Koch und Kellner im Überstunden-Stress

28.5.2015, 12:00 Uhr
Koch und Kellner im Überstunden-Stress

© NGG

„Wer in der Küche arbeitet oder Gäste bedient, der macht häufig am laufenden Band Mehrarbeit. Aber kaum einer bekommt dafür auch nur einen Euro extra“, sagt Regina Schleser. Die Geschäftsführerin der NGG Nürnberg-Fürth beklagt, dass „Umsonst-Überstunden“ in Hotels und Gaststätten eher die Regel als die Ausnahme sind. Aus einer Acht-Stunden-Schicht würden schnell zehn oder zwölf Stunden am Herd, an der Theke oder im Biergarten. „Selbst 14-Stunden-Schichten gibt es immer wieder, obwohl maximal zehn Stunden am Stück erlaubt sind.“ Unterm Strich leiste ein Großteil der Vollzeitbeschäftigten in der Gastro-Branche im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen dreißig bis vierzig Überstunden pro Monat – ohne das in der Lohntüte zu merken, so Schleser.

Besonders schlimm sei es an Wochenenden und Feiertagen. So stand der Gastronomie am Pfingstwochenende ein „wahrer Mehrarbeits-Marathon“ bevor. Insgesamt sei der Mai mit seinen vielen Feiertagen ein „heftiger Überstunden-Monat“. Das bekämen ebenso die rund 1210 Minijobber im Landkreis zu spüren, die im Hotel- und Gaststättengewerbe arbeiteten. Auch sie klopften fleißig Überstunden. „Meistens unbezahlt, versteht sich. Das liegt daran, dass Arbeitgeber – vom Hotelchef bis zum Gastwirt – so tun, als wäre es völlig normal und selbstverständlich, ein paar Stunden für umsonst dranzuhängen“, sagt Schleser. Auch bei Azubis würde kaum Rücksicht genommen.

Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz sind in der Branche seit jeher üblich. Arbeitszeiten hätten eigentlich schon immer dokumentiert werden müssen, aber erst jetzt wird es durch das Mindestlohngesetz richtig ernst: „Wer eine Küchenhilfe oder ein Serviceteam im Biergarten für sich arbeiten lässt, muss die geleisteten Stunden aufschreiben – und damit auch jede Überstunde“, so die NGG-Geschäftsführerin. Passiert das nicht, macht sich der Arbeitgeber strafbar. Jeder Gastwirt muss seit dem 1. Januar damit rechnen, dass die Dokumentation der Arbeitszeiten vom Zoll kontrolliert wird. „Genau das passt vielen Chefs natürlich ganz und gar nicht“, sagt Schleser.

Die NGG Nürnberg-Fürth rät allen Gastro-Beschäftigten, ihre Überstunden aufzuschreiben, um diese gegenüber dem Chef nachweisen zu können. Das sei ebenso simpel wie nützlich und habe mit Bürokratie absolut nichts zu tun. „Der Beginn und das Ende der Arbeitszeit sollten notiert werden. Ebenso die Pausen. Wer dann Schwierigkeiten hat, den Lohn für geleistete Mehrarbeit einzufordern, sollte sich an seine Gewerkschaft wenden“, so Schleser. Die NGG Nürnberg-Fürth bietet hier Rat und Hilfe an. Die NGG-Geschäftsstelle ist unter der Rufnummer 0911/209012 zu erreichen.

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