Gunzenhausen: Update für ÖPNV gefordert

23.1.2019, 06:25 Uhr
Gunzenhausen: Update für ÖPNV gefordert

© Jürgen Eisenbrand

Noch sei die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel viel zu kompliziert, hat der 26-Jährige, der auch Stadtrat in seiner Heimatgemeinde Herzogenaurach ist, erkannt: unübersichtliche Zonen, Tarif-Wirrwarr, das umständliche Zahlen mit Bargeld, unregelmäßige Taktzeiten und Fahrtrouten – all das erschwere jenen, die nur ab und zu mit "Öffentlichen" fahren wollen, das Leben.

"Die Hemmschwelle, den Bus zu nutzen, ist groß", sagt der Jurist und Unternehmensberater. Und die Menschen dazu zu drängen, ÖPNV-Abos abzuschließen, führe nicht weiter. Wichtig sei ein unkompliziert zu nutzender "Verkehrsmix", damit gerade die jüngere, eventuell noch flexiblere Generation auch "einzelne Fahrten mit dem Bus unternimmt".

Ihre Forderungen für die Zukunft des ÖPNV hat die JU in einem dreieinhalbseitigen "Positionspapier" zusammengefasst und an die Landtagsfraktion weitergeleitet. Die Kernpunkte dieses Papiers trug Körner den etwa 20 Zuhörern an diesem Abend vor — angereichert mit persönlichen Erfahrungen aus Herzogenaurach und aus Estland. Den baltischen Staat hat der Nachwuchs-Politiker mit einer JU-Delegation besucht und dabei festgestellt: "Die sind uns beim Thema Digitalisierung weit voraus; wir sind bei jedem Gespräch zu diesem Thema immer kleiner geworden."

Kosten sind gedeckelt

Als weiteres Beispiel für ein modernes und einfaches Bezahlsystem nannte Körner London: Dort halte ein Bus- oder Bahnfahrer seine EC-Karte einfach beim Ein- und Ausstieg an ein Lesegerät – und bekomme am Monatsende eine Abrechnung. Und der "Clou" sei, so Körner: Die Kosten fürs Bahnfahren seien gedeckelt, nach einer relativ geringen Zahl von Fahrten seien alle weiteren quasi kostenlos. "Das ist einfach, erfordert keine Beschäftigung mit komplizierten Tarifsystemen und ist ideal für eine spontane Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel."

Dagegen sei das vom hiesigen VGN als Innovation angepriesene "Handy-Ticket" schon wieder hochkompliziert, denn: "Auch das muss ich im Voraus buchen, das will ich aber nicht; ich will flexibel bleiben!" Die Möglichkeiten, die die Digitalisierung in diesem Bereich böte, "sind enorm", schwärmt Körner. "Und man hat das Gefühl: Ganz Europa nutzt sie, nur wir nicht." Unkomplizierte elektronische Tickets gebe es in Estland übrigens bereits seit 2002, fügt er hinzu.

Das Rufbus-System, das in Gunzenhausen am 1. Januar eingeführt wurde, hält Körner prinzipiell für interessant, auch Herzogenaurach denke derzeit darüber nach. Allerdings: Sich einen Bus eine volle Stunde vorher per Telefon ordern zu müssen, sei für manche potenziellen Kunden "ein Hemmnis; das muss auch per App möglich sein". Zudem müsse "der Kunde immer wissen, wo der Rufbus gerade ist", was mit GPS kein Problem sei. Und es müsse möglich sein, den Bus auch kurzfristig zu rufen: "Der Fahrer muss auf Anfragen reagieren können, auch wenn er schon unterwegs ist."

In seinem Positionspapier, an dem übrigens auch der Gunzenhäuser JU-Vorsitzende Manuel Blenk mitgewirkt hat, fordert der CSU-Nachwuchs, dass "gerade in den ländlichen Regionen der Busverkehr massiv ausgebaut werden" müsse. Ziel sei ein Bus-Stundentakt für alle Gemeinden in Mittelfranken, eine gute Anbindung in die größeren Städte auch am Freitag- und Samstagabend sowie der Ausbau von Nachtbuslinien. Die konkrete Ausgestaltung müsse dabei "bei den Gebietskörperschaften vor Ort" liegen, "Kirchturmdenken und lokale Hemmnisse" dürfte dabei einem "stimmigen Konzept für ganz Mittelfranken nicht im Wege stehen".

"Nicht mehr zeitgemäß"

Hart ins Gericht geht die JU mit der "komplizierten Struktur des VGN". Sie sei "zu träge, um mit den Herausforderungen der Zukunft mithalten zu können und krankt an einem Demokratiedefizit". Preis- und Tarifgestaltung seien "kaum mehr nachvollziehbar", die Einteilung in Tarifzonen "nicht mehr zeitgemäß" und "eine politische Einflussnahme schwer möglich". Deshalb fordert die JU: "Die VGN GmbH soll in öffentliche Trägerschaft überführt werden und zum Mobilitätsdienstleister Mittelfranken ausgebaut werden."

Einer der Zuhörer in der "Post" hörte sich Körners gut halbstündiges Referat ganz besonders aufmerksam an: Stadtwerke-Chef Roland Dücker, dessen Kommunalunternehmen die Gunzenhäuser Buslinien mit einem derzeitigen Jahresdefizit von rund 300 000 Euro betreibt. Ihm habe, monierte er anschließend schmunzelnd, dabei das Wort "Finanzierung" gefehlt. Und er regte an, dass die Landkreise finanziell "so ausgestattet werden, dass sie den ÖPNV flächendeckend anbieten können".

Eine Forderung, der sich Körner umgehend anschloss, auch wenn dies sehr teuer werde. Aber, so fügte er hinzu: "Die Menschen erwarten das von uns. Und Politiker müssen sich nach den Erwartungen der Menschen richten."

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