Gunzenhäuser Bücherei erhöht Säumnisgebühr

15.12.2017, 05:51 Uhr
Gunzenhäuser Bücherei erhöht Säumnisgebühr

© Marianne Natalis

Rund 17 200 Medien wurden im vergangenen Jahr in der Stadtbücherei nicht rechtzeitig wieder zurückgegeben. Die großzügige Interpretation der Leihfrist kostete die betroffenen Nutzer insgesamt 4300 Euro. Denn bisher werden pro zu spät abgegebenem Medium 25 Cent fällig. Ab Januar müssen die säumigen Nutzer wesentlich tiefer in die Tasche greifen und einen Euro pro Medium bezahlen.

Diese Erhöhung um immerhin 400 Prozent hält auch Büchereileiterin Carolin Bayer, das machte sie auch in der Stadtratssitzung deutlich, für angemessen. Sie soll ein "Signal" an die Leser sein, die ausgeliehenen Medien fristgerecht wieder zurückzugeben, damit alle anderen Nutzer der Bücherei ebenfalls die Möglichkeit haben, beispielsweise den begehrten neuen Roman eines Bestsellerautors zu lesen.

Eine beachtliche Zahl

Immerhin 209 000 Ausleihen verbuchten die Mitarbeiter der Stadt- und Schulbücherei im vergangenen Jahr, eine "beachtliche Zahl", so Bayern, mit der Gunzenhausen im regionalen Vergleich gut dasteht. Jährlich kommen etwa 94 000 Besucher in die Einrichtung, es stehen rund 230 Veranstaltungen im Programm. Dazu gibt es noch viele Angebote wie etwa Leseförderung.

Die Frage in der jüngsten Sitzung des Stadtrats war nun gar nicht, ob die Nutzer tatsächlich soviel mehr Geld für zu spät abgegebene Bücher bezahlen sollen. Das wurde von allen Stadträten zwar als "stattliche Erhöhung" (Friedrich Kolb) angesehen, aber eben auch als erzieherische Maßnahme akzeptiert. Vielmehr ging es darum, wann diese Gebühr fällig wird. Denn bisher müssen die Nutzer ihren Geldbeutel erst zücken, wenn der Abgabetermin um eine volle Woche überzogen ist.

Die Alternative dazu wäre, dass die Säumnisgebühr nach einer gewissen Kulanzfrist von zwei oder drei Tagen für jede angefangene Woche fällig wird, erläuterte Bayer. Allerdings gab sie hier zu bedenken, dass die Nutzer ja oft ja auch Kinder und Jugendliche sind, die ihre Termine vielleicht nicht so gut im Blick haben. Wenn die dann 10 bis 15 Medien auf einmal ausleihen, dann kann die verspätete Rückgabe schnell teuer werden.

Mit der Säumnisgebühr wolle man ja nicht "Geld einnehmen", formulierte es Friedrich Kolb (CSU), sondern lediglich erreichen, dass die Bücher fristgerecht abgegeben werden. Jeder Nutzer habe es letztendlich selbst in der Hand, ob er bezahlen muss oder nicht.

Gerd Rudolph (SPD) erinnerte daran, dass man die ausgeliehenen Medien ja schließlich auch mit sehr geringem Aufwand verlängern könne. Dazu sei nur ein Telefonanruf notwendig. Die Ausleihe an sich bleibe kostenlos.

Ziel sei es doch, das führte Manfred Pappler an, dass die Bücher möglichst effizient genutzt werden, also auch möglichst vielen Lesern zur Verfügung stehen. Der CSU-Fraktionsvorsitzenden hielt die Fälligkeit der Säumnisgebühr ab jeder angefangenen Wochen für vertretbar, das sei überall anders gang und gäbe.

"Strikt" gegen Änderung

Vehement gegen diese Alternative wandte sich Monika Wopperer (SPD). Die ehemalige Büchereileiterin hatte gegen die Erhöhung der Säumnisgebühr ebenfalls nichts einzuwenden, war aber "strikt" gegen die Änderung der Fälligkeit. In dieses Horn blies auch Irene Dänzer. Man wolle doch schließlich, so die Ortssprecherin von Streudorf, dass Kinder und Jugendliche ihre Medien selbstständig ausleihen, dann müsste auch das Prozedere durchschaubar sein.

Mit dem Verweis, dass der Mensch ein "Gewohnheitstier" sei, wollte es Gerhard Baumgärtner allein bei der Erhöhung belassen, und Helga Betz (Grüne) fand, wenn man schon mehr kassiere, müsse man das nicht auch noch schneller tun.

An diesem Punkt unterbrach Bürgermeister Karl-Heinz Fitz die Sitzung, um den Fraktionen Gelegenheit zu geben, sich kurz zu beraten. Denn der Verwaltungschef wollte, wenn möglich, ein einstimmiges Votum nicht nur für die Erhöhung der Gebühr, sondern auch für die Fälligkeit ab jeder angefangenen Woche — mit einer gewissen Kulanzfrist am Anfang.

Doch daraus wurde nichts, das machte Angela Schmidt gleich nach der Pause deutlich. Innerhalb der SPD-Fraktion, machte deren Vorsitzende deutlich, ließ sich in dieser Sache kein Konsens finden. Sie selbst sprach sich mit Blick auf das ansonsten kostenlose Angebot für den Vorschlag des Bürgermeister aus.

Es sei doch erstaunlich, machte schließlich Peter Schnell seinem Unmut Luft, dass man sich über eine "letztendlich Lappalie" so lange "ereifern" könne. Schließlich gehe es hier doch nur um eine einfache Satzungsänderung, so der Fraktionsvorsitzende der Grünen. Deutlich geworden war aber mittlerweile, dass die Mehrheit lediglich für die Erhöhung war, die wurde schließlich gegen die Stimmen von Rudolph und Schmidt so verabschiedet. Was die Fälligkeit betrifft, bleibt alles beim Alten.

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