGut (Spalt), Ferienhof Wimbauer (Biburg), Altmühlsee-Infozentrum (Muhr am See), Ferienhaus Teubner (Merkendorf), Zweckverband Altmühlsee (Gunzenhausen), Schmalzmühle (Röckingen), Ferienwohnung Treiber (Geyern), Ferienhof Birnbaum (Weidenbach-Weiherschneidbach), KLJB-Bildungshaus (Fiegenstall), LBV-Umweltstation Rothsee (Heuberg), Hotel Adlerbräu (Gunzenhausen), Strandhotel Seehof (Langlau), Ferienwohnung Popp (Merkendorf), Ferienwohnung „Blue Oasis“ (Theilenhofen) und Ferienwohnung Nehmeier (Haundorf-Stixenhof).

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