Huber-Bua gastiert in Gunzenhausen

24.10.2014, 21:00 Uhr
Huber-Bua gastiert in Gunzenhausen

© Uli Gruber

Alexander Huber und sein älterer Bruder Thomas haben sich durch ihre bergsteigerischen Leistungen nicht nur in der Alpinistenszene einen Namen gemacht. Mit einer Vielzahl spektakulärer Aktionen und Touren haben sich die bayerischen Vorzeigesportler weltweit einen hervorragenden Ruf erworben. Seit Anfang der 1990er-Jahre ist das geniale Brüderpaar auf nahezu allen berühmten Routen unterwegs, um sich in vielfältiger Weise seiner Passion hinzugeben. Kein Wunder, dass Raiffeisen-Chef Wiedemann durchaus eine Parallele zu der Ausrichtung des renommierten Geldinstituts erkennt.

Voraussetzungen für Erfolg seien eine „perfekte Strategie, gute Planung und kompetente Begleitung“, so die Einschätzung des Experten.

All dies haben sich mit Sicherheit auch die „Huber-Buam“ auf die Fahne geschrieben. Ohne Disziplin, einer objektiven Bewertung des individuellen Leistungsvermögens und sorgfältiger Vorbereitung sind die anspruchsvollsten und höchsten Wände des Planeten nicht zu bezwingen. Alexander Huber und seinem Bruder geht es jedoch keineswegs nur um Superlative. Im Gegenteil: „Es ist nicht so wichtig, den Berg zu bezwingen. Das Erlebnis zählt!“ – ein Bewusstsein, das sich bereits in früher Jugend entwickelt hat. Der Redner spricht von den Anfängen, dem Erkennen der eigenen, außergewöhnlichen Fähigkeiten. Um „schwerelos“ zu klettern, müssen Kraft und Geschicklichkeit koordiniert werden. Eine Symbiose, die zweifellos auch in den Felslabyrinthen der Fränkischen Schweiz erforderlich sei.

Am Berg gilt es bisweilen, mit unkonventionellen Methoden das Gipfelglück zu erzwingen. Der Weg ist das Ziel – eine mitunter überstrapazierte Floskel kann dabei hilfreich sein. Irgendwann stand der diplomierte Physiker vor der vielleicht schwierigsten Frage seines Lebens. In dieser richtungsweisenden Situation habe er sich letztlich konsequent für die Kletterei und gegen eine Karriere als aufstrebender Wissenschaftler entschieden. „Ich bin eben leidenschaftlicher Bergsteiger“, bekennt Huber fast pathetisch.

Als ihn Wiedemanns Stellvertreter Jürgen Gempel nach dem Vortrag fragt, in welcher Lage er denn die größte Angst verspürt habe, ging Huber verblüffenderweise genau auf diesen innerlichen Konflikt ein. Nicht  die vielfältigen Gefahren in der Wand, sondern vor allem der Zwiespalt bei der Wahl des Lebenswegs habe ihm enorm zugesetzt.

Dies ist umso erstaunlicher, weil der Laie häufig schon beim Anblick der auf Leinwand projizierten Bilder und Filmausschnitte von Angst und Schwindel erfasst wird. Huber garniert sein Gastspiel in der Altmühlstadt mit fantastischen Fotos und Sequenzen aus dem Streifen „Am Limit“. Begleitend erinnert er an die Pionierleistungen der Südtiroler Ikone Reinhold Messner, gewährt wundervolle Einblicke in den Zauber des Himalaya-Gebirges, erläutert das „erhabene Gefühl“, im wahrsten Sinn des Wortes „über den Dingen zu stehen“, und spricht von einer „visionären Kraft“, welche beim besonders waghalsigen „Free Climbing“ den Verzicht auf Haken, Hammer, Steigeisen und Gurt möglich macht. „Fehler darf man sich dabei aber nicht leisten“, betont Huber lakonisch.
Trotz allem glaubt der 45-Jährige, dass Risiken dank jahrzehntelanger Erfahrung kontrollierbar seien. „Wir sind keine Hasardeure“, lässt der bodenständige Bayer wissen. Die Wahrnehmung von Angst bleibe fester Bestandteil auch professioneller Bergsteiger. Sie gewährleiste Sicherheit und Stabilität, macht der Redner weiter deutlich. Weil es beim freien Klettern aber dennoch „jedesmal ans Limit“ gehe, müsse die Konzentration stets auf höchstem Niveau gehalten werden. Nur so könne langfristig das für Nichtbergsteiger rational kaum nachvollziehbare Tun unfallfrei ausgeübt werden. „Sind denn die Hubers verrückt?“ –  eine Frage, die sich wohl schon mancher gestellt hat. Nein, das uneingeschränkte Vertrauen in Geist und Körper lässt derlei Grenzerfahrungen zu.

Eine der bemerkenswertesten Leistungen erbrachten sie mit dem bis heute unübertroffenen Weltrekord im Speed-Klettern an der circa 1000 Meter hohen Wand „The Nose“ am El- Capitan-Massiv im kalifornischen Yosemite-Tal. Nach mehreren frustrierenden Anläufen, reichlich Verwirrung bei eher „gemächlichen“ Schweizer Normalkletterern und einer halbjährigen Unterbrechung (Grund dafür war ein nicht dramatischer, aber dennoch folgenschwerer „Betriebsunfall“ von Thomas) klappte es im Oktober 2007, die von Hans Florine und Yuji Hirayama aufgestellte Zeit von 2:48,50 Stunden um 15 Sekunden (!) zu unterbieten. Weil dieser geringe Abstand aber „ka gscheiter Rekord“ gewesen ist, gingen die Huber-Buam wenige Tage später erneut an den Start und „rannten“ jetzt in ordentlichen 2:45,45 Stunden über die imaginäre Zielline an einem als Messstation dienenden Baum am Ausgang der schroffen Wand.  


Das Brüderpaar kämpft allerdings an unterschiedlichen Fronten. Dank des persönlichen Charismas und etlicher Auszeichnungen sind die Hubers auch für die Werbung ein attraktiver Partner geworden. Ob Milchschnittenkraft, Filmindustrie oder Finanzierungsmodell-Vorträge – nach einem Vierteljahrhundert erfolgreicher Zusammenarbeit bleibt manchmal auch Zeit für Philosophisches. So schwadroniert der sympathische, lockere und redegewandte Alexander Huber in der Stadthalle auch über die Gemeinsamkeiten mit den Geschäften des Bankenwesens im Allgemeinen.
Er verteilt artig Lob, spricht über das Erreichen von Zielen und hat einmal mehr die Lacher auf seiner Seite, als es um das Akzeptieren von Grenzen geht. Gerade der internationale Finanzsektor mit seinen Repräsentanten könne ein Lied davon singen. Höher, schneller, weiter sei ein hehrer Grundsatz menschlicher Bestrebungen. „Am Ende zählt aber nur, ob ich mit dem glücklich werde, was ich tue“. Recht hat er, der Huber-Bua!
 

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