„Magie der Farben“ in Wolframs-Eschenbach

13.9.2016, 11:35 Uhr
„Magie der Farben“ in Wolframs-Eschenbach

© Babett Guthmann

So sah es auch Eröffnungsredner Klaus Seeger: „Halb Gunzenhausen ist da!“, scherzte er und unterhielt dann mit einer kurzweiligen Sammlung an Informationen über Farben und Farbwirkung. Dazu hatte der Radiomoderator und Kultur-Aktivist verblüffende Fakten aus der Farbpsychologie ausgegraben. So sei Blau die am öftesten gewählte Lieblingsfarbe, und dieser Farbe werde auch gerne gefolgt. Es gebe auch allerhand Organisationen und Unternehmen wie beispielsweise die EU oder Versicherungen, die mit einem blauen Logo ihre Unangreifbarkeit und Vertrauenswürdigkeit unterstreichen.

Klaus Seegers Aufforderung „Lassen Sie sich von der Magie der Farbe begeistern“ war dann der Startschuss für einen Rundgang durch die Ausstellung, die die drei Künstler fast ausschließlich mit neuen Arbeiten gestaltet haben. So ist die Schau auch Ausdruck der großen Produktivität des seit Jahren freundschaftlich verbundenen Künstlertrios.

Der Wolframs-Eschenbacher Künstler Klaus Selz hat sich 2016 intensiv mit dem höfischen Versroman „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach befasst, ist er doch beim Umbau und der Renovierung der Alten Vogtei mit der künstlerischen Ausgestaltung beauftragt worden, und dabei steht der Parzival im Mittelpunkt. Er habe sich intensiv mit der Heidelberger Handschrift aus dem 16. Jahrhundert befasst und sehe die Lebensreise des Parzival vom von der Mutter behüteten und einfältigen Toren zum Ritter als zeitlose Geschichte einer Entwicklung, erläuterte er.

Markante Begegnungen und Einsichten des Parzival hat Klaus Selz mit seinen neuen Bildern illustriert und einzelne Wolfram-Verse hinzugefügt. Für die Zitate hat er eine typografisch bearbeitete Handschrift entwickelt, die dank ihrer Lockerheit als Notiz erscheinen mag, aber auch die Anmutung eines bedeutungsschweren Versepigramms mitschwingen lässt. Auf diese Weise lässt sich die Kunst von Klaus Selz ohnehin am besten verstehen: Er gibt den Bildinhalten wie zum Beispiel der Begegnung Parzivals mit Sigune, von der er zum ersten Mal von seiner königlich-ritterlichen Herkunft erfährt, eine Leichtigkeit, die den komplexen Parzival-Mythos zumindest in Teilen erschließbar macht. Eine moderne Begleitung des fast 25 000 Verse umfassenden Wolram-Textes.

„Magie der Farben“ in Wolframs-Eschenbach

© Babett Guthmann

Intuition und Inspiration stehen bei Susanne Jost am Beginn ihrer filigranen Papierschnittbilder, die aus jeweils einem einzigen Kartonbogen geschnitten wurden. Vorab skizziere sie auf der Rückseite und beginne mit der „Handwerksarbeit“ des Papierschnitts erst, wenn die Komposition stehe, informierte die Künstlerin bei der Ausstellungseröffnung. Diese Papierschnitttechnik hat Susanne Jost derart verfeinert, dass sie bundesweit wohl kaum Nachahmer fürchten muss. In diesem Jahr sind Arbeiten von Susanne Jost für den NN-Kunstpreis ausgewählt worden.

„Zika“ und „Zerschlissen“

Neben labyrinthisch anmutenden Papierschnitten wie „Schwimmer“, dem mit „Zika“ betitelten Insektenschwarm oder „Zerschlissen“ gibt es auch Arbeiten wie den „Schattenmann“ oder „Chinesischer Paravent“, die die durchdachte Formensprache der Künstlerin brillant zur Geltung bringen. Auch als Zeichnerin besticht Susanne Jost durch ihre Genauigkeit und zeigt zwei Blumenstillleben mit Rosen- und Mimosenblüten sowie drei lithografische Arbeiten.

Die fränkische Felderlandschaft ist Impulsgeber für viele der Landschaftsbilder von Jochen Lebert. So könnte das „Im Altmühltal“ betitelte Bild programmatisch für die Ausstellung und die Magie der Farben gesehen werden: Der gelbe Feldstreifen, der das Bild durchschneidet, ist eindeutig ein Rapsacker in voller Blüte, von der Sonne in ein leuchtendes Landschaftselement verwandelt.

In jüngster Zeit hat der in Sammenheim lebende Maler sich mit fotografischen Sichtweisen beschäftigt, insbesondere mit Verwischungen, wie sie bei Langzeit-Belichtungen entstehen. In der Malerei sind solche Effekte nicht durch eine aufwendige Technik reproduzierbar. Die Dynamik in dem Bild „Vernissage“ hat Jochen Lebert durch solche Wisch-Effekte erreicht. Mit ähnlichen Bildern ist auch er beim NN-Kunstpreis vertreten.

„Impression im Biergarten Hirschau“ könnte das stimmungsvolle Acrylbild betitelt sein, auf dem drei junge Leute ins Gespräch vertieft die letzten Gäste des Sommerabends sind. Wer in der Galerie des Bürgersaales steht, wird die besondere Energie dieses Bildes wahrnehmen.

Geöffnet ist die Ausstellung im September und Oktober von Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Zusätzlich ist die Schau im September an allen Wochentagen vormittags von 10 bis 12 Uhr zugänglich.

 

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