Eine Flüchtlings-Unterkunft für Gunzenhausen

19.9.2015, 07:00 Uhr
Eine Flüchtlings-Unterkunft für Gunzenhausen

© Screenshot Google Earth

Seit Wochen sei er mit den Verantwortlichen im Landratsamt in Kontakt gestanden und habe dabei „verschiedene private Grundstücke im Auge“ gehabt, die für den Bau einer Traglufthalle geeignet sind. Am Schluss blieb – zumeist wegen überzogener Preisvorstellungen der Eigentümer – nur eines übrig: das unbebaute Areal an der Industriestraße zwischen  Getränke Jäger und der Hetzner Online GmbH. Es ist Eigentum der Hospitalstiftung – und damit der Stadt.

Dort soll nun in den nächsten Wochen und Monaten ein etwa 4500 bis 5000 Quadratmeter großer Bau entstehen, der als weitere Außenstelle der zentralen Erstaufnahmeeinrichtung in Zirndorf fungieren soll. „Spätestens zu Weihnachten“, so Landrat Gerhard Wägemann, solle die Halle bezugsfertig sein. Derzeit ist Karin Vedder, juristische Staatsbe­amtin und im Landratsamt Leiterin der Abteilung kommunale und sozi­ale Angelegenheiten, dabei, Angebote bei Herstellern einzuholen – und zwar sowohl für den Kauf, als auch für die Anmietung.

Noch hat sie keine  Zahlen vorliegen, klar ist aber: Es wird eine kostspielige Angelegenheit. „Das Mieten ist bequemer und sicherer“, sagt Wägemann, „aber auch teurer.“ Deswegen überlege man sogar, eine Traglufthalle zu kaufen, um sie später eventuell für andere Zwecke verwenden oder weiterverkaufen zu können. Nur eine Zahl war dem Landrat bei einem Pressegespräch am Freitag zu entlocken: Eine (wesentlich größere) Halle, die andernorts inklusive einer kompletten technischen und sanitären Ausstattung angemietet wurde, kostet 90 000 Euro – im Monat.

Fitz lädt zu Bürgerversammlung

Noch am Freitagnachmittag wollte Rathauschef Fitz die Nachbarn der Unterkunft unterrichten („Ich möchte nicht, dass sie es aus der Zeitung erfahren.“), sobald er mehr Details in Erfahrung gebracht habe, wolle er auch auf einer Bürgerversammlung genauer informieren, kündigte er an. Außerdem werde er demnächst zu einem Treffen einladen, bei dem ein
Unterstützerkreis ins Leben gerufen werden soll: „Wir werden das anfangs koordinieren, Einzelaktionen machen da jetzt keinen Sinn.“

Denn die Hilfe für die Flüchtlinge, die jeweils nur wenige Wochen oder Monate in der Industriestraße leben werden, ehe sie auf dauerhafte Unterkünfte verteilt werden, soll „Nachhaltig sein und auch im nächsten Jahr noch Bestand haben“, so Fitz. Womit auch die Laufzeit der Notunterkunft umrissen ist: „Etwa eineinhalb Jahre“, schätzt er. Wobei natürlich auch er weiß, wie schwierig solche Schätzungen angesichts der Lage in den Krisengebieten.

Nicht nur für Gunzenhausen hatte Landrat Wägemann am Freitag eine wichtige Neuigkeit zu verkünden; auch die Zweifach-Turnhalle der Senefelder-Schule in Treuchtlingen rückte erneut in den Blickpunkt. Dort soll nämlich nun doch eine etwas dauerhaftere Notunterkunft für rund 100 bis 120 Flüchtlinge entstehen – und zwar nach Möglichkeit schon in der kommenden Woche.

Zunächst sollte die Halle nur als Behelfsunterkunft für wenige Tage dienen (wir berichteten), danach sollten die Bewohner in die Turnhalle am Seeweiher in Weißenburg umziehen. „Nachdem wir jedoch noch mal ins Detail gegangen sind, haben wir uns anders entschieden“, sagt der Landrat. Die Treuchtlinger Halle sei ebenerdig und deshalb leichter zu bedienen. Und in Weißenburg hätte es eines erheblichen Aufwands bedurft, um die Turnhalle brand- und unfallsicher zu machen.

Nunmehr soll die „Sene“ also für etwa drei Monate – bis die Halle in Gunzenhausen beziehbar ist – als Unterkunft dienen. Dafür werden sowohl die direkt angebaute Schule wie auch die benachbarte (und weiter nutzbare) Dreifachhalle mit Bauzäunen von der Notunterkunft abgetrennt werden. Statt nur Matratzen sollen komplette Betten aus dem Gunzenhäuser Hilfskrankenhaus aufgestellt werden, und dank einer Parzellierung soll zumindest die Illusion von ein wenig Privatsphäre erzeugt werden.

„Tempo massiv runter“

Landrat Gerhard Wägemann sieht das Soll seines Landkreises inzwischen als erfüllt an: „Wenn Treuchtlingen geräumt ist, wird mich die Regierung zwingen müssen, noch weitere Turnhallen zu belegen“, gab er sich am Freitag kämpferisch. Das habe nämlich seiner Ansicht nach so lange „keinen Sinn“, solange es an Wohnraum fehle, in dem man die Menschen längerfristig unterbringen könne.

Das Tempo der Zuwanderung müsse „massiv runter“, forderte er und zitierte, „bei allem Verständnis für die Flüchtlinge vom Balkan“ seinen Miesbacher Amtskollegen Wolfgang Rzehak, der in einem Interview gesagt habe: „Das Asylrecht ist kein Armutbekämpfungsprogramm.“

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