Gunzenhausen: Im Rathaus kracht es kräftig

14.8.2017, 17:38 Uhr
Gunzenhausen: Im Rathaus kracht es kräftig

© Alfred Müller

Fitz bezeichnet jenen Vorwurf als "an Dreistigkeit nicht zu überbieten", spricht von "unverschämten Anschuldigungen", von "fehlender Loyalität gegenüber der Stadt Gunzenhausen" — und legt seinem Stellvertreter recht unverblümt den Rücktritt nahe: "Dr. Neumann sollte sich fragen, ob er der Ausübung des Amtes eines 2. Bürgermeisters würdig ist."

Zumal Neumann laut Fitz sogar gegen die Interessen der Stadt handle. Etwa, wenn er im juristischen Streit um die Vergabe der Ausrichtung der Kirchweih dem unterlegenen Bewerber Oliver Höhn nicht nur empfehle, gegen die Stadt zu klagen, sondern "ihm sogar einen Rechtsanwaltskollegen aus Nürnberg vermittelt". Dies habe ihm Höhn bei mehreren Gelegenheiten bestätigt, so Fitz: "Dass ein stellvertretender Bürgermeister, der von den Stadträten aus ihrem Kreis gewählt wurde, die Gunzenhäuser Kirchweih sabotiert, hat es wohl noch nie gegeben."

Aber Fitz’ Unmut richtet sich nicht nur gegen seinen Vize, sondern generell gegen die Vorwürfe, die die SPD bei ihrer Mitgliederversammlung gegen ihn erhoben hat. Etwa den von Stadtrats-Fraktionschefin Angela Schmidt, die Stadt versage bei der Grundstückspolitik.

Richtig sei dagegen, so der Angegriffene, "dass derzeit in Frickenfelden 50 Bauplätze entstehen, die dieses Jahr noch erworben werden können". Daneben liefen Planungen "für ein 27 000 Quadratmeter großes Areal östlich der Nürnberger Straße, an der Weißenburger Straße werde geplant beziehungsweise gebaut, ebenso an der Osianderstraße, der Albert-Schweitzer- und der Jahnstraße sowie in einigen Ortsteilen: "Diese Beispiele belegen, dass sich die Stadt und ich als Bürgermeister immens ins Zeug legen, damit Wohnraum entsteht."

Die Klage Angela Schmidts, die SPD-Fraktion werde von Fitz und seiner Verwaltung nicht rechtzeitig und zudem unzureichend informiert, bezeichnet Fitz als "unrichtig. Alle Stadträte werden gleichermaßen umfassend informiert." Er habe der SPD sogar angeboten, "bei Bedarf in deren Fraktionssitzung zu kommen und dort für Fragen zur Verfügung zu stehen". Und sei abgeblitzt.

Dauerbrenner Stadthalle

Ein Dauerbrenner der Sozialdemokraten ist auch die Stadthallensanierung. Fitz ernte nur, was sein Vorgänger Joachim Federschmidt gesät habe — und zudem hätte der das Projekt deutlich billiger umgesetzt.

Fitz’ Replik darauf fällt eindeutig aus: Eine Studie zur Sanierung und Modernisierung habe bereits Federschmidts Vorgänger angeschoben — passiert sei danach, abgesehen "von einzelnen Maßnahmen, um die Nutzbarkeit der Stadthalle einigermaßen aufrechtzuerhalten", nichts. Im Herbst 2013, ein halbes Jahr vor seiner Abwahl, habe Federschmidt selbst in einer Sitzung im Rathaus eingeräumt, "dass das Weiterschieben der Hallensanierung Riesenprobleme gebracht habe und dass Wasser eindringe", hat Fitz bei einer Recherche in alten Sitzungsprotokollen nachgelesen. Aber auch danach habe sein Vorgänger nichts unternommen, erst nach seinem Amtsantritt am 1. Mai 2014 habe er "die erforderlichen Schritte eingeleitet".

Gunzenhausen: Im Rathaus kracht es kräftig

© Foto: Limes-Luftbild

Dass die heuer im Frühjahr begonnene Sanierung nun 16 statt zehn Millionen Euro kostet, wie ihm die SPD vorwirft, begründet Fitz damit, "dass das damalige Sanierungskonzept mit dem jetzigen nicht vergleichbar" sei. Der SPD-Kreisvorsitzende Harald Dösel, der Fitz in diesem Punkt attackiert hat, verschweige auch, "dass die Gesamtfläche der Halle um circa 1000 Quadratmeter erweitert wird. Allein der Kostenanteil hierfür beläuft sich auf 3,45 Millionen Euro", so Fitz. Zudem seien die Baupreise seit damals allgemein stark gestiegen, und allein die neue Honorarordnung für Architekten und Ingenieure von 2013 verteuere das Projekt "um mehr als eine Million Euro".

Die Behauptung der Genossen, unter Federschmidt hätte die Stadt für die Hallensanierung Fördermittel bekommen, nennt Fitz eine "bloße, unbelegte Behauptung". Fakt sei, dass sein Vorgänger "bis zum Ende seiner Amtszeit solche weder beantragt, noch zugesagt oder sogar vorbeschieden bekommen" habe. Und es bleibe die Frage, "warum er hier keine Fördermittel beantragt hat, wenn es solche angeblich gegeben hätte".

Gute Lösung ohne Wand

Ähnlich unzufrieden ist Fitz mit der Arbeit des Vorgängers in Sachen Hochwasserschutz. Er habe von Joachim Federschmidt Pläne übernommen, die vorsahen, "dass entlang der Altmühlpromenade eine bis zu 1,40 Meter hohe Wand errichtet werden soll". Eine Vorstellung, vor denen vielen Gunzenhäusern graute. Fitz habe dann alle Seiten an einen Tisch geholt, und mit Hilfe eines Bürger-Workshops habe man nun eine gute Lösung, die ohne Wände auskommt.

Spürbar angefressen ist Fitz auch beim Thema "Spielplatz Frankenmuther Straße", bei dem die SPD ebenfalls mit "falschen Behauptungen" argumentiere. So stimme es keineswegs, dass die Stadt das betreffende Gelände einst zum Grünflächenpreis gekauft habe, wie Neumann in der SPD-Versammlung darlegte. Vielmehr habe der Verkäufer für einen Teil des Areals zwei Grundstücke am Reutberg erhalten, für den Rest habe die Stadt "sogar mehr als den angesetzten Baulandpreis bezahlt". Im Übrigen, fügt der Rathauschef hinzu, liege der Verkauf inzwischen 43 Jahre zurück.

Sein Stellvertreter habe sich, so Fitz, "nicht einmal die Mühe gemacht, seine falschen Behauptungen, zum Beispiel durch Nachfragen im Rathaus, zu überprüfen". Und er wirft dem Juristen vor, die "Öffentlichkeit bewusst angelogen und die Stadt Gunzenhausen unverdient in ein schlechtes Licht gerückt" zu haben.

Darüber hinaus sah sich Fitz auch veranlasst, sich vor seine Mitarbeiter im Rathaus zu stellen, denen gegenüber sich "einige Mitglieder der SPD-Fraktion wiederholt respektlos und beleidigend" geäußert hätten. Gegen diese "fortwährenden Verunglimpfungen" wolle er sich "entschieden verwahren". Seine Verwaltung mache "eine hervorragende Arbeit".

 

1 Kommentar