Elektro-Sammeltonne: Landkreis hat die Nase vorn

20.8.2014, 20:00 Uhr
Elektro-Sammeltonne: Landkreis hat die Nase vorn

© Jürgen Eisenbrand

Was es bislang nur in Großstädten gab, wird damit erstmals auch in einem ländlich strukturierten Landkreis im Freistaat getestet. Noch bevor Hufnagel, zusammen mit seiner Kollegin Sabine Bartke, Landrats-Stellvertreter Robert Westphal und Entsorgungs-Unternehmer Franz Pfahler den schick gestalteten Container offiziell vorstellte, hatte der schon seinen Zweck erfüllt: „Wir haben ihn letzte Woche aufgestellt“, sagt Hufnagel, „und heute liegen schon etliche Elektro-Kleinteile drin.“

Bedarf an den vier Kubikmeter großen Tonnen aus verzinktem Blech scheint also vorhanden – was eine Radfahrerin, die gerade nebenan ihr Altglas entsorgte, bestätigt: „Der Recyclinghof liegt ja doch etwas außerhalb, da ist es sehr praktisch, einen solchen Container in der Nähe zu haben.“

Im Landratsamt erwartet man sich von den geräuschgedämmten und diebstahlsicheren Tonnen eine deutliche Steigerung der Recycling-Quote von Elektro-Kleingeräten wie Handys, PC-Rechner, Bügeleisen oder Staubsauger (siehe Kasten). Im vergangenen Jahr wurden über die 23 Wertstoffhöfe im Landkreis rund 540 Tonnen dieser Geräte eingesammelt und wiederverwertet. „Wir schätzen aber“, so Müll-Fachmann Pfahler, „dass pro Haushalt fast noch einmal so viele Geräte über den Hausmüll entsorgt werden oder irgenwo im Keller rumliegen.“

An diesen „Schatz“ wollen die Abfall-Profis ran. Denn in Elektro-Kleingeräten stecken wertvolle Rohstoffe, wie Kupfer, Aluminium oder die für die Computer-Produktion so wichtigen Seltenen Erden. „Diese Stoffe zu recyceln ist gerade für ein Land wie unseres, das keine eigenen Vorkommen hat, sehr wichtig“, sagt Sabine Bartke. Deshalb werden die Geräte gesammelt, sortiert, auseinandergebaut, nach Materialien getrennt und dann wiederum zu Spezialfirmen transportiert. Das Kupfer aus Elek­trokabeln, erläutert Pfahler, lande zum Beispiel bei einer Kupferhütte in Nordrhein-Westfalen.

Auf drei Jahre ist die Testphase mit den 16 Tonnen, die fast ausnahmlos direkt neben Altglas-Containern platziert sind (siehe Kasten), vorläufig angelegt und soll in erster Linie dem Sammeln von Erfahrungen dienen. „Wir sind selber neugierig, wie das funktioniert“, sagt Hufnagel, der darauf eingestellt ist, auch während der Probezeit immer mal wieder „nachzujustieren“. Etwa, wenn ein Standort nicht angenommen wird oder massiv vermüllt wird. Sollte der Testbetrieb erfolgreich verlaufen, werden die Tonnen flächendeckend aufgestellt, auf etwa 40 bis 50 Stück schätzt Hufnagel den Bedarf für den Landkreis.

Später im Herbst soll es zudem eine spezielle Sammeltasche geben, deren Größe auf die 70 cm breite und 40 cm tiefe Tonnen-Klappe abgestimmt und die mit 25 Kilo belastbar ist. In den Wertstoffhöfen soll sie zum Selbstkostenpreis von etwa 1 bis 2 Euro abgegeben werden. Und auch die – übrigens zu 100 Prozent recycelbaren – Sammeltonnen werden noch weiter perfektioniert: Demnächst soll nämlich die Tonne ihren Befüllungsgrad elek­tronisch an Franz Pfahlers Entsorgungsfirma in Dinkelsbühl übermitteln können. Der Sinn: Die Lkw rücken nur an, wenn sie wirklich gebraucht werden, überflüssige Fahrten werden so vermieden.

Landrats-Vize Wechsler jedenfalls ist überzeugt, dass die neue Tonne sinnvoll ist. Seit 20 Jahren werde das Sammeln von Abfällen immer weiter spezialisiert, in den Wertstoffhöfen würden schon jetzt 35 verschiedene Stoffe gesammelt, die dann wiederverwertet werden: „Ich glaube fest daran, dass der Bürger jetzt auch diesen Schritt mitgeht.“ Und Diplom-Ingenieur Hufnagel fügt hinzu: „Wir werden mit unseren 16 Containern sicher nicht die Welt verändern. Aber es ist ein kleiner Baustein für mehr Umweltschutz.“

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