Die Helfer der Flüchtlinge in Gunzenhausen

26.2.2015, 08:30 Uhr
Die Helfer der Flüchtlinge in Gunzenhausen

© Diakonie

Etwa 600 Klienten betreut das Trio im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen an 22 Standorten, allein rund 150 in der Erstaufnahmeeinrichtung Mackenmühle, 264 in Gemeinschafts- und 182 in dezentralen Unterkünften. Eine Zahl, die angesichts der vielen Kriegs- und Krisenherde in den letzten Jahren stark angestiegen ist, und die noch weiter wachsen wird: Schon im Juni sollen weitere 80 Asylbewerber in Weißenburg Unterkunft finden.

„Wir haben keinen Einfluss darauf, wie viele und woher Flüchtlinge kommen“, sagt Diakonie-Geschäftsführer Martin Ruffertshöfer. Aber die Menschen hier zu betreuen, ihnen Hilfestellungen im Alltag zu geben, das sei eine selbstverständliche Sache der Diakonie, sagt er und zitiert dazu Worte Jesu aus der sogenannten Weltgerichtsrede: „Und ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.“

Schon vor drei Jahren, als die Flüchtlingszahlen zu steigen begannen, erkannte Ruffertshöfer die Notwendigkeit einer Asylsozialberatung im Landkreis, stieß aber zunächst bei offiziellen Stellen auf wenig Gegenliebe: „Da hofften die meisten, dass das eine vorübergehende Erscheinung sein würde“, erinnert er sich. „Aber wir haben das angepackt und mit Unterstützung der Landeskirche und der Landesregierung die Grundlagen für unsere Arbeit geschaffen.“

Mit einer halben Stelle ging es damals los, heute sind es 2,5 – und der Bedarf steigt, eigentlich sollten es, nach einem komplizierten Berechnungsschlüssel, schon jetzt etwa 4,5 Stellen sein. Bayernweit sei ein Bedarf von weiteren 50 Vollzeit-Mitarbeitern angemeldet, sagt Ruffertshöfer, das Problem sei aber, dass der Haushalt der Landesregierung gedeckelt sei, dass man also alles, was zusätzlich in die Asylsozialberatung gesteckt werde, anderswo streichen müsse: „Und wenn Etats umgeschichtet werden, dann sind wir immer hintendran.“

Dabei leisten Frei, Knapp und Nedler überaus sinnvolle, für die Bewältigung des Flüchtlingsansturms schier unverzichtbare Arbeit: Sie geben den Menschen in ihrer neuen Umgebung erste Orientierungshilfe, unterstützen sie bei Behördengängen und Anträgen (etwa Kindergarten-Platz oder Leistungsansprüche), helfen bei Gesundheits-, Schul- und Asylverfahrensfragen. Darüber hinaus vermitteln sie Rechtsanwälte und für traumatisierte Flüchtlinge auch psychosoziale Beratung sowie im Bedarfsfall Psychologen oder Therapeuten.

Großen Wert legen die Diakonie-Mitarbeiter dabei auf ihren Status als unabhängige und neutrale Instanz: „Wir sind keine Behörde“, sagt Wolfgang Knapp. „Wir überbringen zwar mitunter schlechte Botschaften, aber die stammen nicht von uns.“ Den Flüchtlingen das klarzumachen sei wichtig: „Für viele von ihnen ist Behörde gleich Behörde; da müssen wir oft sehr um Vertrauen kämpfen.“ Dennoch sei auch die Zusammenarbeit mit den Ausländerbehörden gut, sagt Ruffertshöfer: „Die vertreten die rechtliche Seite, wir sind für die Betreuung zuständig.“ Seine Mitarbeiter unterschieden die Menschen nicht nach Herkunft oder rechtlichem Status: „Wir nehmen sie an, wie sie sind, und helfen in der Not.“

Etwa einem schwer traumatisierten Mädchen aus Syrien, das dringend einer regelmäßigen psychologischen Therapie bedarf – was aber an ihrem Aufenthaltsort in Heidenheim nicht zu leisten war. Hier erreichten die Helfer, dass die Familie die Gemeinschaftsunterkunft verlassen und nach Ansbach umziehen durfte. Oder jenem schwerkranken serbischen Mädchen, das in Erlangen operiert werden musste. Die Ärzte dort wollten den Eingriff allerdings nur nach einer eingehenden Aufklärung der Eltern vornehmen, die wiederum kein Wort Deutsch sprachen. „Es war wirklich schwierig“, erinnert sich der für die Unterkünfte im Raum Gunzenhausen zuständige Michael Nedler an den Fall, „aber schließlich ist es uns gelungen, in Erlangen einen Dolmetscher aufzutreiben.“ Und so das Leben des Mädchens zu retten.

Eine sechsköpfige Familie aus Syrien betreute die Diakonie seit ihrer Ankunft im Juli 2014 in Pappenheim. Sie half dabei, die richtigen Schulen für die Kinder zu suchen und konnte einen ehrenamtlichen Sprachkurs vermitteln. Seit der Erteilung einer dreijährigen Aufenthaltserlaubnis unterstützen Wolfgang Knapp und die freiwilligen Helfer (siehe Kasten) die Bürgerkriegsflüchtlinge, die gerne im Landkreis bleiben möchten, bei der Wohnungssuche, beim Ausfüllen zahlreicher Formulare und bei der Vermittlung eines Integrationskurses.

Für diese Arbeit erfahren die drei Asylsozialberater von ihren Schützlingen „viel Dankbarkeit“, sagt Michaela Frei. Und Nedler ergänzt, er habe es bislang „ausschließlich mit freundlichen, dankbaren Menschen zu tun gehabt“. Das sei es, sagt Diakonie-Chef Ruffertshöfer, „was uns anspornt, was uns motiviert und uns das Gefühl gibt, wir machen eine Arbeit, die sinnvoll ist“.

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