Kleines Geld mit großer Wirkung
28.7.2010, 15:20 Uhr
Im Rahmen einer „Kick-off“-Veranstaltung im Parkhotel Altmühltal in Gunzenhausen stellten Alexander Hüttl, Geschäftsführer des Wirtschaftsberatungsbüros Hüttl & Vierkorn, sowie Axel Burkhardt, der Geschäftsführer des neuen Kapitalinstituts Deutschland, ihre Ideen und Pläne vor. Zu der Veranstaltung unter dem Thema „Mikrofinanzierung in Nordbayern – Chancen und Potenziale“ war ein breites Spektrum an Vertretern aus Politik und Wirtschaft eingeladen.
In ihrem Grußwort gab die Vizepräsidentin der IHK Nürnberg für Mittelfranken, Erika Gruber, einen kurzen Überblick über die Idee, Existenzgründer mit Kleinkrediten zu unterstützen, und sah in Gunzenhausen eine gute Standortwahl, sowohl für das Unternehmen als auch für die Region selbst. Unter dem Titel „Mikrofinanzierung in Nordbayern – Kleines Geld mitgroßer Wirkung“ stellte Axel Burkhardt anschließend die Mikrofinanzierung im Allgemeinen vor. Zielgruppe seien kleine und mittelständische Unternehmen, deren Gründung und Aufbau oft schon mangels geringerer Geldmengen scheitern. Aber auch bestehenden Unternehmen könne bei bestimmten notwendigen Anschaffungen unter die Arme gegriffen werden. Ziel sei es, diesen Unternehmen zu helfen, einen Anfang zu machen. Dabei soll kein Konkurrenzdenken entstehen, weder zwischen den verschiedenen Kreditgebern, noch gegenüber den Banken, vielmehr soll gemeinsam dafür gesorgt werden, dass die Existenzgründungen vorangetrieben werden, so Burkhardt.
Der Zinssatz für solche Kleinkredite beläuft sich derzeit pauschal auf 7,5 Prozent, die Laufzeit kann zwischen einem und 36 Monaten variieren. Im Gegensatz zu normalen Banken werden hier laut Burkhardt auch Sicherheiten aus dem sozialen Umfeld akzeptiert, da viele Unternehmer weder über Kapital, noch über Immobilien oder Ähnliches verfügen.
Große Erfolgsquote
Die Chancen und Potenziale für Banken sowie Steuer- und Wirtschaftsberatungen stellte Alexander Hüttl vor. Mit individueller Beratung, die die Unternehmer dauerhaft unterstützt und bei Problemen jeglicher Art aushilft, solle ein Vertrauensverhältnis geschaffen werden, das vor allem in Zeiten von Finanzkrise, Politikverdrossenheit und Abwanderung immer wichtiger werde. Auch die zahlreichen Förderprogramme von staatlicher Seite unterstreichen die Wichtigkeit der Aufgabe, Arbeitsplätze zu sichern und so den sozialen Wohlstand zu erhöhen, so Hüttl. Weiterhin betonte er die relativ große Erfolgsquote von Kleinkrediten. So sei es meist schwierig, Kapital auf normalem Wege bei den Banken zu erhalten, da diese kleinen Geschäfte zu wenig Profit mit sich brächten. Hier wolle man eine sinnvolle Alternative darstellen und die vorhandene Versorgungslücke für Kleinkredite schließen.
Neben der regionalen Förderung im Fränkischen Seenland sei auch der Ausbau im Großraum Nürnberg Ziel des Instituts. Dabei wolle man auf enge Zusammenarbeit mit Banken, Steuerberatern und Politik setzen, um durch ein breites Netzwerk aus Vermittlern möglichst viele potenzielle Kunden erreichen zu können.
Zugang zu Kapital für Kleinunternehmer einerseits und der schnelle Zugriff auf Kredite andererseits seien die Hauptaufgaben der Kreditgeber, erklärte Hüttl. Bei höheren Summen, die über das Limit der Kleinkredite hinausgehen, wolle man mit den Banken zusammenarbeiten und solche Kunden weiterleiten. Um all dies zu erreichen, baue man auf intensive Zusammenarbeit mit der Region und ihren Organisationen, auch an den Standorten Weißenburg, Ansbach und Treuchtlingen wolle man die Versorgungslage verbessern.
Bürokratische Hindernisse
Der Präsident des Europäischen Wirtschaftssenats, Dr. Ingo Friedrich, ging abschließend auf die Mikrofinanzierung in Europa, aber auch auf die Arbeit des Kapitalinstituts Deutschland selbst ein. Der Kundenstamm für Kleinkredite wachse ständig und die individuelle Beratung sei wichtig, um neuen Unternehmen über die Anfangsphase zu helfen. Außerdem werden die komplexen bürokratischen Vorgänge bei der Unternehmensgründung zunehmend zu einem Hindernis für fachlich weniger bewanderte Kunden, so Friedrich.
Manfred Geyer, Bezirkspräsident der Volks- und Raiffeisenbanken Mittelfranken, begrüßte die Initiative vollauf, bedauerte aber, dass sich bei der Veranstaltung für die Vertreter der Banken keine Gelegenheit ergeben hatte, sich zu äußern. Er betonte im Gespräch mit dem Altmühl-Boten, dass vor allem im ländlichen Raum auch die Banken Kleinkredite ohne kurzfristigen Profit übernehmen. Anders als in der Großstadt sei in der Region weniger Anonymität gegeben und es bestehe ein großes Vertrauen zwischen Bank und Kunden. Dennoch sah er große Chancen für eine Zusammenarbeit mit den regionalen Banken.
LandtagsabgeordneteChrista Naaß, die der Veranstaltung ebenfalls beiwohnte, hatte bereits Mitte Juli im Landtag einen Antrag gestellt, die Staatsregierung aufzufordern, ein Förderprogramm für Mikrofinanzierer aufzulegen. Ziel sei es, baldmöglichst den Zugang von Existenzgründern zu Mikrofinanzierungen zu erleichtern. Grund für den Antrag war die Feststellung der Bundesregierung im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise, dass vorwiegend Existenzgründern und Unternehmen im Mittelstand der Zugang zu Kapital in der Größenordnung bis 25.000 Euro versperrt war.
Aus diesem Grund soll der Aufbau von sogenannten Mikrofinanzierern forciert werden, um parallel zum Bankensektor eineFinanzierung im Kleinkreditbereich sicherzustellen. Laut dem Antrag von Christa Naaß hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Januar 2010 den Mikrokreditfonds Deutschland mit einem Volumen von 100 Millionen Euro aufgelegt.