Jäger: Mit Waldbesitzern gibt es ein gutes Auskommen

13.3.2014, 05:00 Uhr
Jäger: Mit Waldbesitzern gibt es ein gutes Auskommen

© Leykamm

Für die Wildscheine hielt sich angesichts des Schneemangels nämlich die Gefahr, erlegt zu werden, in Grenzen. Denn bei den Bejagungen war kein Aufspüren anhand von Spuren möglich. Im Gegenzug sorgte die Witterung für ein überreichliches Nahrungsangebot für die Schwarzkittel. Beides werde wohl dazu führen, dass die Population nun gewaltig ansteigt, befürchtet der Gunzenhausener Jagdvereinsvorsitzende Thomas Eschenbacher.

Um hier gegenzusteuern, brauche es auch die Unterstützung der Landwirte. So sollten diese auf ihren Feldern beispielsweise verstärkt Schussschneisen anlegen oder auf für Sauen unattraktive Wildpflanzenmischungen setzen, die gleichzeitig von hohem ökologischen Wert seien. Für die Waidmänner selbst gelte es natürlich, betonte Eschenbacher in seinem Jahresbericht, die „Sauen intensiv zu bejagen.“ Dazu solle auch das Angebot des Schwarzwild-Monitorings seitens des Bayerischen Jagdverbands (BJV) beansprucht werden.

Einfach aber werde das Problem nicht in den Griff zu bekommen sein: Klimawandel und geänderte Landbewirtschaftung begünstigen nach Worten des Vorsitzenden die Vermehrung der Wildschweine immer stärker. Gleichzeitig werde die Bejagung immer schwerer. Eine große Rolle spielt laut Eschenbacher dabei der hohe Freitzeitdruck auf die Wälder, die auch Mountain-Biker und Geo-Cacher immer stärker für sich entdeckten. Das habe zur Folge, dass das Schwarzwild bald nur noch nachts bejagt werden könne. Wobei man sowieso bald nur noch als Waidmann aktiv werden könne, „wenn keiner zusieht“ und man nicht als „Tiermörder und Nicht-Vegetarier“ gebrandmarkt werde.

Gelinge es nicht, die Population an Schwarzkitteln in den Griff zu bekommen, könne dies eine Entwicklung befeuern, die den Jägern derzeit generell zu schaffen mache. Denn das bewährte System, dass die Jagdpächter für den Wildschaden teilweise oder ganz haften und deshalb schon aus Eigeninteresse die Abschusspläne einzuhalten gewillt sind, stehe auf dem Prüfstand. Dieses funktionierende System werde zusehends unterminiert und über verstärkte Schadensmeldungen versucht, Druck auf Jagdpächter auszuüben.

Allerdings gehe „der Schuss nach hinten los“, denn Jagdpächter seien in der Regel eben „keine Topverdiener“ und könnten ihre faktischen Pachtkosten nicht nach Belieben nach oben schrauben. Überzogene Schadensforderungen hätten in einem anderen Landkreis bereits dazu geführt, dass Pächter die Verträge aufkündigten und die Jagdgenossen pleite gingen. Diese seien letztlich die Verlierer, zu denen aber auch immer mehr die Jäger gehörten.

Eschenbachers Resümee: „Verlierer sollten zusammenhalten, nur so haben sie die Chance zu gewinnen.“ Das Zusammenspiel beider Gruppen im Bereich des Jagdvereins Gunzenhausens funktioniere aber nach wie vor gut.
Landrat Gerhard Wägemann verlieh anschließend seiner Hoffnung Ausdruck, dass dies auch weiterhin so bleiben möge. Mit seiner Aufforderung, „miteinander vernünftig zu reden – und nicht ideologisch verbohrt“. hatte er alle Interessensgruppen im Visier. Der CSU-Landtagsabgeordneter Manuel Westphal pflichtete ihm zwar bei, betonte in seiner Funktion als Jäger aber, dass es gelte, für die Waidmänner „klar Position zu beziehen“. Die Jagd sei ein wichtiger Teil von Kultur und Brauchtum in der Gesellschaft. Treibjagden etwa würden „als Höhepunkt dörflichen Lebens herbeigesehnt“.

Über die Ergebnisse dieser und anderer Bejagungsformen berichtete Jagdberater Oswald Bayer. Die Abschusspläne für 2010 bis 2012 im Landkreis wurden ihm zufolge zu über 94 Prozent erfüllt, im Bereich des Gunzenhäuser Vereins allerdings nur zu knapp 90 Prozent. Bayer forderte dazu auf, den neuen Vorgaben gerecht zu werden.

Dass die Jäger ihre Aufgabe ernst nähmen, zeigten die Abschusszahlen 2012/13: Im Einzugsgebiet des hiesigen Jagdvereins wurden laut Bayer über 2000 Rehe und mehr als 400 Wildschweine erlegt. Das bedeutete allein beim Schwarzwild eine Steigerung zum Vorjahr von über 85 Prozent. Fast 600 Feldhasen und an die 1000 Füchse stehen des Weiteren zur Bilanz. Allerdings wurde kein einziger Fasan, der als Indikator für eine intakte Ökologie gilt, erlegt. „Das gibt zu denken, das ist nicht in Ordnung“, so Bayer.

Über 1100 erlegte Wildenten und fast 80 Graugänse komplettieren den Zahlenspiegel. Letzterer Wert bedeutet einen Rückgang um 40 Prozent. Solche Rückgänge könnten noch weit stärker ausfallen, wenn Jagdgenossen in gesteigertem Maße ihr seitens des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verbrieften Rechts Gebrauch machten, auf ihren Flächen aus ethischen Gründen die Jagd zu verweigern. Einen Antrag auf eine solche Befriedung hat im Landkreis laut Bernd Oster von der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt aber noch niemand gestellt.

Im Nachgang zum AB-Bericht vom Mittwoch sei angemerkt, dass die Initiative des Jagdvereins von 2013, eine Hundesolidarkasse einzurichten, inzwischen vom Bayerischen Jagdverein aufgenommen wurde. Der will seinerseits jetzt eine Hundeversicherung anbieten, also ein weitergehendes Angebot machen.
 

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