Idylle an der Mandlesmühle unterhalb der Staumauer

4.5.2018, 12:30 Uhr
Idylle an der Mandlesmühle unterhalb der Staumauer

© Foto: Viola Bernlocher

Der Landstrich, in dem heute das Fränkische Seenland liegt, war früher eine ländliche Gegend, geprägt von großen Wäldern und Hopfenanbau. Viel los wäre heute hier nicht, zumindest würde sich kaum ein Tourist in die Mühlen-Idylle, die hier einst herrschte, verirren. Ein bisschen kann man sie an der Mandlesmühle noch nachfühlen, wenn man gewillt ist, beim Besuch an Brombach-, Altmühl- und Igelsbachsee einen kleinen Abstecher zu machen. Umgeben von Wald liegen die alten Gebäude am Brombach. Das hochherrschaftliche Wohn- und Wirtschaftshaus beherbergte während der Bauphase die Bauleitung für das Mammutprojekt Seenland, heute ist hier die Seemeisterstelle für den Brombachsee untergebracht. Aber die Spuren der früheren Nutzung sind noch deutlich zu sehen. Thorsten Busch, Leiter der Seemeisterstelle, führt durch die Räume. In der großen Stube steht noch der alte gusseiserne Ofen, Johann und Josepha steht dort drauf. Wohl ein ehemaliges Besitzerpaar hat sich so für die Nachwelt verewigt, der Meisterbrief des letzten Müllers, Georg Christ hängt noch gerahmt an der Wand.

Funktionsfähige Mühlentechnik

Am Ende des Gangs öffnet Busch eine schmucklos weiße, moderne Tür. Dahinter befindet sich auf zwei Stockwerken die alte Mühlenmaschinerie. Riesige Trichter, Wellen und die Mühlsteine. Keilriemen liefen vom Mühlrad im Mühlkanal hinein und trieben die Technik an, die die Mühlsteine bewegte. Für die Besucher ist dieser Teil in der Regel nicht zugänglich, aber eigentlich bedürfte die Mühle nur einer Revision und wäre sofort wieder einsatzfähig. Vor der Tür führt eine Brücke über den Mühlkanal zu einem anderen langen Gebäude. Hinter dessen halboffener Seitenwand befand sich das Sägewerk, getrieben vom zweiten Mühlrad. Auf einem großen Schlitten wurden die Baumstämme eingespannt und von den Sägeblättern zu Brettern und Balken geschnitten. Auf einem rostigen Haufen liegen sie noch da.

Gleich daneben befindet sich ein steinernes Backhaus. Der Ofen ist fest gemauert und wartet eigentlich nur darauf, wieder beheizt zu werden. Rund 80 Laib Brot konnte man damals wohl auf einen Schwung backen, erklärt Busch.

Es klappert die Mühle ...

So viel sich außen herum geändert hat, die Mühlräder im Kanal drehen sich noch heute wie zu alter Zeit. Dahinter ist im Mühlteich das Wasser aufgestaut, denn der Brombach führt nicht genug Wasser, um das Rad kontinuierlich anzutreiben. Deshalb wurde das Wasser gestaut und dann "abgearbeitet". Ein Idyll, in dem man sich wohlfühlen kann. Zur Brotzeit laden daher einige Bankgruppen ein, in einem Kneippbecken kann man müde Wandererbeine erfrischen. Auch ein gepflegter Bauerngarten erinnert an alte Zeiten.

In der großen Scheune befindet sich das Infozentrum. Hier erfährt man alles von der Idee über den Bau bis zur heutigen Nutzung des Seenlands. Mit dem Wasserüberleitungssystem wollte man den wasserarmen Norden mit frischem Wasser aus dem wasserreichen Süden Bayerns versorgen und außerdem mit dem Rhein-Main-Donau-Kanal eine schiffbare Verbindung über die europäische Hauptwasserscheide schaffen.

Welchen Umfang dieses 1974 begonnene Projekt hatte, wird auf einer Art interaktiver Landkarte sichtbar, die die verschiedenen Ströme des Wassers zu beiden Seiten der Wasserscheide und durch die Stauseen zeigt. Wenn man auf einen Knopf drückt, leuchten die Bäche in strahlendem Blau auf.

Mandlesmühle "überlebte" 

Besonders der Brombachsee, der rund neun Quadratkilometer Fläche einnimmt und damit so groß ist wie der Tegernsee, ließ einen ganzen Landstrich und elf Mühlen versinken, die Mandlesmühle blieb als einzige übrig. Wie groß das Ausmaß tatsächlich ist, zeigt sich im Infozentrum sehr plastisch. Eine ganze Wand ist dem Vergleich gewidmet. Auf drehbare Würfelelemente sind zwei Luftbilder gedruckt, eines vor dem Bau und der Flutung des Brombachsees und eines, wie es heute ist. Die drehbaren Elemente laden zum Spielen und Ausprobieren ein.

Weitere Schautafeln, Filme und Multimedia-Installationen vermitteln ein Bild von der Funktion der Wasserüberleitung, dem Bau der Seen und des Rhein-Main-Donau-Kanals. Auch die heutige touristische Nutzung und die vielfältige Natur, die an den Ufern entstanden ist, sind Thema.

Mit dem Frühling hat die Mandlesmühle nahe der Gemeinde Pleinfeld jetzt auch wieder ihre Tore geöffnet. Bis zum 3. Oktober ist täglich von 10 bis 16 Uhr offen. Der Eintritt ist frei. Die Adresse fürs Navi: Mandlesmühle 1, 91785 Pleinfeld. 

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