Gunzenhausen: Von der Polizei in die Politik

3.11.2018, 16:32 Uhr
Gunzenhausen: Von der Polizei in die Politik

© Jürgen Eisenbrand

"Landtagsabgeordneter Wolfgang Hauber" – wie hört sich das für Sie an?"

Wolfgang Hauber: (lächelt) Na, gut hört sich das an! Das ist etwas, worauf ich lange hingearbeitet habe. Ich bin ja schon lange immer wieder eingesprungen, wenn unsere Partei einen Kandidaten gebraucht hat, und ich habe dabei auch etliche Achtungserfolge erzielt. Aber diesmal, dieses Landtagsmandat, das wollte ich wirklich, da habe ich ein Jahr lang mit 110 Prozent dafür gekämpft.

 

Sie sind 59, haben einen guten Job – warum tun Sie sich das Haifischbecken Politik an?

Hauber: Weil es Spaß macht. Ich bin Kommunalpolitiker mit Leib und Seele, betrachte das als ein Ehrenamt für das eigene Umfeld. Ich sehe aber auch, dass im Landtag Gesetze entstehen, die sich negativ auf die Kommunen und ihre Bürger auswirken, die Straßenausbaubeitragssatzung, die Strabs, war so ein Beispiel. Deshalb will ich mich als Freier Wähler im Landtag engagieren.

 

Nach vielen Wahlkämpfen, etwa auf kommunaler Ebene oder für den Bundestag, sind Sie nun als Abgeordneter im Landtag. War das Ihr eigentliches Ziel, oder war Ihr Motto: egal wohin, Hauptsache raus aus der Polizei-Uniform?

Hauber: Nein, überhaupt nicht. Ich bin, beziehungsweise war, ein hundertprozentiger Polizeibeamter, und es schmerzt mich schon, dass ich künftig keine Uniform mehr tragen werde. Aber es beginnt eben jetzt ein neuer, spannender Lebensabschnitt. Bei der ersten Fraktionssitzung gleich nach der Wahl habe ich mich ungefähr so gefühlt wie am ersten Schultag.

 

Wie lange werden Sie die Uniform eigentlich noch tragen?

Hauber: Am kommenden Montag ist die konstituierende Sitzung des Landtags, und weil bei uns Gewaltenteilung herrscht und ich nicht gleichzeitig Legislative und Exekutive sein kann, also gesetzgebende und ausführende Gewalt, werde ich von da an beurlaubt, ohne Dienstbezüge.

 

Dann hat Bayern wieder einen Polizeibeamten weniger, und das, obwohl es schon bisher an Polizisten mangelt. Glauben Sie, in Ihrer neuen Funktion daran etwas ändern zu können?

Hauber: Ich denke schon, denn ich bin jetzt da, wo etwas entschieden wird. Allerdings hängt das natürlich davon ab, in welchen Ausschüssen ich sitzen werde. Der Innenausschuss, der für Innere Sicherheit, kommunale Angelegenheiten und Sport zuständig ist, wäre da natürlich besonders interessant und auch sinnvoll. Da wäre ich sicher richtig aufgehoben, zumal ich der einzige Polizist in unserer Fraktion bin.

 

Welche Politikbereiche liegen Ihnen, neben der Inneren Sicherheit, noch besonders am Herzen?

Hauber: Das Thema Pflege treibt mich um, aber da werde ich wohl nicht in den Ausschuss kommen, da gibt es andere Fachleute in der Fraktion. Kommunale Angelegenheiten interessieren mich besonders und auch der Ausschuss für den Öffentlichen Dienst, denn da geht es unter anderem um Planstellen für Lehrer und Polizei.

 

Sie haben angekündigt, weiter im Stadt- und Kreisrat bleiben zu wollen. Weil Sie ein Landtagsmandat nicht auslastet?

Hauber: (lacht) Nein, sicher nicht deshalb. Erfahrene Kollegen haben mich vorgewarnt, dass jetzt wohl 70- bis 80-Stunden-Wochen auf mich zukommen werden. Aber ich brauche die Erdung durch die Kommunalpolitik, aus der ich komme. Und es wäre ein ganz falsches Signal, wenn ich davon plötzlich nichts mehr wissen wollte. Gerade als Freier Wähler.

 

Gerhard Wägemann wird 2020 wohl aufhören, der Landkreis braucht einen neuen Landrat. Ist das eine Option für Sie?

Hauber: Nein.

 

Warum nicht?

Hauber: Na ja, die Erfolgsaussichten wären da schon relativ schlecht. Ich bin Realist: Ich hatte bei der Landtagswahl 13 Prozent, Manuel Westphal um die 42. Ich hoffe, die Freien Wähler werden hier einen anderen Kandidaten ins Rennen schicken können, Gespräche darüber laufen schon.

 

Noch mal zurück zu Ihrem Alter: Wie viele Wahlperioden könnten Sie sich im Landtag vorstellen? Ist nach einer Schluss, nach zweien – oder wollen Sie, wie diesmal der fast 82-jährige Helmut Markwort, als Alterspräsident im Jahr 2038 die erste Rede im neuen Landtag halten?

Hauber: (lacht) Nein, das ganz sicher nicht. Ich mache das allein abhängig von meiner Gesundheit und meiner Leistungskraft. Theoretisch hätte ich ja als Polizist schon nächstes Jahr, mit 60, in Pension gehen können, weil ich 30 Jahre Schichtdienst absolviert habe. Ich habe sicher nicht das Problem, nicht rechtzeitig aufhören zu können. Und wenn mich in München alle ärgern, dann sage ich schon nach fünf Jahren: Ihr könnt mich alle gernhaben. Außerdem wird auch der Wähler hier ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben.

 

Sie werden künftig 8163 Euro verdienen, dazu kommen 3453 Euro steuerfreie Kostenpauschale. Der Umzug ins Maximilianeum lohnt sich also für Sie, oder?

Hauber: Es ist sicher kein finanzieller Rückschritt. Aber ganz ehrlich: Ich habe bis vor ein paar Tagen nie nachgeschaut, was ich im Falle des Falles eigentlich verdienen würde. Ich mache das aus Überzeugung, aus Freude am Amt, für die Menschen hier in der Region. Das Polizei-Attribut "Freund und Helfer" möchte ich gerne als Politiker weiter beibehalten.

0 Kommentare