Gunzenhausen: Helfer in schwierigen Stunden

23.1.2017, 17:30 Uhr
Gunzenhausen: Helfer in schwierigen Stunden

© Marianne Natalis

Die Besuchergruppe zeigte sich sichtlich beeindruckt von der Größe des Unternehmens und der hellen und freundlichen Atmosphäre. Besonders bemerkenswert war aber für die beiden Vorsitzenden Stefan Meier (Gunzenhausen) und Stefan Kühleis (Weißenburg), dass der Betrieb ein echtes Familienunternehmen ist: Neben Birgitt Bajorek wirken dort drei ausgebildete Bestattungskräfte mit, und zwar ihre beiden Söhne Patrick und Dustin sowie Schwiegersohn Lukas Hennek. Tochter Marie schließlich arbeitet im Büro.

Schon Birgitt Bajoreks Großmutter kümmerte sich als städtische Leichenfrau in Gunzenhausen um die Verstorbenen. Nach deren Tod gründete Tochter Heidemarie vor über 30 Jahren das Bestattungsunternehmen, das immer noch ihren Namen trägt. Lange Jahre in der Austraße beheimatet, begannen die Bajoreks 2009 mit der Suche nach einem passenden Grundstück und wurden nicht weit entfernt in der Weißenburger Straße fündig. Doch das Grundstück barg einige unliebsame Überraschungen in Form von Altlasten der ehemaligen Autowerkstatt in sich. Letztendlich konnten die Probleme gelöst werden, im Oktober 2011 war Baubeginn auf dem knapp 3000 Quadratmeter großen Gelände.

Bei der Planung, erzählt Birgitt Bajorek ihren Gästen, waren alle Mitarbeiter – neben den Familienmitgliedern gibt es noch fünf Teilzeitkräfte – eingebunden. Jeder Raum sei gemeinsam besprochen worden. Dass viel Fachwissen in den Neubau eingeflossen ist, wird allen bei der Führung schnell deutlich. Allein das moderne Kreuz in der Trauerhalle spricht hier Bände.

Von einem Künstler gestaltet, können die Einzelteile verschoben werden, sodass ein abstraktes Gebilde entsteht. So kann das christliche Symbol, falls von nicht- oder andersgläubigen Menschen gewünscht, einfach verändert werden – ohne dass es abgehängt werden muss. Das war Birgitt Bajorek sehr wichtig. Bis jetzt, berichtet sie, musste das Kreuz aber noch nie verdreht werden.

Drei Jahre dauert die Ausbildung zum Bestatter, auf dem Lehrplan stehen Die Beschaffenheit des Erdreichs und Bestattungskultur ebenso wie Holzarten und natürlich rechtliche Voraussetzungen. Auch wichtige Grundlagen zur Führung eines Betriebs, Rechnungswesen und Betriebswirtschaftslehre werden unterrichtet, berichtet Patrick Bajorek. Und natürlich wird man auf das Thema Tod und den Umgang mit Trauernden vorbereitet.

Eigentlich rund um die Uhr muss das Bestattungsinstitut erreichbar sein, der Tod hält sich nicht an normale Öffnungszeiten. Bei Unfällen müssen die Mitarbeiter des Bestattungsinstituts innerhalb von einer Stunde vor Ort sein. Auch zu Selbstmorden, etwa auf Bahngleisen, werden sie gerufen. Das sind oft schlimme Bilder, die man nicht so einfach wegsteckt, gibt Patrick Bajorek offen zu.

Und es gilt, Fristen einzuhalten. Frühestens nach 48 Stunden darf, spätestens nach 96 Stunden muss der Verstorbene bestattet werden, denn auch die Kühlung – über die der Betrieb selbstverständlich verfügt – hält die Verwesung nicht auf. Wenn doch mehr Zeit notwendig ist, kann beim Landratsamt eine Ausnahmegenehmigung erwirkt werden.

Das Bestattungsunternehmen Bauer bietet seinen Kunden auf Wunsch eine Rundumbetreuung. Die Mitarbeiter kümmern sich um den Papierkram, geben den Angehörigen hilfreiche To-do-Listen mit, bereiten Aussegnung, Trauerfeier und die eigentliche Bestattung vor. Auch ein Café ist vorhanden, wo sich die Trauergemeinde nach dem Abschied von dem Verstorbenen zusammensetzen kann.

Früher wurden die sterblichen Überreste ganz selbstverständlich auf dem Friedhof beerdigt. Das hat sich nach Worten von Birgitt Bajorek sehr gewandelt, mittlerweile gibt es mehr Feuer- als Erdbestattungen. Und vielfältige Möglichkeiten, die vom Urnengrab über den Friedwald bis hin zur Seebestattung reichen. Dazu kommen Modetrends wie die Möglichkeit, aus einem Teil der Kremierungsasche einen synthetischen Diamanten herzustellen. All dies muss mit den Angehörigen besprochen werden. Es gibt aber auch eine ganze Reihe Kunden, die ihre Wünsche bereits vor ihrem Tod mit dem Bestattungsunternehmen besprechen.

Beim Rundgang durch die Räumlichkeiten konnten die Gäste auch hinter die Kulissen blicken, die für Besucher normalerweise tabu sind. Dazu gehört etwa der Hygieneraum, wo die Verstorbenen gewaschen und für die Bestattung vorbereitet werden. Auch ein Kühlraum gehört zur Ausstattung.

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