Menschen strömten in die Gunzenhäuser Kirchen

27.12.2018, 07:59 Uhr
Menschen strömten in die Gunzenhäuser Kirchen

© Gerald Ellinger

Dekan Klaus Mendel betätigte sich als routinierter und charmanter Platzanweiser. Das Mesnerehepaar Untch schleppte Stuhl um Stuhl. Schließlich waren die rund 1200 Plätze der Stadtkirche alle belegt. "Ich freue mich über jeden Einzelnen, der gekommen ist", rief der Dekan den Menschen zu.

Insgesamt neun Gottesdienste bot die evangelische Gemeinde an den Weihnachtstagen an. Mendel war dankbar und dachte an "die katholischen Schwestern und Brüder", deren Hauptkirche derzeit renoviert wird und deshalb nicht genutzt werden kann. Sie erhielten in der Spitalkirche "Asyl".

Ausweichen mussten ganz spontan auch die Dittenheimer Christen. Kurz vor Weihnachten schlugen Gesteinsbrocken von der Decke der St. Peter und Paul-Kirche. Verletzt wurde zwar niemand, aber die Folgen dürften für die Gemeinde verheerend sein. Für ein bis zwei Jahre, informierte der Dekan die Gunzenhäuser Gläubigen, bleibe die Kirche wohl gesperrt. Der Gottesdienst fand in der Dittenheimer Mehrzweckhalle statt.

Zur Christvesper in Gunzenhausen sang die Kantorei mit Kirchemusikdirektor Bernhard Krikkay am Dirigentenpult geschliffen und feinfühlig weihnachtliche Weisen.

Menschen strömten in die Gunzenhäuser Kirchen

© Horst Kuhn

Dekan Klaus Mendel trug die wohlvertrauten und bekannten Worte des Weihnachtsevangeliums vor: "Es begab sich aber zu der Zeit…" Alle Jahre wieder hören die Christen die Geschichte von den Engeln, Maria, Joseph und dem Heiland in der Krippe, so Mendel in seiner Predigt. Er sprach von der Freude, die Hand und Fuß bekommen soll, und darüber, dass "Gott den Himmel aufbricht". Er wolle nicht im Himmel sitzen, weit weg vom Freud und Leid der Menschen. "Er will uns Menschen als Mensch begegnen". Aus freien Stücken komme Gott an diesem Tag zu uns, "das unterschiedet uns von anderen Religionen".

Es war ein äußerst stimmungsvoller Gottesdienst. Als schließlich sämtliche elektrischen Lichter ausgingen, nur der geschmückte Christbaum noch leuchtete, ertönte die Melodie von "Stille Nacht, heilige Nacht". Voller Inbrunst sang die Gemeinde mit.

Menschen strömten in die Gunzenhäuser Kirchen

© Reinhard Krüger

Wegen der Sperrung der katholischen Pfarrkirche, mussten sich die Katholiken an Weihnachten auf die wesentlich kleinere Spitalkirche beschränken. Trotz allem konnte das weihnachtlich geschmückte Gotteshaus die Gläubigen bei mehreren Gottesdiensten, insbesondere bei der nachmittäglichen Kindermette wie auch bei der abendlichen Christmette fassen.

Auch die Herbergssuche der Heiligen Familie war angesichts der Enge eine Herausforderung, zu der, wie auch zur abendlichen Feierstunde, Stadtpfarrer Christoph Witczak neben den Akteuren viele Gläubige in dem schmucken Gotteshaus willkommen hieß. Während die Kindermette vom Projektchor, unter Leitung von Ilona Fey und Daniel Betz, musikalisch gestaltet wurde, bereicherte die abendliche Christmette der Kirchenchor unter der Leitung von Mareen Pötzl.

Menschen strömten in die Gunzenhäuser Kirchen

© Ludwig Göttler

Im Krippenspiel, das Gemeindeassistent Martin Kellberger und Silke Barthel-Lepp vorbereitet hatten, zeigten die Akteure die beschwerliche Herbergssuche von Maria und Josef. Pfarrer Witczak ging in seiner Weihnachtspredigt darauf ein, dass Gott durch die Menschwerdung seines Sohnes den Menschen sagen wolle, dass er kein ferner Gott sei, sondern mitten unter ihnen. Das Geburtsfest Jesu Christi sei, so der Geistliche, immer wieder eine gute Gelegenheit sich zu fragen, was für ein Mensch, was für ein Christ man selbst sei? Könnte auch in der Krippe meines Herzens Jesus geboren werden? Ist mein Herz offen für die Anliegen meiner Mitmenschen wie das Herz Gottes für meine Anliegen immer offen ist? Mit dem weihnachtlichen Segen von Pfarrer Witczak und dem stimmungsvollen Lied "Stille Nacht, Heilige Nacht" endete der Gottesdienst auch in der Spitalkirche.

 

Keine Kommentare