Hochwasserschutz in Gunzenhausen

29.5.2015, 08:00 Uhr
Hochwasserschutz in Gunzenhausen

© Marianne Natalis

Für Bürgermeister Karl-Heinz Fitz kommt der Widerstand gegen ein Projekt, das seit über fünf Jahren im Gespräch ist, zum jetzigen Zeitpunkt etwas überraschend und ist für ihn auch nicht ganz nachvollziehbar. Denn dass die Stadt hier in der Pflicht ist, daran führt für das Stadtoberhaupt kein Weg vorbei. Mit dem Wasserwirtschaftsamt habe man eine gute Lösung gefunden. In einem Gespräch mit dem Altmühl-Boten stellte Fitz deshalb nun seine Sicht der Angelegenheit dar.

Dass die Bürger nicht genügend informiert worden seien, diesen Schuh will sich Fitz nicht anziehen. Seit vielen Jahren ist bekannt, dass das Wasserwirtschaftsamt einen Hochwasserschutz für Gunzenhausen für notwendig erachtet und bauen will. In diversen Sitzungen hat sich der Stadtrat damit befasst, zudem war der Hochwasserschutz Gegenstand mehrerer Informationsveranstaltungen.

Erstaunt nimmt Fitz zur Kenntnis, dass teilweise sogar der gesamte Hochwasserschutz zur Diskussion gestellt wird. Wenn die Experten vom Wasserwirtschaftsamt von einer allgemeinen Gefahrensituation für die Altmühlstadt ausgehen, dann könnten weder der Bürgermeister noch der Stadtrat dies ignorieren. Eine Schadenssumme von bis zu fünf Millionen Euro werde von den Wasserwirtschaftlern als möglich erachtet. Die Frage ist für Fitz, wer das verantworten wolle, wenn die Stadt das nächste Mal „vollläuft“, weil kein Schutz vorhanden ist, und vor allem, wer dann für die Schäden hafte. Das „ob“ ist deshalb für den Bürgermeister längst keine Frage mehr, zudem habe der Stadtrat darüber doch bereits im vergangenen Herbst entschieden.

Besonders wichtig ist dem Stadtoberhaupt der „Dreiklang“ aus Binnenentwässerung, Hochwasserschutz und Freiraumgestaltung. Ohne das eine, sei das andere nicht machbar. Mit der Binnenentwässerung, die von keiner Seite in Frage gestellt wird, soll künftig bei Starkregen das Wasser aus der Stadt gepumpt werden. Hierzu wird ein Kanal mit einem Durchschnitt von bis zu 2,50 Meter in der Altmühlwiese verlegt, zudem wird ein Regenrückhaltebecken mit einem Volumen von 2500 Kubikmetern gebaut. Wasser aus der Stadt hinauszupumpen, macht für Fitz aber nur Sinn, wenn man es dann via Hochwasserschutz auch draußen halten kann.

Was die Wasserbarriere an der Promenade betrifft, habe man in den vergangenen 13 Monaten eine einvernehmliche Lösung mit dem Wasserwirtschaftsamt gefunden. Die Fachleute seien von ihrer ursprünglich recht starren Lösung abgerückt. Nun präsentiere sich der Hochwasserschutz wesentlich durchlässiger, nicht zuletzt dank einer leichten Bodenanhebung um 35 Zentimeter.

Während die Kosten hier vom Wasserwirtschaftsamt mitgetragen werden, müsste die Stadt einen Mobildeich selbst finanzieren, mit Zuschüssen vom Staat könne man dann nicht rechnen. Ein großes Problem ist für Fitz, dass man nicht wisse, wie lange das mobile System halte und ob es tatsächlich dauerhaft einsetzbar sei.

Dass eine Mauer das Stadtbild verschandeln oder gar die Sicht auf Gunzenhausen versperren werde, wie in Leserbriefen und Schreiben an ihn selbst befürchtet, davon könne überhaupt keine Rede sein. Die jetzige Variante sei sehr flexibel und beinhalte viele bewegliche Elemente sowie offene Bereiche. Um fixe Teile kommen man nicht herum, die könnten aber mithilfe der Freiraumgestaltung wunderbar eingebettet werden.

Eine Gestaltung der Altmühlauen, was ein Wunsch aus den ISEK-Arbeitsgruppen war, werde es ohne Hochwasserschutz nicht geben, weil die Stadt diese alleine nicht finanzieren könne. Die Ansbacher Behörde, die sowohl Planung als auch Gestaltung mitfinanzieren will, hat die Freiflächenplanung bereits ausgeschrieben, explizit ist hier vom „Schaffen eines Natur­erlebnisraums unter Einbeziehung einer Umgestaltung des linken Altmühlufers“ die Rede. Die bisherige Wiesenfläche könnte mit einem Rad- und Fußwegenetz erschlossen werden, dazwischen könnten Spiel- und Sitzgelegenheiten zum Verweilen einladen.

Für Fitz kann deshalb keine Rede davon sein, dass das „Flair“ der Altmühlauen geopfert würde. Im Gegenteil, mit einer pfiffigen Planung werde man dort, wo bisher nur Wiese ist und die Altmühl in ihrem Kanalbett verschwindet, eine parkähnliche Landschaft gestalten können. So könnte das Flussufer teilweise abgeflacht werden, zudem könnte ähnlich wie am Spielplatz in Wald ein kleiner, flacher Wasserlauf durch die Wiese zum Planschparadies für Jung und Alt werden.

Fitz will nun voraussichtlich im Juli eine weitere Bürgerversammlung durchführen, um das Projekt und die bisherige Planung noch einmal ausführlich vorzustellen. Gleichzeitig wäre das für die Bürger eine gute Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen.

Was das von den Grünen beantragte Ratsbegehren betrifft, wird sich der Stadtrat damit befassen müssen. Die Voraussetzung für ein solches Ratsbegehren, dass es sich um eine eigene Angelegenheit handelt, sieht Fitz als gegeben. Zwar sei Hochwasserschutz per se keine Aufgabe der Stadt, in diesem Fall müsse man das aber groß­zügig auslegen, hier seien ganz klar städtische Interessen betroffen. Fitz will keinesfalls, dass ein Ratsbegehren an formalen Gründen scheitert. Im Ratsausschuss ist das Thema bereits besprochen, der Stadtrat wird sich damit auf jeden Fall noch vor den Sommerferien befassen.

Zumal Fitz in Sachen Hochwasserschutz auch endlich „Nägel mit Köpfen“ machen will, die Diskussion hat sich nach seiner Meinung bereits schon viel zu lang hingezogen. Er selbst möchte den angefangenen Prozess „konsequent weitergehen“.

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