Feine Kalligrafie mit Luthers derben Worten im Lutherhaus

10.10.2017, 05:55 Uhr
Kalligrafin Silke Dörlitz vor ihrem Bild mit dem Luther-Zitat: "Wenn ich aufwache, kommt der Teufel und disputirt mit mir solange bis ich sage leck mich". Pfarrer Claus Bergmann (rechts) eröffnete die Ausstellung mit Luther-Kalligrafien im Lutherhaus.

© Reinhard Krüger Kalligrafin Silke Dörlitz vor ihrem Bild mit dem Luther-Zitat: "Wenn ich aufwache, kommt der Teufel und disputirt mit mir solange bis ich sage leck mich". Pfarrer Claus Bergmann (rechts) eröffnete die Ausstellung mit Luther-Kalligrafien im Lutherhaus.

Wer kennt sie nicht die derb-deftigen Sprüche und Redewendungen des großen Reformators, wenn er, wie so oft, "dem Volk aufs Maul schaut". Beispiele sind: "Lass dir die Sonne in den Arsch scheinen", "Was wäre Dreck, wenn er nicht stinkt", "Wer den Schaden hat, darf für den Spott nicht sorgen" oder "Er hat Hummeln im Arsch". Solche und ähnlich Aussprüche haben Silke Dörlitz inspiriert, diese mit spitzer Feder, kräftigen Farben und viel Fantasie zu Papier zu bringen. Die Begabung für diese ganz spezielle Kunstrichtung hat sie offensichtlich von ihrem Vater geerbt, einem Kalligrafie-Maler. "Ich danke ihm, was er mir weitergegeben hat."

Im thüringischen Sonneberg hat sie Spielzeug-Design studiert, "da lief alles noch mit reiner Handarbeit, kein Computer assistierte uns." Spät entdeckte die heute 54-Jährige die Liebe zum besonderen Schreiben mit Feder, Bleistift, Filzstift, Pinsel, Tinten und Tuschen. "Das macht mir einfach Spaß", gestand sie bei ihrer Rede, "das ist meine Welt". Sie bezeichnete sich selbst "als leidenschaftliche Schreiberin", die auch gerne diese Freude an andere weiter geben möchte. So bietet die gebürtige Geraerin beispielsweise Kurse in der Volkshochschule und im Parkhotel zum Erlernen dieser alten und gleichzeitig wunderschönen Form des Gestaltens von Urkunden oder besonderen Briefen an.

Luther läuft

"Ziemlich einzigartig", umschrieb Pfarrer Claus Bergmann, der federführend für den einladenden Veranstalter, die Werk-Ausstellung eröffnete. Als Verkaufsrenner bezeichnete der Geistliche Luther als Playmobil-Figur und jetzt eine solche ganz spezielle Zitatensammlung. Die Initialzündung kam im Frühjahr, als Silke Dörlitz bei ihm war und er ihr Lutherbücher mit eben solchen Zitaten zeigte. Seitdem arbeitete die Künstlerin nach eigenen Worten manchmal "Tag und Nacht" um ein Werk nach dem anderen zu gestalten. Egal ob in einem großen Rahmen oder als Banner, sie sind ein Hingucker "und können auch gekauft werden", so der Redner. Kirchenvorsteherin und Psychologin Margarethe Günther kam in ihrer Laudatio über Luther und Dörlitz schnell zur Sache: "Tret fest auf, mach’s Maul auf und hör schnell wieder auf". Er habe zu allem seinen Senf dazu gegeben, sagte sie, nicht zuletzt bei seinen berühmten Tischreden und natürlich die hinlänglich bekannten 95 Thesen. Sie lobte die Kunst des Schönschreibens mit der Hand als "perfekt-ästhetischen Ausdruck". Kalligrafie ist "eine eigene Kunstform in der Überschrift" und hob die mittelalterliche Frakturschrift als "die deutsche Schrift" hervor. So können alt bekannte Textstellen durch eine besondere grafische Gestaltung völlig neu wirken.

Thomas Werner am Flügel umrahmte die Vernissage mit Werken von Robert Schuhmann und George Gershwin. Einzelne Objekte werden in der laufenden Woche in der Schalterhalle der Sparkasse Gunzenhausen sowie im Lutherhaus zu sehen sein.

Weitere Informationen auch unter www.doerlitz-kalli.de.

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