Gunzenhausen: Zwei Metzgereien in Not

14.10.2017, 07:02 Uhr
Gunzenhausen: Zwei Metzgereien in Not

© Sven Hoppe/dpa

Ernste Mienen bestimmten am Freitag das Bild in der Rebelein-Zentrale im Gewerbegebiet Nord in Gunzenhausen. Metzgermeister Johann Rebelein und seine Frau Gabi hatten wie immer viel zu tun, doch die Zeit für den Altmühl-Boten nahmen sie sich, denn es geht nicht zuletzt darum, die Bevölkerung zu informieren, die Geschäftspartner zu beruhigen und ungünstigen Gerüchten vorzubeugen. Für den renommierten Betrieb hat das Amtsgericht Ansbach den Rechtsanwalt Joachim Exner zum Insolvenzverwalter bestellt. Johann Rebelein betont aber im gleichen Atemzug, dass er selbst weiter die Geschäfte führt, dass weiterhin ganz normal geschlachtet, produziert, verkauft und geliefert wird. Rebelein: "Ich bleibe der Chef." Er müsse sich natürlich eng mit dem Insolvenzverwalter abstimmen. Doch nicht nur der Betrieb gehe normal weiter, sondern auch die Qualität werde wie eh und je hochgehalten, da würden selbstverständlich auch jetzt keine Abstriche gemacht.

Gerade eben sei der Viehhändler dagewesen und man habe sich wegen einer Lieferung am Montag verständigt. Die Zentrale in der Stritt 16 bleibe ebenso offen wie die Filiale in der Weißenburger Straße 88 und die beiden anderen Verkaufsstellen in Ornbau und Windsbach. Bereits seit dem letzten Jahr ist Rebelein nicht mehr in Dittenheim vertreten. Seit einigen Tagen ist die Verkaufsstelle am mittleren Marktplatz zu — dabei handlle es sich um einen Sonderfall.

Zu den Gründen für den Insolvenzantrag äußern sich die Rebeleins nur vage. Da ist davon die Rede, dass man sich von "bestimmten Lasten" trennen wolle. Auf Nachfrage hieß es, eine Filiale sei schlecht gelaufen, hier habe man eine Lösung suchen müssen, und genau das tue man jetzt. Mehr könne man aber derzeit nicht sagen, um den Erfolg der eingeleiteten Maßnahmen nicht zu gefährden.

Johann Rebelein will auch seinem rund 30-köpfigen Team die Treue halten und geht fest davon aus, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht. Was ihm seit Jahr und Tag die Stimmung vermiest, ist die Tatsache, dass das Metzgerhandwerk so schwer Lehrlinge findet. Früher wurde rege ausgebildet, viele frischgebackene Gesellen blieben im Betrieb, sie kannten sich optimal aus, es lief rund. Heutzutage sucht der Metzgermeister händeringend gerade nach Fleischereifachverkäuferinnen, die die Kundschaft zur hundertprozentigen Zufriedenheit bedienen. Mit den angelernten Kräften könne man einfach nicht so arbeiten wie mit den qualifizierten, lautet seine Erfahrung gerade aus den letzten Jahren. Er würde eine solche gelernte Verkäuferin sofort einstellen, wenn sich eine bei ihm melden würde.

Damit noch einmal zur Filiale im Gebäude Marktplatz 36: Dort ist Rebelein nur Unterpächter, Hauptpächter ist eine regionale Bäckerei, die den vorderen Bereich der Filiale belegt. Als diese Bäckerei vor einigen Monaten in finanzielle Turbulenzen geriet, kündigte die Firma Rebelein den Mietvertrag vor dem Hintergrund, dass sie keinesfalls Hauptpächterin sein wollte. Genau das wäre nämlich geschehen, falls die Bäckerei ersatzlos dichtgemacht hätte. Inzwischen hat sich für das Backunternehmen eine neue Lösung gefunden, sodass die Chance besteht, dass es an diesem Standort wie früher weiterläuft. Das aber müsse noch ausgehandelt werden, es hänge alles von dem Backunternehmen ab. Bei der Filiale am Gunzenhäuser Marktplatz handle es sich aber nicht um die Filiale, die so viele Probleme mit sich bringe, betonen Johann und Gabi Rebelein.

Zahlungen blieben aus

Der zweite Insolvenzfall betrifft die Metzgerei Eiden in der Ostvorstadt, Lindleinswasenstraße 29. Inhaberin ist Sabine Kaminski. Auch sie musste den nicht leichten Gang zum Insolvenzgericht antreten. Metzgermeister Stefan Kaminski äußert sich gegenüber dem Altmühl-Boten so: "Wir hätten es nicht machen müssen, aber wir machten es, um unsere Ruhe zu bekommen." Er meint damit, dass das Unternehmen zum einen Ware lieferte, aber mitunter bei der Kundschaft auf eine schlechte Zahlungsmoral stieß, und dass zum anderen an eine Krankenkasse Zahlungen zu leisten waren (Krankengeld). Die Schere zwischen Einnahmen und Verpflichtungen ging zuletzt so weit auseinander, dass die Insolvenz als der notwendige Schritt erschien.

Laut dem Metzgermeister läuft es jetzt ähnlich weiter wie bei der Firma Rebelein. Der Laden bleibt ganz normal offen, auch die Filiale in Wassermungenau, und die Kunden bekommen alles so, wie es bisher der Fall war. Man könne von einer vorläufigen Insolvenz mit Betreuung sprechen, und man sei bereits auf einem guten Weg, um wieder ins richtige finanzielle Fahrwasser zu kommen. Der eigene Insolvenzantrag habe nichts mit dem der Firma Rebelein zu tun, merkt Stefan Kaminski noch an.

Für die Handwerksbetriebe im Lebensmittelbereich waren zuletzt deutschlandweit bedenkliche Zahlen veröffentlicht worden, gerade für die Metzger und Bäcker. Die Zahl der eigenständigen Betriebe geht dramatisch zurück. Neugründungen sind bei den Metzgern die Ausnahme, und die bestehenden Familienbetriebe müssen sich gegen die Großen der Branche und gegen die Supermärkte behaupten. Als Hauptursache wurde aber vom Deutschen Fleischer-Verband der "flächendeckende Mangel an qualifiziertem Fachpersonal"genannt.

 

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