Gunzenhausen: Oettinger wird rückgebaut

27.10.2016, 07:22 Uhr
Gunzenhausen: Oettinger wird rückgebaut

© Wolfgang Dressler

Was stellvertretender Stadtbaumeister Thomas Hinterleitner vorschlug, überzeugte das Gremium. Die Oettinger Straße zwischen der Altmühlbrücke und der Firma Ulrich ist vielbefahren und sehr breit, nämlich 8,50 Meter. Sehr bescheiden fällt dagegen an der Seite der Radweg (in beiden Richtungen befahrbar) aus, den auch Fußgänger benutzen können. Hier beträgt die jetzige Breite etwa zwei Meter. Brennpunkte sind die Firmenzufahrten von Lithonplus und Ulrich, es gibt aber noch weitere Ein- und Ausfahrten. Besonders schwierig erschien lange Zeit die Situation bei der Firma Ulrich, denn dort waren hart am Rande des Grundstücks Anhänger gelagert. Inzwischen hat das Unternehmen ein benachbartes Grundstück mieten können — späterer Kauf vielleicht möglich — und platziert dort die Anhänger. Jedenfalls ist es für die vielen Radfahrer und Fußgänger neben der Oettinger Straße derzeit nicht leicht. An der Zufahrt zu Lithonplus ist bei einem Unfall ein Radler über den Haufen gefahren worden.

Die Situation hält nicht nur das Bauamt, sondern auch Bürgermeister Karl-Heinz Fitz für unbefriedigend, und das in einer Stadt, die Schritt für Schritt die Wege für den Radverkehr erleichtern und verbessern will. Der Bauausschuss sah das bei früheren Entscheidungen genauso und folgte auch diesmal den Empfehlungen der Verwaltung, den Rückbau der Straße in die Wege zu leiten. Demnach wird es ab 2017 einen 4,0 Meter breiten Geh- und Radweg geben. Er wird durch ein Hochbord und möglicherweise auch durch einen Farbstreifen von der schmaler gewordenen Fahrbahn für Autos abgegrenzt sein. Dass für die Kraftfahrzeuge nur noch 6,50 Meter zur Verfügung stehen werden, sahen die Stadträte nicht als problematisch an. In dem genannten, 345 Meter langen Bereich von der Walburga-Statue an der Brücke bis auf Höhe der Firma Ulrich hält sich der Schwerlastverkehr in engen Grenzen, denn die Altmühlbrücke darf von schweren Fahrzeugen nicht benutzt werden.

Hoher Fördersatz?

Das Bauvorhaben soll nächstes Jahr umgesetzt werden und wird wohl um die 190 000 Euro kosten. Wie schon im Fall der Theodor-Heuss-Straße will die Stadt eine besonders hohe Förderung erreichen: Geld vom Freistaat könnte aus der „Kommunalrichtlinie“ fließen, und dafür muss die Stadt im ersten Quartal 2017 einen Antrag stellen. Sollte alles wie gewünscht laufen, wird eine Förderquote von 50 Prozent erreicht. Den verbleibenden städtischen Anteil bezifferte der Bürgermeister auf schätzungsweise 100 000 Euro.

Wie immer wird das entscheidende Wort bei den anstehenden Haushaltsberatungen gesprochen werden. Nach dem eindeutigen Votum des Bauausschusses darf es als sicher gelten, dass der Rückbau der Oettinger Straße in den 2017er-Etat aufgenommen wird. Das Projekt gefiel nicht nur der passionierten Radfahrerin Helga Betz (Grüne), sondern auch den anderen Ausschussmitgliedern. Manfred Pappler (CSU) wies auf die Stadt Nürnberg hin, wo mittlerweile die Radwege an den neuralgischen Punkten stets eine rote Oberfläche erhalten. Bürgermeister Fitz ist auch dafür — an der Theodor-Heuss-Straße wurde es ja praktiziert —, will aber flexibel bleiben und den roten Streifen nur dort zum Einsatz bringen, wo er optimal passt und es die Situation erfordert.

Bevor die Stadt in der Oettinger Straße den neuen Geh- und Radweg baut, werden sich die Stadtwerke einschalten. Sie werden genau dort Gas-, Wasser- und Stromleitungen in den Untergrund verlegen. Und damit nicht genug: Am Rande des großen Parkplatzes, also auf der anderen Seite der Oettinger Straße, werden die Stadtwerke ein neues Trafohaus bauen. Es wird das bestehende an der Altmühlpromenade (beim Gasthaus Lehner) ergänzen und mehr Sicherheit bei der Stromversorgung mit sich bringen, nicht zuletzt für das Gewerbegebiet Nord.

Abstellplätze in Stadtmitte

Auch am Markplatz soll etwas für die Radfahrer geschehen. Die vielen „wilden“ Fahrradabstellplätze — es handelt es sich um Metallkonstruktionen mit oder ohne Werbung — sind gestalterisch nicht gerade ein Highlight. Dass Bedarf für Abstellplätze besteht, zeigt die Neuerung im Sträßchen „Zur Promenade“, wo die Stadt große Metallbügel anbringen ließ, die sehr gut angenommen werden. Jetzt soll es auf dem Marktplatz selbst weitergehen. Das Bauamt denkt an bis zu 39 Abstellplätze aus Metall mit einem Pfosten, der in den Boden ragt. Dort könnten dann bis zu 78 Fahrräder geparkt und abgeschlossen werden. Möglichkeiten sieht die Verwaltung vom Café Schmidt bis zur Gewerbebank, und zwar auf beiden Seiten des Platzes.

Von der Firma Grillenberger liegt ein erster „Prototyp“ vor. Dieser muss noch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Jetzt sollen erst einmal die Fraktionen darüber beraten, dann wird auch der Einzelhandel gehört, und schließlich soll der Bauausschuss das konkrete Vorgehen beschließen. Wenn es nach dem Bürgermeister geht, werden sich schließlich neben den 39 neuen Abstellbügeln keine weiteren mehr im Zentrum befinden. Das müsste dann eventuell über eine Satzung geregelt werden.

 

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