Mädels schnuppern am Girls’ Day in Männerdomänen

26.4.2018, 17:28 Uhr
Wie ein Polizeiauto von innen aussieht und was es von einem normalen Auto unterscheidet, erfuhren die Mädels unter anderem beim Girls' Day bei der Gunzenhäuser Polizei.

© Viola Bernlocher Wie ein Polizeiauto von innen aussieht und was es von einem normalen Auto unterscheidet, erfuhren die Mädels unter anderem beim Girls' Day bei der Gunzenhäuser Polizei.

Schon am Morgen kommen die zwölf Mädels, die sich für einen Tag im Juramare umschauen, so richtig ins Schwitzen. Schließlich dürfen sie das Saunadorf besichtigen. In die Sauna darf man eigentlich erst ab dem Alter von 16 Jahren und so gab es bei den Mädels im Alter von 12 bis 14 Jahren erst einmal erstaunte Gesichter, berichtet Marion Eckerlein, Fachangestellte für den Baderbetrieb am Juramare, als sie zum ersten Mal den Saunagarten zu Gesicht bekamen. Schon um 8 Uhr geht es los mit einer Führung durch die Technik, die bei den Mädchen ebenfalls Eindruck hinterließ, weil sie so umfangreich und komplex ist. Beim Besuch im Saunadorf gab es dann in der Backsauna nach dem Brezenbacken gleich eine erste Brotzeit und eine kurze Pause auf den Wasserbetten. Für Ida Neuner (14) und Katharina Götz (13) waren die das absolute Highlight. Wasserbetten ja, aber in der Sauna? Das war ihnen nun wirklich neu.

Schwimmen in Klamotten

Weil der Schwimmbereich des Juramare derzeit saniert wird, dürfen sich die Mädels auch gleich noch die Baustelle anschauen. Die Umkleiden und Duschen sind inzwischen schon fertig gefliest, nur der letzte Schliff, nämlich die tatsächlichen Kabinenelemente fehlen noch, erklärt Manuel Kirsch, ebenfalls Fachangestellter im Bäderbetrieb. Vormittags geht es noch nach Ansbach, wo die kleine Gruppe im dortigen Hallenbad ausprobieren darf, wie es sich in Kleidern schwimmt und lernt, worauf es bei Erster Hilfe ankommt. Am Nachmittag steht für sie noch eine Führung durch das Gunzenhäuser Waldbad auf dem Programm.

Bei Schaeffler geht es da schon weit technischer zu. Hier dürfen sich die Mädchen an sechs Stationen in der Lehrwerkstatt ausprobieren. Ausbildungsleiter Hans-Josef Zuckmeier sieht den Girls’ Day als Chance, Mädchen für die Ausbildung bei Schaeffler zu begeistern. "Wir wollen, dass die Mädels am Ende des Tages sagen können, der Beruf schmeckt mir, oder der Beruf schmeckt mir weniger", sagt er. Er sieht den Tag als Win-Win-Situation. Die Mädels können sich ausprobieren und vielleicht bewerben sich später einige von ihnen beim Unternehmen. Zum Beispiel für die Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer oder zum Industriemechaniker. "Wir brauchen dringend Fachkräfte", erklärt Zuckmeier.

Fräsen, Bohren, Mühle spielen

So wie Lena Brecht. Die Auszubildende erklärt gerade Hannah Arnold (11) und Felicitas Wetzler (13) wie die Fräsmaschine funktioniert. Die beiden haben gerade einen kleinen Metallblock eingespannt in die Maschine und schauen von außen dabei zu, wie die Maschine ein Spielfeld für Mühle in das Metall fräst. Als es fertig ist, pinselt Hannah vorsichtig die Späne weg und wischt mit einem Lappen drüber, bevor sie es aus der Maschine nimmt. An einer großen Bohrmaschine bohren die Mädels noch Löcher an die Kreuzungen der Mühlestraßen, dorthin, wo später die Steine liegen sollen. Diese sind zum Stecken gedacht und sehen aus wie Brettspiel-Kegel, so dass man sie auch mit an den See oder in den Garten nehmen kann. An einer weiteren Station können sie ausprobieren, wie man mit der Hand Rohrschellen biegt und so ihr Talent für den Umgang mit Metall testen.

In der Buchdruckerei Emmy Riedel schließlich dürfen die Mädels zuschauen, wie Bücher und Prospekte gedruckt werden. Eva Marie Hölzel (12) steht neben Wolfgang Kukula an der großen Falzmaschine und hilft beim Stapeln, wenn die fertig gefalzten Prospekte aus der Maschine kommen. Zuvor hat sie schon an der großen Druckstraße beim Drucken eines Buchs zugeschaut. Ihre Freundin Julia Hitz (11) und Marie Mosser (13) dürfen sich derweil einen Schreibblock mit ihrem Namen drauf drucken und binden, und eigene Visitenkarten gestalten und anschließend drucken. Eva Maries Schwester war vor zwei Jahren schon in der Druckerei und hat sie mit ihren lebhaften Erzählungen drauf gebracht, doch selbst einmal vorbei zu schauen, Freundin Julia ließ sich da nicht lange bitten, mitzukommen.

Hunde, Kripo und das Blaulicht

Spannend ist für die sechs Mädels auch die Polizei Gunzenhausen. Weil sie mit der Besichtigung der Wache aber relativ schnell fertig wären, geht es für sie auch noch nach Schwabach. Hier bekommen sie einen Einblick in die Arbeit der Kriminalpolizei. Besonders imponiert den Mädels aber die Vorführung der Hundestaffel, wo einer der Hunde auf die Suche nach einem verschollenen Schlüssel geschickt wurde. Für eine Ausbildung bei der Polizei im Mai 2019 kann man sich noch bis 30. April bewerben. Durch eine Pensionierungswelle sind die Übernahmechancen momentan bestens, wie Einstellungsberaterin Nadja Strauß berichtet.

250 Mädchen haben im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in insgesamt 60 Betrieben am Girls’ Day teilgenommen.

Weil aber nicht nur in Männerdomänen die Frauen fehlen, sondern auch in typischen Frauenberufen wie dem Kindergärten oder dem Pflegeheim mehr Männer gut täten, gibt es seit einigen Jahren auch einen Boys Day. 50 Firmen nahmen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen teil und boten 125 Plätze an. Allerdings ließen sich nur 110 Jungs begeistern, mal in der Hauswirtschaft, als Alten- oder Krankenpfleger oder Erzieher zu schnuppern. Hier sieht die Arbeitsagentu, die den Tag organisiert, noch "Luft nach oben".

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