"Fair zu den Menschen und fair zu den Tieren"

23.7.2017, 17:00 Uhr
Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Bündnis90 / Die Grünen) forderte in Weidenbach faire Preise für Bauern, aber auch für Mitarbeiter von Schlachthöfen.

© Foto: Margit Schachameyer Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Bündnis90 / Die Grünen) forderte in Weidenbach faire Preise für Bauern, aber auch für Mitarbeiter von Schlachthöfen.

Mit dabei waren neben Minister Meyer (Grüne) auch Sigi Hagl, Landesvorsitzende der Partei in Bayern, sowie Isabella Hirsch, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Franken.

"Vor 27 Jahren wäre ich nicht auf so einer Veranstaltung gewesen", meinte die Milchbäuerin AbL-Chefin, die aus der Nähe von Feuchtwangen kommt. Damals seien die Grünen so etwas wie ein Feindbild für viele Landwirte gewesen. Hirsch hat vor fast drei Jahrzehnten "in einen Bauernhof geheiratet". Ihr Mann und sie wollten den Betrieb damals für die Zukunft aufstellen. Mit 50 Milchkühen sei das erklärte Ziel eine hohe Milchleistung gewesen. "Wir hielten uns für wichtig, denn wir produzierten ein wichtiges Lebensmittel", so Hirsch, "und wir hielten es zunächst für notwendig, immer weiter wachsen zu müssen."

Zweifel seien ihnen nach einer Betriebserweiterung gekommen: Ist es wirklich wichtig, für den Weltmarkt zu produzieren? Ist es richtig, dass alles monopolisiert wird? Diese und weitere Fragen trieben die landwirtschaftliche Unternehmerin um. Mit ihrem Betrieb schlug Familie Hirsch schließlich einen anderen Weg ein - trat auch aus dem Bayerischen Bauernverband (BBV) aus, eine alternative Interessenvertretung fanden die Hirschs bei der AbL. Der BBV nahm an der Veranstaltung nicht teil, laut Grünen-Kreistagspolitiker Uwe Schreiner habe der Verband die Einladung als zu kurzfristig abgelehnt.

"Klares Umsteuern" nötig

"Es stellt sich die Systemfrage", sagte Sigi Hagl, Chefin der bayerischen Grünen. Die Antwort könne nur "ein klares Umsteuern" in der Landwirtschaft sein. Dieses wiederum sei nur über zwei Wege erreichbar: Zum einen müsse die "unglaubliche Ungerechtigkeit" bei der Verteilung europäischer Fördergelder überwunden werden, zum andern müsse man "weg von der Überproduktion". Es könne nicht sein, dass durch zu intensive Landwirtschaft Kosten für die Allgemeinheit entstehen, etwa durch zu hohe Nitratbelastung des Grundwassers. Es müssten Ställe an Tiere angepasst werden und nicht umgekehrt. Mit anderen Ländern müsse fair umgegangen werden: Milchpulverexporte aus Europa brächten Kleinbauern in Entwicklungsländern um ihre Existenz. "Wir Grüne werden uns gegen jegliche Handelsabkommen stellen, solange sie nicht fair sind", betonte Hagl.

"Fair zu den Menschen und fair zu den Tieren geht nur über höhere Preise", sagte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer. Er nehme eine "hohe Bereitschaft" bei den Verbrauchern wahr, für regionale Produkte mehr zu zahlen. "Dabei holen wir die, die mehr zahlen würden, ja noch gar nicht ab", so der Minister, "denn bei Fleisch oder Milch gibt's ja nur 'Masse' oder 'Bio', was das Doppelte kostet." Wobei zur fairen Bezahlung aus Sicht des Grünen nicht nur faire Preise an die Erzeuger gehören, sondern beispielsweise auch eine faire Entlohnung für Schlachthofmitarbeiter. Meyer betonte zudem, wie wichtig es sei, für Menschen äußerst wichtige Reserveantibiotika aus der Landwirtschaft zu verbannen.

In der Diskussionsrunde sagte ein Teilnehmer, dass es eine Schande sei, wenn Menschen, die so viel arbeiten müssen wie beispielsweise Milchbauern, dann im Ruhestand mit 400 bis 500 Euro Rente auszukommen hätten. Ein anderer meinte: "Wir machen uns kaputt mit unserer Profitorientierung und auch der Flächenverbrauch ist skandalös. Für einen Landwirtschaftsminister Schmidt aus Mittelfranken schäme ich mich", sagte er mit Bezug auf Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU).

Ein weiterer Teilnehmer beklagte aber auch zu heftige Kritik an den Bauern: Wenn ein Landwirt ein zugelassenes Pflanzenschutzmittel einsetze, könne es ihm durchaus schnell passieren, als "Saubär" beschimpft zu werden.

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