Dittenheimer Doppel-Torhüter im Gespräch

7.7.2018, 17:35 Uhr
Dittenheimer Doppel-Torhüter im Gespräch

© Bastian Mühling

Herr Ballenberger, Sie spielen Fußball beim FV Dittenheim und Handball beim TV Gunzenhausen. Wann spielt der Ball mal keine Rolle in Ihrem Leben?

Ballenberger: "Fußball und Handball oder allgemein Sport ist schon ziemlich dominant in meinem Leben. Zusätzlich bin ich ja auch noch Trainer bei den U15-Mädels. Wenn ich mit meiner Freundin etwas mache, dann steht der Ball natürlich nicht so im Vordergrund. Aber sie sagt selbst schon immer im Spaß, dass sie nicht die Nummer eins in meinem Leben ist. Trotz allem kann man ein Hobby oder in meinem Fall mehrere nur dann machen, wenn man den richtigen Partner an der Seite hat."

Und beim traditionellen Huhnertanz in Dittenheim denken Sie da auch an Fuß- oder Handball?

Ballenberger (lacht): "Eigentlich wollte ich da nie an Fußball denken. Beim Huhnertanz habe ich immer überhaupt keine Lust zu spielen. Letztes Jahr ging es aber nicht anders, weil wir sonst keinen Torwart hatten. Dann haben wir gleich mal eine 0:3-Klatsche in Großschwarzenlohe bekommen. Für die Stimmung war das natürlich nicht so gut. Training oder Spiele sage ich nur ungern ab, nicht einmal wegen Urlaub. Es gibt allgemein sehr wenige Dinge, für die ich Fußball absagen würde – der Huhnertanz gehört dazu."

Wenn es also hart auf hart kommt und ihre beiden Leidenschaften überschneiden sich, fällt dann die Wahl auf Fußball?

Ballenberger: "Ja, definitiv. Fußball geht immer vor. Fußball macht mir nicht nur mehr Spaß, sondern das kann ich auch besser."

Fußballer waren Sie schon als kleines Kind, seit 2013 stehen Sie beim TVG auch im Handball-Tor. Wie kam es dazu?

Ballenberger: "Durch die Hochzeit von Matthias Stengel, einem ehemaligen Mitspieler von mir bei Dittenheim. Der hat geheiratet, und seine Frau ist eine Kollegin von der Frau von Michael Butz, dem damaligen Trainer der Handballer. Auf der Hochzeit sind wir dann ins Gespräch gekommen. Damals waren die Handballer kurz vorm Trainingslager und Butz hatte nur einen Torwart. Also hat er mich gefragt, ob ich nicht Lust habe, mich mal ins Tor reinzustellen. Ich bin dann ins Training gegangen und es hat mir super gefallen. Die Leute waren cool und Handball ist halt immer geil für einen Torwart, das ist genau mein Ding irgendwie."

Inwiefern?

Ballenberger: "Als Handball-Torhüter hast du häufiger die Reaktionen des Publikums und du musst selbst permanent schnell reagieren. Dir fliegen die Dinger nur so um die Ohren. Viele sagen jetzt auch, dass man beim Fußballen sieht, dass ich Handball spiele. Ich reagiere manchmal so, dass man von außen sagen würde: Das macht kein Fußball-Torwart so. Umgekehrt aber gilt auch: Zum Beispiel hechte ich im Handball-Tor manchmal bei Situationen, wo jeder andere mit dem Fuß hingehen würde. Ich weiß es selber nicht genau, weil ich mich ja nicht selbst sehe, aber das sagen die anderen immer beim Fußball."

Woher kommt Ihr Talent als Handball-Keeper?

Ballenberger: "Mein Vater Klaus "Bobby" Ballenberger war früher Torhüter der Handballer in Gunzenhausen. Da war ich als Baby immer mit meiner Mutter dabei. Wir waren eigentlich ständig in der Halle. Mein Vater hat immer gehofft, dass ich einmal Handballer werde. Aber natürlich geht man am Land eher zum Fußball. Als ich 2013 gesagt habe, dass ich ins Handball-Training gehe, war er schon stolz. Es gefällt ihm, wenn er sieht, wie ich im Tor der Handballer stehe. Jetzt fängt mein Vater selbst wieder in der Zweiten an."

Dittenheimer Doppel-Torhüter im Gespräch

© Andreas Stern

In welche Sportart investieren Sie mehr Zeit?

Ballenberger: "Fußball. Ins Handball-Training schaffe ich es oft nur am Mittwoch, weil sich das zu oft überschneidet. Außer in den Wintermonaten, da ziehe ich eigentlich immer voll durch, weil da kein Fußball ist. Bei den Spielen bin ich aber meistens dabei, wenn sie mich brauchen. Die Spiele im Handball sind meist samstags, was sich gut trifft, weil Fußball in Dittenheim ja meist sonntags ist. Weil ich fast nie im Training bin, will ich bei den Handballern auch keine großen Ansprüche stellen. Zumal jetzt auch ein sehr guter Keeper aus der A-Jugend kommt. Vielleicht spiele ich dann ein bisschen in der Zweiten mit. Grundsätzlich ist es im Handball aber immer gut, zwei Torhüter zu haben. Wenn einer mal kein gutes Händchen hat, geht halt der andere rein."

Wo haben Sie sich schon öfter verletzt: Handball oder Fußball?

Ballenberger: "Gott sei Dank habe ich mich noch nicht so oft schlimmer verletzt, aber im Handball habe ich mich noch gar nicht verletzt. Klar, da hat man seine Schrammen, weil Handball einfach intensiver ist als Fußball. Aber wirklich verletzt habe ich mich noch nicht. Das würde mein Trainer in Dittenheim auch nicht so gut finden (lacht).

Welche Vorteile hat man als Fußball-Keeper, der Handball spielt, im Vergleich zu einem normalen Fußball-Torwart?

Ballenberger: "Vielleicht die Reaktionsschnelligkeit. Manchmal kommt man an sehr schwere Bälle hin, weil man anders reagiert. Im Handball fliegen die Bälle aus fünf, sechs Metern auf dich zu, und du tust halt irgendwie noch die Hände hoch. Das bringt dann schon etwas für das Torwartspiel beim Fußball, wo die Schüsse von weiter weg kommen und man deshalb mehr Zeit hat."

Und umgekehrt: Wie war der Schritt vom Fußball- zum Handball-Torhüter?

Ballenberger: "Der Vorteil ist, dass du keine Angst vorm Ball hast. Beim Handball springen die Spieler noch zwei, drei Meter in den Kreis und sind dann direkt vor dir. Allgemein ist die Position Torwart aber gut als Handball-Einsteiger. Als Feldspieler musst du nämlich auf die Schritte achten, und das ist echt schwierig, das alles zu checken (lacht)."

Welche Sportart ist denn anstrengender: Fußball oder Handball?

Ballenberger: "Ich finde, dass beides gleich anstrengend ist. Aber Handball ist punktuell anstrengender, man macht kürzere Bewegungen. Dafür ist das Torwart-Training im Fußball brutal. Insgesamt ist der Unterschied als Torwart aber nicht so groß."

Wieso tun Sie sich den Stress eigentlich an?

Ballenberger: "Meine Kumpels sagen auch alle: Du machst sowieso alles. Da noch Trainer, spielst Handball, spielst Fußball. Dann fragen sie: Warum machst du das? Ich sag immer: Einfach, weil es mir Spaß macht. Wenn das nicht so wäre, wäre mir der Aufwand viel zu hoch."

Es gibt heute nur noch wenige Spieler, die sich so mit ihrem Verein identifizieren wie Sie. Woher kommt das?

Ballenberger: "Man merkt tatsächlich, dass das Engagement immer weniger wird. Ich bin einfach nicht nur FV-Dittenheim-Spieler, sondern auch ein FV-Dittenheim-Denker. Ich würde alles dafür tun, dass wir das Nivau Bezirksliga halten. Und ich finde es nicht selbstverständlich, dass so viele Auswärtige nach Dittenheim kommen und alles für den Verein geben. Ich weiß nicht, ob ich das machen würde, meinen vollen Einsatz für ein anderes Dorf zu geben. Deswegen finde ich das eigentlich schon eine große Sache, dass alle den Erfolg mittragen. Deshalb müssen diejenigen, die von dem Dorf kommen, einfach nochmal mehr machen."

Mit welcher Sportart ist früher Schluss: Handball oder Fußball?

Ballenberger: "Das ist eine schwere Frage (überlegt). Wenn ich einmal merke, dass körperlich nicht mehr beides geht, werde ich auf jeden Fall länger Fußball als Handball spielen. Mit Fußball habe ich angefangen, das spiele ich schon mein ganzes Leben und dann helfe ich irgendwann lieber beim Fußball aus, als beim Handball nochmal alles zu riskieren."

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