Kirchweihfest in Hirschlach

24.6.2016, 08:01 Uhr
Kirchweihfest in Hirschlach

© Günter L. Niekel

1342 wurde sie bereits genannt, als Fritz Giegler eine Hofstelle und einen Garten zu „Hirzlach“ „nehst bi der kirchen gelegen“ an das Kloster Heilsbronn verkaufte. 1400 wurde von Erzbischof Eyringus von Navarzan für die Kapelle St. Nikolaus und Johannes Baptist in „Hyrslach“ ein Ablassbrief ausgestellt. Solche Ablässe wurden meist ausgeschrieben, wenn größere Unternehmen finanziert werden mussten. Vielleicht sollte er dem Neubau der Kirche dienen, denn um die Mitte des 15. Jahrhunderts erfolgte ein solcher. Die Jahreszahl 1447 am Schlussstein des gotischen Kreuzrippengewölbes im Chor deutet darauf hin.

Im Lauf der Zeit wurde die Kirche dann immer wieder verändert. Das Langhaus erhielt 1730 seine heutige Gestalt, und die Westwand des Turmes wurde 1832 massiv aufgemauert, nachdem das Fachwerk schadhaft geworden war. Auf der Nord-, Ost- und Südseite ist das Fachwerk des Glockengeschosses aber bis heute erhalten und so ist der Hirschlacher Kirchturm eine Besonderheit unter den Türmen der Umgebung, die alle ganz massiv gemauert sind.

Im Inneren birgt der Turm eine weitere Besonderheit: eine Glocke eines Gießers, von denen nur fünf in ganz Mittelfranken erhalten sind. 1597 wurde sie von Valentin Algeier in Ansbach gegossen. Er war der Stiefsohn des berühmten Ulmer Glockengießers Wolfgang Neidhard in Ulm und war 1592 vom Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach in Dienst genommen worden. Diese Verpflichtung hinderte Algeier daran, die Stadtglockengießerstelle in Augsburg anzunehmen, die dann sein jüngerer Stiefbruder erhielt. Nach dem Tod seines Stiefvaters aber löste er 1600 den Vertrag mit dem Markgrafen und übernahm die Ulmer Gießhütte.

Für die Glocken, die er goss, verwendete er für die Glockenzier zum Teil die Ulmer Modeln. Auf der Hirschlacher Glocke ist unter einem Fries aus kleinen, stehenden Palmetten zu lesen: „ZV GOTTES LOB VND EHR GEHER ICH VALENTIN ALGEIER VON VLM ZV ONOLTZBACH GOS MICH 1597“. Darunter ist wieder ein Fries mit großen und kleinen Kreuzblumen, die durch kleine Bögen verbunden sind. An der Flanke befindet sich in einem Lorbeerrahmen das Wappen der Markgrafen von Brandenburg-Preußen mit der Umschrift: G.F.M.Z.B.I.S.H. (= Georg Friedrich Markgraf zu Brandenburg in Schlesien Herzog) und noch einmal die Jahreszahl 1597 (Lit. Deutscher Glockenatlas – Mittelfranken).

Eine weitere Glocke aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt aus der Gießhütte der Nürnberger Familie Glockengießer und hat das für Nürnberger Glocken typische Zinnenfries am oberen Rand und darunter den Anfang des Mariengrußes: „ave maria gracia plena domm(in)vs tecvm“. Zwischen den einzelnen Worten sind kleine Glöckchen zur Trennung eingefügt. Auch der Kleeblattfries mit Kreuzblumen ist typisch für die Glocken der Nürnberger Gießer im 15. Jahrhundert.

Eine weitere, ebenfalls um 15. Jahrhundert in Nürnberg gegossene Glocke kehrte zwar nach Ablieferung zu Kriegszwecken nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zurück, war aber so beschädigt worden, dass sie von der Firma Rincker neu gegossen werden musste.

Seit der Reformation wird die Gemeinde in Hirschlach von Merkendorf aus betreut. Aus der „ziemlich oeden Kapelle“, wie sie 1500 noch genannt wurde, hat sich im Laufe der Zeit eine schmucke, helle Kirche entwickelt. Altar, Taufstein und Kanzel ziehen den Blick auf sich, wenn man das Langhaus durch das Westportal betritt. Wendet man sich vor dem runden Chorbogen um, so erblickt man auf der Empore, deren Brüstung aus gedrechselten Sprossen besteht, eine kleine Orgel, in deren neuen Prospekt die neugotischen Schnitzereien des alten Orgelgehäuses eingefügt sind.

Mit einem festlichen Gottesdienst am kommenden Sonntag um 10.15 Uhr, der auch vom Kirchenchor mitgestaltet wird, feiert die kleine Gemeinde ihr Kirchweihfest und freut sich, dass ihr Gotteshaus durch all die Jahrhunderte bewahrt geblieben ist.

 

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