Hausärzte wechseln nach Gunzenhausen

3.1.2018, 06:40 Uhr
Hausärzte wechseln nach Gunzenhausen

© Foto: Wolfgang Dressler

Die beiden Mediziner betreiben im Kirchenweg 14 in Theilenhofen eine klassische Landarztpraxis, und das mit Erfolg. Sie haben das Objekt gemietet, und es ist ihnen und ihrem Team mittlerweile deutlich zu klein geworden. Eine bauliche Veränderung muss her, das ist Graf und Weymann schon seit längerem klar. Sie denken dabei an die Arbeitsabläufe, die nicht mehr passen, weshalb größere "Einschränkungen" zu bewältigen sind, an die vielen Patienten und an das eigene Personal, gegenüber dem sie eine Fürsorgepflicht haben.

Der Durchbruch, um diese Probleme zu lösen, nahm seinen Beginn im Frühjahr 2017. Da rief überraschend ein Investor an, der das Vestner-Gebäude erworben hatte und nach Nutzern suchte. Dieser Investor hatte von einem heimischen Apotheker eine Liste erhalten mit zehn Namen von Ärzten, die potenziell auf der Suche nach Praxisräumen seien. Ganz oben auf der Liste stand "Graf/Weymann" — deshalb der Anruf nach Theilenhofen. "Es war aus unserer Sicht reiner Zufall, dass diese Verbindung zustande kam", berichtet Ulf Weymann.

In der Folgezeit stellte sich heraus, dass das Erdgeschoss des Vestner-Gebäudes aus Sicht der beiden Hausärzte ideal ist. Es hat genau die richtige Größe, alles ist barrierefrei und ebenerdig zu erreichen. Die Räume werden aufwendig umgebaut und sich in einem total neuen, genau auf die Bedürfnisse der Praxis abgestimmten Zustand präsentieren. Darüber wurde man sich endgültig im Sommer 2017 handelseinig. Die Bauarbeiten begannen vor wenigen Wochen, und bereits am 1. Juli 2018 sollen sich die Praxisräume erstmals für die Patienten öffnen. Zum Konzept gehört auch, dass der jetzige Garten als Parkraum dienen wird. 22 Stellplätze sind geplant, und die seien auch unbedingt nötig, betonen die zwei Mediziner.

Die Gespräche und Ortstermine mit dem sehr interessierten Investor seien gut und vertrauensvoll verlaufen. Die finanziellen Bedingungen erschienen den Medizinern sehr fair, und der Umbau erfolge unter der Leitung ihres eigenen Architekten. Der langfristige Mietvertrag für die Hensoltstraße 17 (nur Erdgeschoss) schaffe Sicherheit für beide Seiten und eben auch für die vielen Patienten. Diese wurden im November schriftlich von der Praxis über die kommende Standortveränderung informiert.

Graf und Weymann — das Ärzteteam wird durch Dr. Nicole Kraus komplettiert — betonen, dass trotz des neuen Standorts Kontinuität in jeder Beziehung in der Gemeinschaftspraxis bestehen bleibt. Das Personal bleibt das gleiche und der Charakter der Landarztpraxis gewahrt. Gerade für die älteren, nicht mobilen Patienten und die Pflegepatienten wird sich nichts ändern, und die Betreuung zu Hause ist weiterhin gesichert, so die Ärzte gegenüber dem Altmühl-Boten. Es gehe ihnen nicht darum, auf Wachstum zu setzen und zusätzliche Patienten zu gewinnen.

Die Verlagerung nach Gunzenhausen sei im Übrigen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern abgesprochen. Diese habe zugestimmt — unter anderem mit Blick darauf, dass eine Stärkung der hausärztlichen Versorgung in Gunzenhausen auch dem Raum Wassertrüdingen zugutekommen könnte, wo mehrere Hausärzte auf den absehbaren Ruhestand zugingen.

Warum aber bleiben die beiden Praxischefs, die in Theilenhofen für sich selbst je ein Haus gebaut haben und dort weiter wohnen werden, nicht mit ihrer Praxis in der Landgemeinde? Um das zu beantworten, holen sie weiter aus. Ihre Kernaussage lautet: "Wir wären gerne hier geblieben." Letztlich sei man leider mit der Gemeinde Theilenhofen nicht übereingekommen. Erste Gespräche habe es noch mit Bürgermeister Erwin Reinwald gegeben, ab 2014 dann mit Bürgermeister Helmut König und dem neuen Gemeinderat.

Wie Graf und Weymann darlegen, gab es für sie zunächst drei Möglichkeiten: 1. selbst ein Praxisgebäude im neuen Gewerbegebiet in Theilenhofen bauen; 2. die Gemeinde dort bauen lassen und das Objekt dann anmieten; 3. einen Privatinvestor bauen lassen, auch in diesem Fall mit langfristigem Mietvertrag. Die zweite Möglichkeit erschien ihnen am besten, auch im Interesse der Gemeinde. Die Praxis hätte über die Miete das Gebäude abbezahlt, und die Gemeinde hätte in 20 bis 25 Jahren (mit dem Ruhestand der Praxisinhaber) freie Hand, was sie mit dem Gebäude machen wolle. Denkbar wäre es dann, die medizinische Versorgung aufrechtzuerhalten, zum Beispiel mit jungen Ärzten, die lieber in Miete gehen statt teuer zu kaufen und die vielleicht nur in Teilzeit arbeiten wollen. Ein kommunales Gebäude hätte jedenfalls, langfristig gedacht, die "Nachfolgeproblematik massiv entschärft". Und diese zweite Möglichkeit sei in vielen Gemeinden in Bayern, Baden-Württemberg und anderswo mit Erfolg praktiziert worden. In Theilenhofen habe man leider mit dieser Überlegung nicht durchdringen können.

Unterm Strich ergab sich keine der drei Möglichkeiten, trotz aller Gespräche mit der Gemeinde. Im Frühjahr 2017, als sich bereits die Alternative in Gunzenhausen abzeichnete, schien sich zeitweise doch noch eine Lösung für und in Theilenhofen zu finden — die Gemeinde würde nun selbst bauen, hieß es. Mündlich wurde man sich über Mietpreis, Einzugstermin und Bauherr einig, ein schriftlicher Vorvertrag sollte folgen. Der aber ging nie in der Praxis ein.

Im weiteren Verlauf wurde ein Gunzenhäuser Bauunternehmer eingeschaltet, der im Auftrag der Gemeinde Theilenhofen die Praxis erstellen sollte — und schließlich damit liebäugelte, die Investition in eigener Verantwortung durchzuziehen. All das sei im Sande verlaufen, von der Gemeinde seien nur diffuse, hinhaltende Äußerungen gekommen, und der Gunzenhäuser Bauunternehmer sei trotz oftmaliger Versuche nicht zu erreichen gewesen, schildern Graf und Weymann. Im Sommer 2017 hatten sie nichts an der Hand, und deshalb entschlossen sie sich endgültig, nach Gunzenhausen zu wechseln.

Die Hausärzte sind froh, dass jetzt Klarheit herrscht. Ihr Blick zurück auf die Kooperation mit der Gemeinde Theilenhofen fällt reserviert aus, andererseits wollen sie keine schmutzige Wäsche waschen, sondern weiterhin harmonisch mit der Bevölkerung und den politischen Entscheidungsträgern im Dorf zusammenleben. Man habe nie von der Gemeinde etwas geschenkt bekommen wollen, und man habe lange das Interesse der Gemeinde erhofft, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen und so langfristig die Infrastruktur vor Ort zu erhalten.

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