Gunzenhäuser Wochenmarkt: Die Frau mit Hut

23.6.2016, 07:26 Uhr
Gunzenhäuser Wochenmarkt: Die Frau mit Hut

© Marianne Natalis

Sie ist die Frau mit dem roten Hut. Ihr prägnantes Markenzeichen mit den Vogelfedern ist schon von weitem erkennbar und das Signal, dass Annemarie Zinkel ihren Stand vor dem Gunzenhäuser Rathaus aufgebaut hat. Eier gibt es hier, Geflügel aller Art, Nudeln, Honig, Fisch oder auch selbstgemachte Biskuitschoberl.

Eigentlich ist die gebürtige Heidenheimerin Bäckereifachverkäuferin, die Ausbildung absolvierte sie bei der Bäckerei Vestner in Gunzenhausen. Doch dann lernte sie Günter Zinkel kennen und heiratete ihn 1970. Ihr Mann brachte einen Geflügelhof mit in die Ehe und fortan arbeitete sie im eigenen Betrieb mit.

Anstatt duftende Backwaren zu verkaufen, packte sie beim Schlachten mit an und bot die hauseigenen Produkte nun täglich auf dem 75 Kilometer entfernten Nürnberger Hauptmarkt feil. Auch auf dem Gunzenhäuser Wochenmarkt ist sie längst eine Institution, seit 36 Jahren gehört Annemarie Zinkel hier zum festen Stamm.

Eine Zäsur war der Tod ihres Mannes vor zehn Jahren. Damals schaffte Annemarie Zinkel die Hühner ab und schlachtet seitdem auch nicht mehr selbst. Das Fleisch und die Eier bezieht sie jetzt von einem regionalen Produzenten, der sein Geflügel nur mit Getreide füttert.

Überhaupt stammen alle Waren, die die pfiffige Marktfrau anbietet, aus der Region. Die meisten bezieht sie schon seit Jahrzehnten vom selben Produzenten. Dabei haben sich gute Kontakte mit interessanten Perspektiven entwickelt. So stammen beispielsweise die frisch geräucherten Forellen aus Bernau. Der Inhaber der Fischzucht hat auch einen Stand auf dem Erlanger Markt gegenüber des Schlosses und bietet dort im Tausch Produkte von Annemarie Zinkel an.

Auch wenn man sich in ihrem Metier „jeden Tag nach der Decke strecken muss“, weil die Supermärkte einfach billiger sind, denkt die 66-Jährige noch lange nicht ans Aufhören.

Einen Gang zurückgeschaltet

Das Marktfrauendasein ist ihr längst in Fleisch und Blut übergegangen. Dennoch hat sie einen Gang zurückgeschaltet. Nach Nürnberg fährt Annemarie Zinkel nur noch zweimal in der Woche, den Betrieb hat die Heidenheimerin zum Jahreswechsel an ihren Sohn Andreas übergeben.

Die Sache mit dem Hut hat sich übrigens eher zufällig entwickelt. Im Winter hatte Annemarie Zinkel in Nürnberg immer eine rote Mütze auf. Die tauschte sie, sobald es wärmer wurde, gegen einen Hut, auf dessen Farbe sie aber nicht weiter achtete.

Ihre Kunden dafür umso mehr. „Rot oder gar nicht, haben sie zu mir gesagt“, erinnert sich Annemarie Zinkel. So kam sie zu ihrem Markenzeichen.

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