Berufsausbildungsmesse: Marktplatz der Möglichkeiten

16.11.2015, 13:40 Uhr
Berufsausbildungsmesse: Marktplatz der Möglichkeiten

Also streifte sie am Samstag mit Mutter Kerstin aufmerksam durch die Stadthalle. Dort traf sie – und viele hundert andere Interessierte auch – auf 37 Unternehmen mit 74 verschiedenen Ausbildungsberufen. Wer wollte, konnte sich auch in Weißenburg und Treuchtlingen umfassend informieren. Die BAM fand zum dritten Mal statt und wird von der Zukunftsinitiative Altmühlfranken (ZiA) des Landkreises professionell vorbereitet und durchgeführt.

Ob Milena das für sie Richtige finden wird? Sie neigt zu Berufen im Bereich Medien/Design. Da sind die Lehrbetriebe im Landkreis eher rar gesät, doch die größeren Unternehmen haben Abteilungen und Berufe, die durchaus in Frage kommen. Im Hintergrund liebäugelt die Pfofelderin auch mit dem Gedanken, nach der Schule auf die FOS zu gehen. Die BAM nutzte sie auch, um sich zu vergewissern, was für sie eben nicht in Frage kommt. Nicht zuletzt ist die Messe eine wichtige „Börse“, um Schnuppertage und vollwertige Praktika in die Wege zu leiten. Hier sind die Betriebe großzügiger denn je, weil durch solche persönlichen Erfahrungen oft die richtigen Weichen gestellt werden.

„Wir stoßen räumlich an unsere Grenzen“, berichtete Sabine Unterlandstaettner, die den ganzen Tag über in Gunzenhausen für die ZiA die Stellung hielt. Die BAM ist zu einem riesigen Erfolg geworden. Die Unternehmen können wählen, ob sie an ihrem Heimatstandort präsent sein wollen oder lieber in der Nachbarregion für sich werben. Beides kommt vor.

Auch diesmal fiel die große Bandbreite auf. Die größeren Gunzenhäuser Industriebetriebe waren allesamt in der Stadthalle, die typischen Mittelständler ebenso, aber auch das Handwerk sowie der Sozial- und Pflegebereich und der Einzelhandel hatten viel zu berichten und an Infomaterial abzugeben, nicht zu vergessen die Banken und die Gastronomie. Cornelia Halbig betonte im Gespräch mit dem Altmühl-Boten, dass ihr Autohaus schon immer auf die Ausbildung setzt und in Zeiten, in denen die Anforderungen etwa an einen werdenden Mechatroniker immer höher werden (Ausbildungszeit: 3,5 Jahre), noch stärker die Werbetrommel rühren muss. Viele Absolventen würden nach der Lehre weitere Möglichkeiten der Qualifizierung nutzen, kämen danach aber gerne zum VW-Haus zurück.

Bäckermeister Udo Kleeberger weiß, dass das Image der BMW-Berufe (Bäcker, Metzger, Wirte) verbesserungsfähig ist. Das geschehe aber nicht von selbst. Kleeberger wiederholte nahezu gebetsmühlenartig, dass die Bäckerlehre nur einen Anfang darstellt. Danach stünden einem sehr viele Türen offen, bis zum Studium der Lebensmitteltechnik. Harald Gebhardt, Personalchef im Gunzenhäuser Rathaus, machte darauf aufmerksam, wie sehr gerade das Seckendorff-Heim auf qualifiziertes Personal angewiesen ist. Doch gerade die Nachwuchsgewinnung im Bereich Altenpflege geschehe nicht von selbst, da müsse man große Anstrengungen leisten.

Eine ganze Palette von Lehrberufen hat die Gunzenhäuser Firma Bosch (früher Loos) zu bieten, das ist auch bekannt. Ausbildungsleiterin Martina Hefele lobt die BAM gegenüber Landratsvize Robert Westphal, Bürgermeister Karl-Heinz Fitz, IHK-Vizepräsidentin Erika Gruber und Arbeitsagentur-Geschäftsführer Gerhard Durst in höchsten Tönen. Nur der Termin behagt ihr nicht, die BAM sollte einige Monate früher stattfinden. Das wurde schon lang und breit erörtert, es gibt da verschiedene Meinungen und Zwänge, und schließlich hat sich der November-Termin als am besten akzeptiert erwiesen, ließ Sabine Unterlandstaettner wissen.

Azubis stehen im Mittelpunkt

Die Firma Heizomat schickte am Samstag ihr erstes, zweites und drittes Lehrjahr an die Informationsfront. Ausbildungsleiter Günther Schmidt hielt sich dezent im Hintergrund, seine Lehrlinge sollten das Gespräch mit den Messebesuchern pflegen. 21 Azubis hat Heizomat derzeit, das sind rund zehn Prozent der Belegschaft in Maicha und Heidenheim. Die Ausbildung sei kein Selbstläufer, man müsse mehr als früher tun. Das beginne bei den Praktika und reiche bis zu Sonderaktionen in der Lehrzeit. Heizomat gewinnt seinen Nachwuchs weitgehend aus dem Gunzenhäuser Raum. Die kurzen Wege zum Betrieb und zur Berufsschule seien eine verlässliche Grundlage. .

Eine starke Position hat die kunststoffverarbeitende Industrie in Altmühlfranken. Hier wirkt und wirbt betriebsübergreifend das Kunststoff-Netzwerk MyPlastics. Die Betriebe brauchen guten Nachwuchs für anspruchsvolle Tätigkeiten, verdeutlichte Nadine Amesöder (Firma RF-Plast). Doch noch immer seien viele Jugendliche hin zu ganz wenigen Lehrberufen orientiert. Was ein Verfahrenstechniker im Kunststoffbereich leisten müsse, das sei noch viel zu wenig bekannt.

Die Zeiten ändern sich, die Betriebe müssen flexibler werden und an ihrem Image feilen, das ist der Haupteindruck der BAM 2015. Außerdem: Die Jugend ist der Heimat verbunden. Falls sich hier berufliche Möglichkeiten ergeben, bleiben viele gerne in der Region, statt in die Fremde zu ziehen oder extrem weite Wege auf sich zu nehmen. Das war ganz oft zu hören.

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