Führungswechsel bei Steingass in Gunzenhausen

16.4.2018, 18:40 Uhr
Führungswechsel bei Steingass in Gunzenhausen

© Foto: Tina Ellinger

Davon gibt es nach 50 Jahren Arbeitswelt so einige zu erzählen. Und so erinnert sich der Jubilar an die Anfänge seiner beruflichen Laufbahn, als es mangels Lehrstelle in der Region nichts mit dem Traumberuf Koch wurde und er stattdessen eine Ausbildung zum Konditor ansteuerte. "Doch schon nach zwei Wochen habe ich gemerkt, dass das wohl nicht das Richtige für mich war", blickt der 63-Jährige schmunzelnd zurück.

Dann also Verkäufer: Für den aus Schwörsheim im Landkreis Donau-Ries stammenden Dieter Früh war das Kaufhaus in Nördlingen die erste Anlaufstelle, und so trat er im August 1968 in das Unternehmen ein. Zunächst erlernte er dort den Beruf des Verkäufers und setzte anschließend den Einzelhandelskaufmann drauf. Die Mittagspausen wurden gerne im "Hubele" oder im nahegelegenen "Weizenboiz" verbracht, plauderte Jürgen Steingass ein bisschen aus dem Nähkästchen. Auch die Nördlinger Mess war ein beliebter Treffpunkt.

Genau in Erinnerung hat Dieter Früh seinen ersten Eindruck von Gunzenhausen. Dort wollte die Firma Steingass 1976 ein eigenes Kaufhaus eröffnen, weshalb er erstmals in seinem Leben in die Altmühlstadt fuhr, wohin er beruflich wechseln sollte. An einem Mittwochnachmittag war das, weiß er noch gut: "Kein einziges Auto stand auf dem Marktplatz, sämtliche Geschäfte hatten geschlossen. Und da wollen wir ein Geschäft eröffnen?" Und tatsächlich waren es für das Unternehmen keine einfachen Zeiten, auch wenn zur Eröffnung am 1. April 1976 eigens Buslinien eingerichtet worden waren, um Kunden vom Hahnenkamm und aus Merkendorf nach Gunzenhausen zu chauffieren. "Die Rolltreppe war das Ereignis, manche kamen nur deshalb."

Die Flutung der Seen brachte dann die Wende für das Kaufhaus, es ging aufwärts. 1988 wurde Früh zum stellvertretenden Geschäftsführer ernannt, ab 1991 wurde ihm die Verantwortung für die Abteilungen Möbel, Bademoden, Camping, Heimtextilien, Zoo, Sämereien und Christbaumschmuck übertragen. 1999 stieg der begeisterte Fußballer zum Zentraleinkäufer Sport auf, was ihm sehr gelegen kam. "Die Sportabteilung war mein liebstes Kind", bekennt er in seinem Rückblick vor sämtlichen Mitarbeitern und Führungskräften im Gasthof "Adlerbräu". Waren anfänglich für Sportartikel lediglich 25 Quadratmeter Platz reserviert — neben Gardinen und Aussteuer —, hat sich diese Abteilung mittlerweile im 3. Stock eine eigene Etage erobert.

Mit seinem Engagement sei ihm gelungen, was viele Firmen vergeblich versucht hätten: "super gut funktionierende Sporthäuser und Sportabteilungen aufzubauen", lobt Jürgen Steingass seinen treuen Mitarbeiter, der sich auch bei Renovierungs- und Umbauarbeiten nie zu schade gewesen sei, selbst mit Hand anzulegen. Und Umbauten gab es so manche beim "Steingass", hat sich das ehemalige "Kaufhaus mit 48 000 Artikeln" doch in den letzten Jahren zu einem reinen Modehaus entwickelt.

Katharina Strauß folgt nach

Eine Entwicklung, die Dieter Früh von 2002 bis 2015 zusammen mit Hans Lanzer als Geschäftsleiter begleitete und, wie Jürgen Steingass betont, "souverän gemeistert hat". Seit 2015 steht ihm Katharina Strauß als Stellvertreterin zur Seite, die nun seinen Posten einnehmen wird. "Ich war von der ersten Stunde an in Gunzenhausen dabei, es war eine schöne Zeit", erklärt der Jubilar, der sich mit seiner Familie längst in Pfofeld niedergelassen hat, und bedankt sich bei all seinen Wegbegleitern und Mitarbeitern für die vielen gemeinsamen Jahre.

Diese wiederum hatten ebenfalls zahlreiche Worte des Dankes und viele guten Wünsche für den Ruhestand parat, in dem er nun mehr Zeit für seinen Enkel und seine Leidenschaft, das Bergwandern, haben wird. Aber so gänzlich aus dem Berufsleben verabschieden wird er sich noch nicht, unterstützt er doch die nächsten Wochen seine Nachfolgerin mit Rat und Tat und seinen Erfahrungen aus 50 Jahren im Einzelhandel.

Dann ist es Zeit, in den neuen Lebensabschnitt hineinzuwachsen. Und da mischt sich beim Blick in die Runde schon etwas Wehmut in die Stimme: "Die Kunden, die Ansprache mit den vielen Menschen, das werde ich am meisten vermissen."

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