Genuss aus einer Hand

28.8.2015, 13:00 Uhr
Genuss aus einer Hand

© Jürgen Eisenbrand

Die Fahrt von Erzeuger zu Erzeuger ist umständlich, zeitraubend, ökologisch unsinnig – und teuer. Einen Ausweg aus dem Dilemma könnte die Idee von Christian Neulinger weisen.

Der 24 Jahre junge Landwirtschaftsmeister aus dem Pappenheimer Ortsteil Geislohe ist nämlich gerade dabei, einen solchen „Laden“ aufzubauen. Allerdings nicht stationär in einem der größeren Orte im Landkreis. Sondern, wie es bei Menschen dieses Alters üblich ist, im Internet: „Altmuehlmarkt.de“ heißt sein elektronisches Einkaufsparadies für höchste Genüsse aus der Heimat.
„Wir haben zu Hause einen Schäfereibetrieb mit etwa 750 Mutterschafen. Und weil der weitab von der nächsten größeren Stadt liegt, ist es entsprechend schwer, die Tiere zu vermarkten“, erklärt Neulinger sein Motiv, unternehmerisches Neuland zu betreten. „Ich habe mir überlegt, wie ich diese Situation verbessern könnte, und da hatte ich die Idee für ein Online-Portal.“

Also tat er sich mit dem Suffersheimer Metzgermeister Fritz Hüttinger zusammen, einem Mann der ersten Stunde und Vorsitzender des Regionalbuffets, der ihm die Lämmer schlachtfrisch und fachgerecht zerteilt und somit versandfertig macht. Die Auslieferung erfolgt in speziellen  Thermo-Pfandboxen, die das hochwertige Lammfleisch garantiert 48 Stunden lang frisch halten.

Weil aber Lammfleisch alleine wohl nicht genügend Kunden anlocken würde, ging Neulinger gleich noch einen Schritt weiter – und entwickelte seinen virtuellen Regional-Supermarkt. Zehn Kooperationspartner hat er bereits gefunden, allesamt namhafte Erzeuger wie die „Manufaktur Gelbe Bürg“ (Öle, Marmeladen, Nudeln), Allfra („Hesselberger“-Säfte und Seccos) oder die Brennerei Walther in Großweingarten. „Mein Ziel ist es, die Produkte möglichst vieler Hersteller intelligent zu vermarkten“, sagt der Jungunternehmer, der von seiner Freundin Katrin Bauer (24), einer gelernten Dorfhelferin, unterstützt wird.

„Ein virtueller Bauernmarkt“

Derzeit läuft der Webshop noch nebenbei, sein Ziel sei es aber durchaus, „die Landwirtschaft nach und nach zurückzuschrauben und vom ,Altmühlmarkt’ zu leben“, sagt Neulinger. Das Sortiment jedenfalls soll sukzessive wachsen, wobei ihm eines wichtig ist: „Die Produzenten sollen immer im Vordergrund stehen; meine Plattform ist im Grunde so etwas wie ein virtueller Bauernmarkt.“

Damit könnten der rührige Landwirt und seine Freundin Katrin Bauer, eine gelernte Dorfhelferin, ein echtes Problem in der Versorgung mit regionalen Lebensmitteln lösen: die weit verstreuten Einkaufsmöglichkeiten direkt bei den Erzeugern. Dieses Manko hatte bereits im vergangenen Jahr der CSU-Politiker und Moderator Alexander Höhn beklagt. Nach einem elfwöchigen Test, bei dem der Ellinger und seine Familie sich weitestgehend mit Produkten des Regionalbuffets ernähren sollten (wir berichteten), zog er ein zwiespältiges Fazit: Die Produkte seien erstklassig, aber „es ist sehr aufwendig, so zu leben. Der Alltag wird komplizierter, weil man seine Woche, seine Einkäufe viel besser planen muss“.

Informationen für den mündigen, aufgeklärten Verbraucher sind dabei ein wesentlicher Bestandteil seines Geschäftskonzepts. Deshalb steht unter jedem Produkt, wo es herkommt, wer es herstellt und wie es erzeugt wird. „Und außerdem gibt es einen Link, über den jeder Interessent zu unserem Partnerbetrieb weitergeleitet wird und sich dort weiter informieren kann“, so Neulinger.

Auch der Jungunternehmer setzt auf Information – allerdings begnügt er sich nicht mit einem Blick ins Internet: „Ich fahre zu allen Herstellern hin, deren Produkte ich gerne vertreiben möchte, und schaue mir genau an, was dort unter welchen Bedingungen erzeugt wird.“ Erst jüngst war er zu Besuch in Thalmässing, wo die „Altmühltaler Teigwaren“ hergestellt werden, von denen er acht Sorten im Angebot hat. „Dabei ist für mich auch der Umweltaspekt immer ein ganz bedeutsamer.“

Wer für mindestens 20 Euro bestellt, bekommt die Waren versandkostenfrei zugeschickt und kann die Thermo-Boxen – ebenfalls kostenlos – wieder zurücksenden. Wer lieber selber tätig wird, kann sich seine fertig zusammengestellte Lieferung freilich auch selbst abholen. Zentral – und nicht über mehrere Regionalbuffet-Adressen verstreut.

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