Eine "Eiweißwende" gefordert

6.12.2012, 08:57 Uhr
Eine

© Jürgen Leykamm

Denn im Freistaat werden jährlich 800.000 Tonnen Sojaschrot eingeführt, in der Regel aus Übersee. Eine riesige Lücke, die verkleinert werden soll. Wege dazu zeigte ein Vortragsabend des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung (VlF) in Wachstein auf.

Dass solche Wege aus dem Versorgungsengpass heraus beschritten werden müssen, machte Josef Groß von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) gleich zu Beginn des Fachstammtischs im Gasthaus Oster deutlich. Man dürfe nicht in eine zu große Importabhängigkeit geraten, um das Preisrisiko so gering wie möglich zu halten. Zudem gerate der Sojaschrot aus Übersee immer mehr in Verruf, da er zumeist aus gentechnisch veränderten Pflanzen hergestellt werde.

Im vergangenen Jahr startete deswegen unter weiß-blauem Himmel das „Aktionsprogramm heimische Eiweißfuttermittel“, für das bis 2014 insgesamt knapp vier Millionen Euro bereitstehen. Referent Groß ist Ko­ordinator dieser Initiative, warnte in Wachstein allerdings vor zu großen Erwartungen. Das Ziel sei es, die Einsatzmenge importierten Sojas zu verringern, aber nicht auf einen völligen Verzicht hinzuarbeiten, da ein solcher „schlicht und ergreifend nicht möglich ist“. Im Einzelfall allerdings schon, wie das Beispiel von Werner Wagner (Kolbenhof) beweist, der seit zwei Jahren seinen Betrieb sojafrei führt und trotzdem Hochleistungs­kühe im Stall stehen hat. Nicht selbstverständlich, denn Soja ist der Top-Eiweißlieferant für Rinder und damit ein Garant für hohe Milchleistung. Wie Wagner zu seinen guten Ergebnissen kommt, hätte er im Gasthaus Oster als weiterer Referent wohl gerne verraten, leider konnte er aufgrund einer Terminüberschneidung nicht anwesend sein.

Laut Josef Groß gibt es viele verschiedene Stellschrauben, an denen gedreht werden kann. Eine der wichtigsten besteht darin, mehr auf heimische Eiweißträger wie Raps zu setzen und deren Proteingehalt zu steigern. Dabei müsse man strategisch vorgehen, die Verluste beim Silieren minimieren und Futtergaben gezielt einsetzen. Bedarfsgerechte Rationierung sei das Gebot der Stunde, zu viel des Guten sei schlicht „Luxuskonsum“ ohne Effekt.

Auch an der Handelsbilanz lässt sich ansetzen. Es wäre schon viel erreicht, wenn die bayerischen Landwirte den Export des heimischen Rapsextraktionsschrots um ein Viertel reduzieren „und ihn besser im eigenen Stall verfüttern“. Denn dass sich Soja- durch Rapsschrot ersetzen lässt, „das haben unsere Versuche ergeben“, bestätigte Groß als LfL-Experte. Das lohne sich auch im Geldbeutel. Auch die auf den Wiesen wachsenden Leckereien für die Tiere solle man bezüglich der Eiweißstärke nicht unterschätzen. Die Landwirte müssten sich „mit dem Grünland einfach mehr auseinandersetzen, das wird ja oft eher stiefmütterlich behandelt“, so der Referent.

Verbesserungsmöglichkeiten werden seitens des LfL gerade evaluiert. Dazu „brauchen wir noch Versuchsflächen“, forderte Groß auf, solche doch auch in unserer Region zur Verfügung zu stellen. Letztlich gelte bei der „Eiweißwende“ beim Tier das Gleiche wie bei der Energiewende beim Menschen: Man müsse nicht nur nach  Möglichkeiten der Erzeugung von Energie respektive Futtermittel generieren, sondern auch nach Wegen suchen, Energie respektive Futter einzusparen. Das gelingt, indem man es optimiert. Diesbezüglich sei vieles noch nicht ausgereift. „Da liegen noch einige dicke Hunde begraben.“ Deswegen sei „ein gutes Silomanagement besser als irgendwo ein Hektar Soja anzubauen“, so Groß. Bislang gibt es im Landkreis ohnehin nur einen einzigen Landwirt, der Soja anbaut, und dies auf nur knapp zwei Hektar. Sojaanbau als Alternative zum Import mache auch in Mittelfranken aufgrund der trockenen Lagen ohnehin nicht so viel Sinn, meinte der Referent.

Für Schweinehalter kommen noch mehr Widrigkeiten dazu. Die rosa Tiere sind in diesem Punkt anspruchsvoller als die Rinder. Die grunzenden Stallgenossen wollen den Schrot nämlich entölt und „getoastet“. Dazu wiederum muss der Landwirt weit fahren. Die nächste Anlage, die solches vermag, steht in Kissingen im Landkreis Augsburg.

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