Heidenheim: Süffiger Beginn einer Erfolgsgeschichte

17.4.2018, 06:40 Uhr
Heidenheim: Süffiger Beginn einer Erfolgsgeschichte

© Fotos: Jürgen Leykamm

Die Bauarbeiten am neuen Bildungs-, Pilger- und Doku-Zentrum, in das sich das Kloster Heidenheim so langsam verwandelt, biegen heuer auf die Zielgerade ein. Im Sommer wird die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts gefeiert, der auch die Errichtung eines Klosterladens beinhaltet. Dort wartet dann eine breite "Edition Heidenheim" auf die Kunden von nah und fern, unter anderem vier Bierspezialitäten, von denen das Dunkel nun als Erstes getestet werden durfte.

Reinhold Seefried als Geschäftsführer der "Klosterbetriebe Heidenheim" verstand es dabei, vor rund 200 Besuchern für die richtige Spannung zu sorgen. Tische voller Tragerl mit dem neuen Bier steigerten die Durstgefühle und das Verlangen nach dem dunklen Genuss. Seefried, zugleich Vorsitzender des Freundeskreis Kloster Heidenheim, der das Fest organisierte, erinnerte sich zurück an jene Tage, in denen ihm als Mitglied des Zweckverbands Kloster Heidenheim die Aufgabe zufiel, ein Klosterbier einzuführen. Was sich schwerer als erwartet erwies. Anfragen bei großen Brauereien scheiterten an den zu kleinen Mengen.

Eine Kooperation mit einer kleinen Brauerei im Altmühltal erledigte sich aufgrund struktureller Schwierigkeiten, am (vorläufigen) Ende sollte es dann eine in Donau-Ries sein. Doch dann kam das Fass erst ins Rollen. Er habe erst von Westphal, dann von Landrat Gerhard Wägemann und darauf noch von Regionalmanager Andreas Scharrer einen Anruf bekommen – immer mit der gleichen Frage: "Wo bekommt ihr eigentlich euer Bier her?" Eine Liste altmühlfränkischer Brauereien wollte Seefried aber nicht mehr abarbeiten, sondern es bei einem Anruf seinerseits belassen. Nämlich bei der Fürst Carl Schlossbrauerei Ellingen. Die Reaktion von Brauereidirektor Werner Sauer: "Das machen wir!" Die Antwort auf die Frage nach dem Termin für ein Treffen: "in einer Stunde!".

Heidenheim: Süffiger Beginn einer Erfolgsgeschichte

Am Ende gab es den Handschlag, am Tag vor dem Bieranstich rollte der erste Lkw mit "Kloster-Dunkel" nach Heidenheim. Eine Last-Minute-Lösung, die aber laut Seefried auch die optimale war. Denn die Visionen beider Einrichtungen passten perfekt zusammen. Heißt der Slogan fürs Kloster doch "neues Leben in alten Mauern" und zeichne sich die fürstliche Familie durch Offenheit für Neues aus, fuße dabei aber auf 300-jähriger Brauereitradition. Aktueller Chef ist Carl Christian Fürst von Wrede, der das Brauhaus in siebter Generation führt. Beim Bieranstich zeigte er sich tief beeindruckt vom sensiblen Umgang mit dem kulturellen Erbe in Heidenheim.

Für das "Kloster-Dunkel" mit einem Alkoholgehalt von 4,9 Prozent würden ausschließlich Rohstoffe aus der Region verwendet wie etwa Ellinger Hopfen. Unter der Ägide von Braumeisterin Nina Kolb sei ein echtes "Meisterwerk fränkischer Braukunst" entstanden: "rund und mild, reich an Malz-, aber auch Karamellnoten, urig und einfach süffig!" Er werte es als Auszeichnung für sein Haus, Partner des Klosters bei diesem Projekt zu sein.

Zu dem "Kloster-Dunkel", das die Schlossbrauerei in echten Kupferkesseln wie schon vor 300 Jahren braut, gesellen sich bald noch ein urbelassenes "Kloster-Keller", ein erfrischendes "Kloster-Radler" und ein kräftiger saisonaler "Wunibalds-Bock".

Bindung ans Kloster

Den Stellenwert solcher Biervorstellungen durfte Heidenheims Bürgermeisterin Susanne Feller bei so mancher Bürgerversammlung erfahren. Sie habe den Eindruck gehabt, dass oft erst dann "die Ohren gespitzt wurden, wenn sie auf den Bieranstich zu sprechen kam". Die Gerstengenüsse könnten für eine emotionale Bindung der Bürger an das Kloster sorgen, wies die Rathauschefin den Getränken gar identititätsstiftenden Charakter zu. Dem evangelischen Dekan und Zweckverbandsvorsitzenden Klaus Kuhn und dem katholischen Domvikar Reinhard Kürzinger fiel nach den Grußworten die Aufgabe von Andacht und Tischsegen zu, der "auch das Bierfass inkludiert". Das stand dann im Mittelpunkt des Interesses, als Westphal gekonnt zuschlug. Er ist seit jeher ein Verfechter des Klosterprojekts. Es bilde in der Region ein Alleinstellungsmerkmal, von dem Einheimische und Gäste profitierten, so der Abgeordnete.

Das neue Bier spreche von Qualität, Tradition und Regionalität, Heimat und Geschmack. Vor allem letzteres wurde von den Gästen mehrfach bestätigt. Als Nina Kolb und die altmühlfränkische Bierkönigin Sarah Zimmerer zu den Klängen der Schützenkapelle Meinheim durch die Besucherreihen schritten, gab es ausnahmslos positive Rückmeldungen.

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