Gunzenhäuser Wirte wehren sich

20.9.2017, 06:01 Uhr
Gunzenhäuser Wirte wehren sich

© Jürgen Eisenbrand

Grund für den Wirbel bei den Wirten: In der Diskussion um eine finanzielle Beteiligung an den Kosten des "Kulturherbstes" am 30. September, hatte Mit-Organisator Klaus Seeger einigen Gastronomen am Marktplatz vorgeworfen, sie seien "Trittbrettfahrer", die zwar gerne am Kulturherbst verdienten, sich aber nicht finanziell einbringen wollten. Und SPD-Stadtrat Alfred Müller hatte in einer Ausschuss-Sitzung im Rathaus gar gefragt, wie man solcherart "Schmarotzer" dazu bewegen könne, sich einzubringen.

"Diese Wortwahl ist nicht gut", bemühte sich Erika Wüst im Gespräch mit dem Altmühl-Boten um einen sachlichen Ton. "Wir bemühen uns das ganze Jahr und geben wirklich alles für unsere Gäste." Und sie betonte ausdrücklich, dass "wir uns von Herrn Seeger nichts vorschreiben lassen".

Die Summen, um die es bei der Auseinandersetzung geht, wirken auf den ersten Blick nicht besonders dramatisch: Mitglieder des Stadtmarketingvereins zahlen 190 Euro, Nicht-Mitglieder sind mit 240 Euro dabei. Günther Neubauer sieht das aber ganz anders: "Das kann ich nicht leisten, da zahle ich drauf", sagt der Wirt des Bistro "Adebar".

"Exponierte Pachten"

Und Hafner-Wirt Markus Hofer erklärt: "Wir machen an diesem Tag nicht wesentlich mehr Geschäft als an anderen Samstagen, aber ich brauche deutlich mehr Personal." Er müsste mindestens 700 Euro mehr umsetzen, um die geforderten 190 Euro zu erwirtschaften. Und er fordert die Kritiker auf, nicht immer nur von der "exponierten Lage" der Lokale am Marktplatz zu reden, sondern auch zu bedenken: "Für diese Lage zahlen die Kollegen auch exponierte Pachten."

Laut Erika Wüst habe sie Gespräche mit Rathaus-Vertretern geführt, in denen sie angeboten habe, sich mit 100 Euro zu beteiligen — eine Summe, die auch ihre Kollegen aufbringen würden. Aber man habe ihr signalisiert, dass der Bürgermeister mit dem Beitrag zur langen Einkaufsnacht "nicht runter will". Und sie fügt hinzu: "Es wäre schön gewesen, wenn jemand bei uns angerufen und gefragt hätte, warum wir nicht dabei sind."

Zumal alle beteuern, sich in früheren Jahren sehr wohl beteiligt zu haben, aber: "Wir sind keine Einzelhändler, und der Samstag ist für uns ohnehin der umsatzstärkste Tag." Sprich: Was sich für die Betreiber von Ladengeschäften, für die der "Kulturherbst" teilweise der umsatzstärkste Tag des Jahres ist, massiv lohnen könne, spiele für die Gunzenhäuser Gastronomie wirtschaftlich eine wesentlich geringere Rolle. Deshalb seien auch nur vier Kollegen offiziell am "Kulturherbst" dabei.

Den Betreiber des erfolgreichen Eis-Cafés "La Piazza" stört noch ein weiterer Aspekt. Früher, sagt Severino Barro, sei er bei Aktionen dieser Art "immer dabei gewesen" und habe auch brav den jeweiligen Beitrag überwiesen. Aber diesmal habe er sich auch "aus Protest" nicht beteiligt: "Ich fordere seit Jahren Schilder, die auf die öffentlichen WCs hinweisen; meine Toiletten hier im Lokal sind mit dem Ansturm der Leute einfach überfordert." Ein Problem übrigens, unter dem auch seine Kollegen leiden. "Bei mir stehen die Leute vor dem Klo Schlange", sagt etwa "Adebar"-Wirt Neubauer: "Die Frauen warten manchmal 40 Minuten, bis sie dran sind." Und Barro erklärt, was ihn an dieser Situation am meisten aufregt: "Dass einfach keiner kommt, um mit uns zu reden!"

"Zwangsabgabe"

Von einer "Zwangsabgabe" spricht Bernhard Bahls, und davon, "dass sich jeder, der das liest, sehr gut überlegen wird, ob er da überhaupt mitmachen soll. Wir sind doch ein freies Land!" Die angedeuteten Druckmittel, etwa den Wirten für diesen Abend das Aufstellen von Tischen im Außenbereich zu verbieten, hält Lauterbacher-Wirt Meier für ein krachendes "Eigentor. Wo sollen sich die Leute denn dann hinsetzen, wenn sie beim Shoppen mal eine Pause einlegen?".

Und um zu zeigen, dass es ihnen in der leidigen Angelegenheit nicht in erster Linie um Geld geht, fasst die Gastronomen-Runde spontan einen Entschluss: Jeder von ihnen wird anlässlich des "Kulturherbstes" 100 Euro an eine gemeinnützige Organisation spenden. Aber sie stellen auch klar: "Bei der von uns geforderten Summe beißen die Organisatoren auf Granit."

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