Gunzenhausen: "Bestes Rüstzeug für berufliche Zukunft erhalten"

23.7.2018, 06:18 Uhr
Gunzenhausen:

© Wolfgang Dressler

Diesen Eindruck konnte, ja musste man im Bethelsaal der Hensoltshöhe gewinnen. Dorthin hatte die staatliche Schule, deren Sachaufwandsträger der Landkreis ist, zur Abschlussfeier eingeladen. Es war heiß, die Sonne brannte draußen beim Fototermin, die männlichen Abgänger schwitzen in ihren Anzügen, ein Hund war auch im Saal und machte ab und zu durch Bellen auf sich aufmerksam. Die Stimmung war bestens unter den 63 Absolventen, denn mit der mittleren Reife stehen den Jugendlichen und jungen Erwachsenen alle Türen offen.

Das Besondere an diesem Jahrgang war, dass er in den letzten Jahren mit der Einführung des neuen Lehrplans Plus (ab der 7. Jahrgangsstufe) konfrontiert war. Folglich war mehr praxisnahe Arbeit in der Übungsfirma zu erledigen. Die Anforderungen im Fach Mathematik waren vielfältig und hoch. Für manchen Lehrer überraschend entschieden sich die meisten für die Matheprüfung, der kleinere Teil für die Prüfung im Übungsunternehmen.

Schulleiter Thomas Grad sprach von komplexen, aber realitätsnahen Aufgaben der neuen Abschlussprüfung. Er wagte, auch wegen des besagten neuen Lehrplans, den Vergleich mit dem Fosbury Flop, der vor 50 Jahren erstmals angewandt wurde. Die neue Sprungtechnik revolutionierte den Hochsprung. Es ging um den erfolgsgekrönten Wechsel zu einer anderen Methode. Auch die jetzigen Absolventen hätten von ihren Lehrern eine Art Training erhalten und sich so "das neueste und beste Rüstzeug für die berufliche Zukunft" verschafft. Da stand laut Grad nicht nur die Vermittlung der Lehrinhalte im Mittelpunkt, sondern auch die Stärkung von Gemeinschaftsgefühl und Klassengeist, die Lions Quest-Veranstaltungen, der Förderunterricht in drei Fächern und die Nachmittagsbetreuung. Das Projekt "Schule wie vor 100 Jahren" habe neue Einblicke bewirkt.

Die Mitarbeiter am Beruflichen Schulzentrum seien froh, dass die Abschlussschüler so gut auf den nächsten Lebensabschnitt vorbereitet seien. Diesen böten sich nun enorme Chancen. Grad: "Selten haben sich Industrie, Handwerk und Politik so sehr um jeden einzelnen motivierten Auszubildenden bemüht. Selten war es so einfach, seinen persönlichen und beruflichen Fosbury Flop einer wohlwollenden Arbeitswelt zu zeigen."

Das Abschlusszeugnis wurde den Prüflingen aber keineswegs geschenkt. 66 traten an, und 63 schafften es. Die Jahrgangsbesten sind: Alina Loy (Klasse Z 11, Notendurchschnitt 1,50), Fabian Stoll (V 10 A, 1,67), Julia Rodehau (V 10 A, 1,75), Michelle Klostermeyer (Z 11, 1,75), Marcel Eigner (Z 11, 1,75), Tina Seils (V 10 A, 1,78) und Leonie Schellknecht (Z 11, 1,88). Alina Loy präsentierte sich den Teilnehmern der Feier am längsten, denn sie erhielt auch einen dotierten Staatspreis. Dieser wird ab der Gesamtnote 1,50 vergeben.

Wie Landratsvize Robert Westphal schilderte, ging Alina zunächst aufs Simon-Marius-Gymnasium. Die Noten nach der 10. Klasse ließen nichts zu wünschen übrig, doch sie entschied sich für die Wirtschaftsschule. Dort war sie von Anfang an spitze in der Klasse und zeichnete sich durch Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit aus. Die Jahrgangsbeste will nun die FOS in Weißenburg besuchen. Im Gepäck hat sie auch den Förderpreis der Sparkasse Gunzenhausen. Dieter Riehl beglückwünschte so die erfolgreiche Schülerin. Die Raiffeisenbank sponserte wie immer die Blumen für die Absolventen.

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz vermutete, dass die Abgänger von unterschiedlichen Emotionen erfüllt seien. Die Freude über das Erreichte sei wohl am stärksten, daneben gebe es Erleichterung, Wehmut und Vorfreude auf das Kommende. Die jungen Leute würden wohl feststellen, dass die Schulzeit gar nicht so schlecht gewesen sei. Das Lernen werde aber weitergehen, denn es bleibe die Basis für den beruflichen Erfolg.

Auch stellvertretender IHG-Vorsitzender Hans-Georg Degenhart gratulierte. Er ermunterte die Absolventen, in die heimischen Betriebe zu gehen. Degenhart warb insbesondere für die Ausbildung im Groß- und Einzelhandel, denn er selbst ist Geschäftsführer eines Handelsunternehmens. Als Vertreter des Handwerks war Hermann Grillenberger in den Bethelsaal gekommen. Der Oberasbacher machte einst selbst seinen Abschluss an der Wirtschaftsschule. Der Kreishandwerksmeister warb dafür, eine Existenzgründung zu wagen. Als Selbstständiger seien alle Entscheidungen ein gewisses Wagnis, doch dieses könne man durch eine gute Ausbildung minimieren. Deutschland brauche "Unternehmer und nicht Unterlasser", denn in den nächsten Jahren würden sehr viele Betriebsinhaber in den Ruhestand gehen.

Gunzenhausen:

© Wolfgang Dressler

Stellvertretender Schulleiter Wolfgang Förtsch (auch für den Freundeskreis) und Elternbeiratsvorsitzende Fatma Bulduk ehrten die Klassenbesten Fabian Stoll, Timea Fischer und Alina Loy. Das Schlusswort war Schülersprecher Marcel Eigner vorbehalten. Nach seinen Worten hat die Schule die Absolventen dahin geführt, dass sie Gelerntes umsetzen, Verantwortung übernehmen und eine eigene Meinung entwickeln können. Nicht zuletzt bleibe die Abschlussfahrt nach Prag in bester Erinnerung.

 

 

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