Märchentage in Gunzenhausen

GUNZENHAUSEN - Das Gute siegt über das Böse, der Ehrliche setzt sich gegen den Fiesen durch – und am Ende heißt es: „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“ So einfach scheint es in Märchen zuzugehen. Dass sich hinter den Geschichten jedoch viel mehr als eine Einschlafhilfe für Kinder verbirgt, beweist die Kulturmacherei Gunzenhausen mit den „2. Gunzenhäuser Märchentagen“. Von Freitag, 28. Oktober, bis Samstag, 5. November, sind große und kleine Kinder eingeladen, in diese Welt der Fantasie einzutauchen und für sich zu entdecken.

„Das Märchen ist die älteste Erzählform überhaupt“, erklärt Peter Schnell, Vorsitzender der Kulturmacherei, bei der offiziellen Vorstellung des Programms im Haus des Gastes. Ursprünglich waren die Geschichten für Erwachsene gedacht, darin wurden Weisheiten und Erfahrungen weitergegeben. „Sie dienten als Lebensanleitung in einer medienfreien Zeit“, so Peter Schnell.

Die Brüder Grimm waren es dann, die die Märchen mit ihrer häufig doch recht eindeutigen Erotik jugendfrei gemacht haben. „Die Eröffnung der Märchenwelt war das beste, was Kindern passieren konnte“, ist der engagierte „Kulturmacher“ überzeugt und verweist auf die universelle Moral, die in den Geschichten transportiert wird. Gefördert werde dadurch das Einfühlungsvermögen in andere, in Arme, Kranke, Ausgestoßene.

Hexen wollen Kinder fressen

Es geht aber auch ganz schön schaurig zu: Da wollen Hexen Kinder fressen, und die böse Stiefmutter trachtet nach dem Leben der viel zu schönen Stieftochter. Doch das Schicksal meint es gut mit denen, die sich etwas trauen, die anderen helfen und sich für sie einsetzen, weiß Peter Schnell. Auch Frauen und Mädchen werden darin zu Heldinnen, verhalten sich emanzipiert und machten damit ihren Geschlechtsgenossinnen sicherlich Mut. Unbedingt zum Märchen dazu gehört die emotionale Verbindung zwischen dem Erzähler und dem Zuhörer. „Es muss gemütlich sein“, betont der Initiator, dem es ein großes Anliegen ist, mit dem Programm genau diese zwischenmenschliche Beziehung zu erreichen.

Gewählt wurden für die insgesamt neun Veranstaltungen verschiedene Lokalitäten, den Anfang macht am 28. Oktober, die Seenlandklinik Lindenhof. Laut Peter Schnell gibt es für den Auftakt der Märchentage auch keinen geeigneteren Ort in der Altmühlstadt, ist die Märchentherapie doch seit vielen Jahren fester Bestandteil der psychotherapeutischen Arbeit im Lindenhof. Zu Gast sein wird Professorin Dr. Dr. Ingrid Riedel, die das Grimmsche Märchen „Die Nixe im Teich“ tiefenpsychologisch interpretieren und im Gespräch Rede und Antwort stehen wird. Beginn ist um 18 Uhr, der Eintritt ist frei.

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Am Montag, 31. Oktober, geht es dann von 14 bis 16 Uhr unter dem Motto „Von mächtigen Wassern und märchenhaften Seebewohnern“ auf die „MS Altmühlsee“ (Anlegestelle Schlungenhof). Der Nachmittag mit Katja Breitling, die in Sachen Märchen bundesweit unterwegs ist, ist gedacht für Kinder von sechs bis zehn Jahren. Da der Platz auf dem Schiff begrenzt ist, bitten die Veranstalter um Anmeldung beim Zweckverband Altmühlsee, Telefon 09831/508191. (Eintritt: sechs Euro).

Die Gunzenhäuser Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Stephanie Strauß lädt am Dienstag, 1. November, von 14 bis 15 Uhr in die Katakomben des Haus Silo ein. Hier können die kleinen (und großen) Zuhörer „Verzaubernden Geschichten“ lauschen. Der Eintritt beträgt vier Euro, eine Voranmeldung ist nötig unter Telefon 09831/883939 oder per E-Mail: p-schnell@t-online.de.

Ein Wiedersehen mit Märchenerzählerin Katja Breitling gibt es am selben Tag um 16 Uhr in der Caféteria des Klinikums Altmühlfranken Gunzenhausen. Unter dem Motto „Von Wünschen und Träumen“ lässt sie kaum einen Märchenwunsch offen. Der Eintritt dazu ist frei.

„Märchen aus aller Welt“ heißt es bei ebenfalls freiem Eintritt am Mittwoch, 2. November, ab 14.30 Uhr im Burkhard-von-Seckendorff-Heim mit Iris Frick. Sie ist seit über 25 Jahren als Märchenerzählerin tätig und engagiert sich als Mitglied des Fränkischen Sagen- und Märchenkreises und der Europäischen Märchengesellschaft.

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Später am Mittwochabend, um 19 Uhr, legt die „MS Altmühlsee“ in Schlungenhof zur Märchenschifffahrt „Keltensagen und Harfenmusik“ ab. Mit an Bord sind Kristy Husz (Lesung) und Dr. Beate Klepper (Harfe), die den Zuhörern die Mythen der Inselkelten in Irland, Schottland und Wales näher bringen. Anmeldungen nimmt der Zweckverband Altmühlsee unter Telefon 09831/508191, -192, -193 oder per E-Mail info@altmuehlsee.de entgegen. Der Preis für die Märchenschifffahrt liegt bei 12 Euro.

„Lauschen und Genießen“

Über die Stadtgrenzen hinaus geht es am Donnerstag, 3. November, ins Gasthaus Gentner in Spielberg. „Venedig — Geschichten zum Lauschen und Genießen“ steht dort ab 19.30 Uhr auf dem Programm. Dahinter verbirgt sich ein Drei-Gänge-Menü mit kulinarischer Lesung und Musik (Preis: 42 Euro). Den künstlerischen Part übernehmen Andrea Gonze und Sonngard Wudy-Kühnhakl (Geschichten) und das Duo „Acqua che Suona“ (Musik). Um 19 Uhr startet ein Shuttle-Bus vom Oettinger Parkplatz aus nach Spielberg (Unkostenbeitrag fünf Euro). Hierfür bittet Peter Schnell um Anmeldung unter 09831/883939 oder E-Mail p-schnell@t-online.de.

„Janet M. Christel & Band“ präsentieren am Freitag, 4. November, um 19.30 Uhr im Café „Lebenskunst“ „Märchenhaftes aus Schottland, Made in Germany“ Eintritt 15 Euro, ermäßigt 12 Euro).

Zum Abschluss der Märchentage öffnet am Samstag, 5. November, ab 19.30 Uhr die Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen ihre Pforten für einen Erzählabend „Dunkle Märchen in tiefer Nacht“ (Eintritt: vier Euro). Und dafür ist wohl niemand besser geeignet als Anna Dörrfuß, die Gunzenhäuser Märchenerzählerin schlechthin.

„Sie hat das Märchenerzählen in Gunzenhausen hoffähig gemacht“, ist Peter Schnell überzeugt und freut sich, dass die Sparkasse im Rahmen der Märchentage wieder eine Märchentour durch die Kindergärten der Altmühlstadt sponsert.

Das komplette Programm ist im Internet unter www.maerchenfest.gunzenhausen.de zu finden