Kloster Heidenheim: Ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk

26.11.2016, 06:26 Uhr
Kloster Heidenheim: Ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk

© Foto: Eisenbrand

Seit wenigen Tagen steht die große Bautafel vor dem Westflügel des 753 gegründeten ehemaligen Benediktinerklosters, das ab Februar 2017 in eine Begegnungs- und Bildungsstätte umgebaut werden soll. In „15 bis 18 Monaten“, schätzt der damit betraute Architekt Hans-Heinrich Häffner, werde man den ersten Bauabschnitt im Westflügel bewältigen können, für den Kosten von etwa 5,6 Millionen Euro kalkuliert sind; insgesamt wird die grundlegende Sanierung und Neugestaltung des ehrwürdigen Gemäuers rund 10,4 Millionen Euro verschlingen.

Das Projekt sei ihm in den zehn Jahren, in denen er schon damit zu tun habe, regelrecht „ans Herz gewachsen“, bekundete Herrmann. Und zwar „auch aus meinem christlichen Glauben heraus“. Schließlich sei die Stätte im südlichen Mittelfranken „wichtig für die Christianisierung der gesamten Region“, und „gerade jetzt“ müsse man sich seine christlichen Wurzeln immer wieder „bewusst machen“.

Darüber hinaus sei das lange Zeit heftig umstrittene Millionenprojekt auch strukturpolitisch bedeutsam: „Der Region hier geht es nicht schlecht, aber sie steht wirtschaftlich eben auch nicht an der Spitze“, sagte Herrmann. Deshalb sei es wichtig, „neue Impulse zu setzen“ — und dass der Freistaat „dieses Projekt des Zusammentreffens unterstützt“.

Millionen aus München

Und so fließen viele Millionen aus diversen Münchner Töpfen in die Hahnenkammgemeinde: 2,4 Millionen überweist Finanzminister Markus Söder als Baukostenzuschuss, 800 000 Euro fließen aus dem Entschädigungsfonds, 400 000 von der Bayerischen Landesstiftung, 200 000 sind beim Amt für ländliche Entwicklung beantragt. Der Landkreis engagiert sich mit 150 000 Euro, die Evangelische Landeskirche gibt 600 000, Sparkasse Gunzenhausen und der Bezirk geben Geld, und von katholischer Seite gibt’s ein zinsloses Darlehen über 375 000 Euro, mit dem die Baumaßnahmen so lange vorfinanziert werden können, bis die Zuschüsse fließen. „Außerdem engagiert sich das Bistum Eichstätt sehr stark, indem es Personalkosten übernimmt“, sagt Architekt Häffner, der das Projekt seit 2004 begleitet. Das sei „gar nicht hoch genug einzuschätzen“.

Kloster Heidenheim: Ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk

© Eisenbrand

Herrmann zollte all Jenen „Respekt für ihre Hartnäckigkeit“, die sich über Jahre hinweg nicht entmutigen ließen und für ihren Traum von „Neuem Leben in alten Mauern“ — so das Motto des Projekts — kämpften. Und er meinte damit vor allem Dekan Klaus Kuhn, den Vorsitzenden des Zweckverbands Kloster Heidenheim. Von ihm habe er immer wieder Faxe und Mails mit kleineren und größeren Hiobsbotschaften erhalten. Aber dank seines und des Engagements seiner Mitstreiter könne „sich Heidenheim nun selbst das schönste Weihnachtsgeschenk machen“.

Architekt Hans-Heinrich Häffner erinnerte an jene „ganz, ganz kleine Gruppe, die 2004 begann, daran zu glauben, dass es mit der Begegnungsstätte etwas werden kann“ — und sich von da an unermüdlich engagierte. Namentlich erwähnte er den früheren Landrat des Kreises Weißenburg-Gunzenhausen, Karl Friedrich Zink: „Ohne ihn gäbe es dieses Projekt nicht.“

Häffner habe, zusammen mit Kollegen, seit Februar eine vollständige Entwicklungsplanung für den ersten Bauabschnitt erarbeitet, „sodass wir jetzt wissen, wo künftig was sein wird“. Geplant sei, eine Tourist-Information, ein Pilgerbüro, einen Klosterladen sowie ein Café und ein Museum unterzubringen. Im Erdgeschoss soll eine Ausstellung über die Christianisierung zu sehen sein, im Obergeschoss sollen zudem Räume für die Verwaltung, für Veranstaltungen und Wanderausstellungen entstehen. „Wir wollen wieder eine klösterliche Atmosphäre schaffen“, gibt sich Häffner als Ziel vor. Dafür müssten Beton und Klinker, Bausünden aus den 1960er-Jahren, natürlichen Materialien wie Holz weichen.

„Dieses Projekt zeigt, was wir miteinander erreichen können“, freute sich der CSU-Landtagsabgeordnete Manuel Westphal in seinem Grußwort. Ministerien und Kirchen, Bezirk und Landkreis hätten gemeinsam an einem Strang gezogen; besonders wichtig jedoch seien „die Menschen vor Ort“ gewesen: „Ohne sie wäre das alles niemals möglich gewesen“, stellte Westphal fest — und erntete dafür spontanen, kräftigen Applaus von den gut 100 Festgästen.

Ökumenisches Projekt

Dekan Klaus Kuhn, der die kleine Zeremonie im Westflügel des Klosters moderierte, betonte, dass das Projekt „von Anfang an ein ökumenisches“ war. Weshalb folgerichtig auch der Eichstätter Domkapitular Reinhard Kürzinger ein Grußwort verlas. Er versicherte, dass Bischof Gregor Maria Hanke „sehr interessiert sei an der Entwicklung in Heidenheim“ und nannte die Idee, „einen neuen Grundstein in ein altes Gemäuer einzubauen, symbolhaft für die Anknüpfung an die Historie des Ortes“.

Nachdem Dekanin Annette Kuhn dem Bauvorhaben den kirchlichen Segen ausgesprochen hatte, ergriff noch einmal ihr Gatte Klaus das Wort. Nachdem er seit 30 Jahren mit ihr verheiratet sei, so der Zweckverbandsvorsitzende und Motor des Projekts, bekomme sie ja mit, „was das Kloster mit mir macht“. Es beanspruche viel von seiner Zeit, und sie müsse immer wieder zurückstecken, bedauerte der Kirchenmann. Und fügte schelmisch lächelnd hinzu: „Für die nächsten eineinhalb Jahre kann ich keine Besserung versprechen.“

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