Gunzenhausens Hochbehälter wird saniert

18.5.2017, 17:31 Uhr
Gunzenhausens Hochbehälter wird saniert

© Marianne Natalis

Normalerweise ruht hier unter der Erde kühles, klares Trinkwasser. Wer einmal auf dem Steg zwischen den beiden Kammern, die jeweils 2000 Kubikmeter von dem kostbaren Nass fassen, stand, vergisst die besondere Atmosphäre dort nicht. Nun ist davon nichts mehr zu spüren, stattdessen staubt es gewaltig und der Weg zu den Kammern gleicht einem Gang in einen Stollen, der tief in den Berg führt.

Alle 20 bis 30 Jahre muss, erläutert der technische Geschäftsführer der Stadtwerke, Mario Malorny, bei einem Pressetermin, die Beschichtung der Betonkammern erneuert werden. Sonst könnte irgendwann das Wasser in die sogenannte Bewehrung der Betonwände eindringen. Es war, so Malorny, mal wieder Zeit für eine Sanierung.

Zunächst musste dafür das Wasser abgelassen werden, beziehungsweise "abgewirtschaftet", wie es der Fachmann ausdrückt. Nur eine Woche dauert es, bis der Inhalt einer der Kammern verbraucht ist.

Hermetisch abgeriegelt

Bevor mit den Arbeiten im Becken begonnen werden konnte, galt es aber zunächst noch die andere Trinkwasserkammer vor Schmutz, Dreck und sonstigen Verunreinigungen zu schützen. Denn von dort wird weiterhin Trinkwasser an die Gunzenhäuser Haushalte geliefert. Erst nachdem die eine Kammer hermetisch abgeriegelt war, konnte in der anderen Kammer mit der Beseitigung der alten Beschichtung begonnen werden. Eine mühsame und "unglaublich anstrengende" Arbeit, weiß auch Roland Dücker, der kaufmännische Geschäftsführer der Stadtwerke.

Mithilfe eines Hochdruckwasserstrahls wird der Betonputz förmlich "von den Wänden gerissen". Die Arbeiter tragen spezielle Schutzanzüge und müssen sich regelmäßig abwechseln. In einem zweiten Schritt werden die so entstandenen Löcher wieder aufgefüllt, bevor die neue Beschichtung aufgetragen wird.

Wenn die Arbeiten in der Kammer abgeschlossen sind, wird im Innenbereich des Hochbehälters erst einmal Pause eingelegt. Denn über den Sommer, erklärt Malorny, benötigen die Stadtwerke beide Kammern, um auch im Falle einer Trockenperiode die Versorgung zu gewährleisten.

Im Herbst geht es weiter

Mit der Innensanierung geht es im Herbst weiter. Auch die zweite Kammer erhält eine neue Beschichtung, die Rohrleitungen werden abgebrochen und eine Tür samt Treppe eingebaut. Die darf natürlich nicht rosten, weshalb hier unter anderem Edelstahl verwendet wird. Bisher mussten die Mitarbeiter der Stadtwerke über die Brüstung und dann mit einer Leiter in die Kammer steigen, wenn etwa eine Reinigung fällig war.

Darüber hinaus erhält der Hochbehälter eine neue Be- und Entlüftungsanlage, die Entlüftungstürme auf dem Dach werden beseitigt. Schließlich werden die beiden Wasserkammern künftig mit Glas vom Steg abgeschottet, sodass von dort tatsächlich nichts mehr ins Wasser gelangen kann.

Trinkwasser ist ein hochsensibler Bereich, hier muss ganz speziell auf Hygiene geachtet werden, unterstreichen Dücker und Malorny mehrfach. Deshalb können die Arbeiten nicht von jeder Baufirma ausgeführt werden, die Betriebe benötigen bestimmte Zertifizierungen.

Ein weiterer wichtiger Bereich der Sanierung geht oberirdisch über die Bühne. Das eingegrünte Dach war im Bereich der Vorkammer nicht mehr hundertprozentig dicht, und muss deshalb ebenfalls gerichtet werden. Bereits im April rückten auf dem Reutberg die Bagger an, um die Erde auf dem Hochbehälter abzutragen. Für die Lagerung des Aushubs hat die Flugsportvereinigung "Gelbe Bürg" den benachbarten kleinen Parkplatz zur Verfügung gestellt.

Derzeit laufen über der ersten Kammer die Abdichtungsarbeiten. Wenn es die Witterung zulässt, soll anschließend gleich mit dem Dach über der zweiten Kammer begonnen werden. Malorny hofft, dass diese Arbeiten bis Ende September abgeschlossen sind. Das Dach soll wieder begrünt werden.

Auf den Wasserpreis wirkt sich die Sanierung übrigens nicht aus, versichert Dücker. Im Gegensatz zu Zweckverbänden, die in so einem Fall Verbesserungsbeiträge erheben, sind die Kosten bei den Stadtwerken in der langfristigen Kalkulation enthalten. Für die Kunden ändere sich also zunächst nichts.

Ende Februar, Anfang März nächsten Jahres soll die Sanierung abgeschlossen sein. Dann kehrt im Hochbehälter wieder Ruhe ein und dieser besondere Schimmer, den die Wasseroberfläche dem Raum verleiht.

 

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