Ellingen gilt als „Perle des Barocks“

20.7.2014, 20:00 Uhr
Ellingen gilt als „Perle des Barocks“

© Werner Falk

Der Ort, 899 erstmals urkundlich erwähnt, erhielt 1378 die Erlaubnis, sich mit Mauern und Gräben zu umgeben. Er erlebte bis 1600 die Vollendung seiner Stadtbefestigung. Allerdings riss der Dreißigjährige Krieg gewaltige Löcher. Nur wenige Häuser überstanden die Zerstörungswut.

Von den Landkomturen des Deutschen Ordens, der vom 14. Jahrhundert bis 1787 die Herrschaft hatte, ist Carl Heinrich Freiherr von Hornstein (1717-1743) derjenige, der mit den Baumeistern Franz Keller und Franz Joseph Roth (er hat auch Maria Brünnlein in Wemding und  die beiden Spalter Kirchen entworfen) die markantesten Gebäude schuf, die heute noch Ellingens Ruf als „Perle des Barocks“ ausmachen. Natürlich ist das Schloss das prägendste Denkmal. 1815 hat es der bayerische Feldmarschall Carl Philipp Freiherr von Wrede vom König als Thronlehen bekommen (mitsamt 19 Dörfern). 1939 hat es der Freistaat Bayern erworben und seither hat die Familie von Wrede dort ein lebenslanges Nutzungsrecht.

Mit Glück hat der Gebäudebestand von Ellingen die Bombenangriffe der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs überstanden, von denen einige Weißenburg gegolten hatten. Aber 98 Menschen fanden damals den Tod.  In der teilweise beschädigten St.-Georgs-Kirche, die aus dem Jahr 1731 stammt, ist auf einem Seitenalter der Kampf des heiligen Michael mit dem Drachen zu sehen. Anstatt des Ordensschwerts haben ihm die Bildhauer nach dem Krieg einen Bombensplitter in die Hand gedrückt. Ebenfalls in einem Seitenaltar ist der heilige Severin als Reliquie zu sehen. Er war vorher im Kloster Heiligenblut.

1979, als die B 13 aus dem Ort verlegt wurde, hatte die Stadt die Chance, ihr historisches Erbe zu sanieren. Sie hat es getan und so sind viele Gebäude saniert worden. Es war ein Glücksfall, dass im Krieg die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg von 1943 bis 1945 ausgelagert war. So ist von den Wissenschaftlern um Professor Pucher die Stadt behutsam aufgebaut worden, ohne das geschichtliche Erbe der Neuzeit zu opfern.

Den „Römischen Kaiser“ kennen viele noch als Restaurant. Es war ein Gunzenhäuser, der Hotelier Hans Bittner, der bis in die achtziger Jahre das renommierte Haus bewirtschaftete. Erst 1998 hat es Hubertus Graf von Kerssenbrock erworben und bis heute mit viel Liebe für das Detail restauriert. Jetzt wird der barocke Festsaal mit seinem herrlichen Deckenfresko für private Feierlichkeiten vermietet, ebenfalls die Gästezimmer, die der Eigentümer selbst saniert und individuell gestaltet hat.

Als eine der schönsten Schöpfungen des Ellinger Barock wird die Mariahilfkapelle gewertet, in deren Gruft der Glassarkophag mit der mumifizierten Leiche des Freiherrn von Hornstein (von 1742) betrachtet werden kann.

Der Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde, Werner Falk, zog das Fazit des zweistündigen Stadtspaziergangs: „Wir haben erlebt, wie reich unsere Region an kulturellen Güter ist. Und wir konnten teilhaben an der Leidenschaft, die Hermann Seis für seine Heimatstadt empfindet.“ Der gesellige Ausklang der „Samstagsexkursion“ war im Gasthaus Oster in Wachstein.
Die nächste „Sasmstagsexkursion“ führt am 23. August nach Unterschwaningen.

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