Festspiele in Muhr am See gehen weiter

14.10.2017, 17:56 Uhr
Festspiele in Muhr am See gehen weiter

© Babett Guthmann

"Es lag nicht an der Qualität der Arbeit", beteuert Bürgermeister Dieter Rampe. Aber Schnell und seine Schauspieler seien eben Städter gewesen, "und wir sind hier am Dorf, wir brauchen die Kommunikation" — und die habe nie richtig stattgefunden. Deshalb — und weil auch der Freundeskreis um Andreas Baron von Le Suire über die Zusammenarbeit geklagt habe, sei es zum Bruch gekommen.

Eigentlich, so Rampe, habe er zunächst an eine Kooperation mit dem Landestheater Dinkelsbühl gedacht. Aber dann sei, wenige Tage nachdem der Altmühl-Bote im August erstmals über die Trennung der Festspiel-Partner berichtet hatte, "ein Herr auf mich zugekommen und hat gesagt, dass er das gelesen habe und Interesse hätte, bei uns einzusteigen". Eben jener Harald Molocher.

Der ehemalige Studienrat gründete 1984 die erfolgreiche "Neue Bühne Bruck" (NBB) in Fürstenfeldbruck, und er hat eine Verbindung zum Altmühlsee: Vor einigen Jahren erwarb er im Gunzenhäuser Ortsteil Höhberg einen Bauernhof, auf dem seine Frau einen Reiterhof betreibt.

Viele Verbindungen

NBB-Intendant Molocher, der in seiner oberbayerischen Spielstätte auch inszeniert und kleinere Rollen übernimmt, verfügt laut Rampe über "ein mehr oder weniger festes Ensemble, und er hat viele Verbindungen in die Theaterszene". Er habe lange mit ihm gesprochen und habe ihm auch die Spielstätten am und im Altmühlsee-Informationszentrum (AIZ) gezeigt: "Davon war er total begeistert", erinnert sich der Muhrer Rathauschef.

Also sprach Rampe mit dem Gemeinderat und dem Freundeskreis, und beide zeigten sich interessiert an dieser Lösung. Und bei einem Treffen mit Molocher am Tag vor der Sitzung des Kommunalparlaments zeigte sich dieses "richtig begeistert" von dessen Präsentation und Ideen. Sogar jene Skeptiker, die grundsätzlich bezweifelten, dass Muhr am See überhaupt Festspiele braucht, habe er überzeugen können.

Nach dem grundsätzlichen Ja vom Mittwoch müsse man nun "über Details reden", sagt Rampe. Also über Geld, Werbung, das Bühnenbild und viele andere Dinge. Klar ist jedenfalls: Anders als Schnell und die "Stageworkers" wird Molocher nicht das finanzielle Risiko tragen; das verbleibt künftig bei der Gemeinde, was laut Bürgermeister "mehr Arbeit und mehr Wagnis bedeutet — aber auch mehr Mitspracherecht".

Konsequenterweise hat das Gemeindeoberhaupt auch gleich ein paar Ziele der Zusammenarbeit formuliert:

- Die Dauer der Festspiele soll von etwa drei Monaten auf vier Wochen im Juni und Juli verkürzt werden. Spieltage werden wohl Mittwoch, Freitag und Samstag sein.

- Die Zahl der Stücke wird im ersten Jahr vermutlich auf zwei verringert, ein Kinder- oder Jugendstück wird es nicht geben. - Die Eintrittspreise sollen kräftig sinken: von 27 auf rund 20 Euro; die Ermäßigungen, etwa für Schüler und Studenten, werden deutlicher als bisher ausfallen.

- Die Sitzeinteilung drinnen und draußen soll vereinheitlicht werden; das lästige Ticket-Verwirrspiel im Falle der Verlegung eines Stücks ins AIZ hätte damit ein Ende.

- Das hohe Niveau der künstlerischen Darbietungen soll in jedem Fall gehalten werden; der Anspruch sei höher als bei einem Laientheater.

In der ersten Saison des "Neuen" dürfen sich die Besucher vermutlich auf zwei Bühnenklassiker freuen: Shakespeares "Sommernachtstraum" und dem von Patrick Süskind ("Das Parfüm") verfassten Einakter "Der Kontrabaß". Wobei Rampe von einer Idee Molochers besonders angetan ist: Die Rolle der fünf Handwerker im "Sommernachtstraum" sollen Laiendarsteller aus Muhr am See und Umgebung übernehmen: "Das schafft eine ganz besondere Identifikation mit den Festspielen", ist er sich sicher.

Festspiele in Muhr am See gehen weiter

© privat

Die Proben dafür sollen mit den Profis in Fürstenfeldbruck stattfinden, die Komparsen üben in Muhr — und einige Tage vor der Premiere werdendie beiden Gruppen dann erstmals gemeinsam auf der Bühne stehen.

Finanziell hofft Rampe auf die berühmte "schwarze Null", denn, so sagt er schmunzelnd: "Wir haben alles außer Geld." Aber natürlich sei auch ihm klar, dass "Kultur nicht umsonst zu haben ist". Und so kalkuliert er vorsichtig mit einer 60-prozentigen Auslastung der 190 Sitzplätze, womit er bei zwölf Vorstellungen auf knapp 30 000 Euro Einnahmen käme. Zusammen mit dem enorm wichtigen Engagement des Freundeskreises sowie diversen Förderungen und Zuschüssen müsste man so über die Runden kommen, glaubt er.

Er sei jedenfalls "richtig euphorisch" gestimmt, und auch seine Gemeinderäte habe Molocher mit seinen Ideen "komplett überzeugt". Er sei jedenfalls schon jetzt ganz sicher: "Das kann nur gut werden."

 

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