Merkendorf: Bürgermeister Popp hat es mit Herausforderin zu tun

10.3.2014, 12:00 Uhr
Merkendorf: Bürgermeister Popp hat es mit Herausforderin zu tun

© Schachameyer

Auf der einen Seite will das amtierende Stadtoberhaupt Hans Popp seine Politik auch in den kommenden sechs Jahren fortsetzen. Auf der anderen Seite hat der erst vor kurzem neu gegründete Ortsverband der Grünen mit Ulrike Philipp eine Kandidatin für den Chefsessel im Rathaus aufs Schild gehoben.

Dort sitzt seit 2002 Hans Popp. Der mittlerweile 56-jährige kam vom Weltkonzern Siemens ins Merkendorfer Rathaus und hat das Gesicht der Krautstadt in den vergangenen zwölf Jahren ordentlich umgekrempelt. Unter seiner Ägide hat sich die Stadt zur Vorzeigekommune in Sachen erneuerbare Energien gewandelt, davon zeugt nicht nur der Energiepark und ein Nahwärmenetz, auch die Stromproduktion kann sich mit 265 Prozent der vor Ort benötigten Energie sehen lassen. Die Zahl der Arbeitsplätze stieg um mehr als 400 auf 1050 Stellen an und die Dorferneuerung wurde in sämtlichen Ortsteilen durchgeführt. Steingruberhaus, Stadthof und Stadtgarten sind weitere Bausteine seiner Bilanz.

Stattliche 25 Millionen Euro wurden seit 2002 in die vielen Maßnahmen investiert und trotzdem ist die Krautstadt nach Popps Worten schuldenfrei, ja, verfügt sogar noch über Rücklagen in Höhe von über vier Millionen Euro. Gleichzeitig habe man es geschafft, streicht Popp im Gespräch mit dem Altmühl-Boten heraus, die Gebühren und Abgaben in einem Rahmen zu halten, der den Vergleich mit den umliegenden Gemeinden nicht scheuen muss, in den meisten Fällen zahlen die Merkendorfer weniger als ihre umliegenden Nachbarn.

Wohnen, Arbeiten und Leben in Merkendorf, das ist der „Dreiklang“ von Popps Politik. Neben den vielen Baumaßnahmen dürfe man auch die weichen Standortfaktoren nicht vergessen. Mit Projekten wie dem Treffpunkt Stadtgraben, den Verbesserungen im Naturfreibad, dem Ausbau der Radwege und nicht zuletzt dem Neubau eines Jugendfußballfeldes soll die Lebensqualität der Krautstadt weiter gesteigert werden.

Neben den jungen Familien, die in Merkendorf dank einer weiteren geplanten Krippe genügend Betreuungsmöglichkeiten für ihren Nachwuchs finden, richtet sich Popps Blick auch auf die älteren Mitbürger. Die Pläne für eine Tagesbetreuung sind bereits weit gediehen, Popp nennt zudem den barrierefreien Ausbau der Altstadt. Perspektivisch müsse man sich auch mit der Einrichtung von betreutem Wohnen befassen.

Ein „Kulturdefizit“ sieht Popp in Merkendorf nicht. Hier gebe es ein vielfältiges Programm, das vom Kneipenfestival und der Krautwoche bis hin zu den Veranstaltungen des Vereins KiM (Kultur in Merkendorf) reiche. Die vielen Angebote müssten allerdings besser strukturiert und gebündelt werden.
Ein „konstruktives Miteinander“ hat Popp nach eigenen Worten stets im Stadtrat gepflegt, was auch beinhalte, dass er bereits im Rahmen der Diskussion der Projekte einen Kompromiss suche. Bewährt hätten sich dabei die Klausurtagungen des Stadtrats.

In den kommenden Jahren soll das Naturbad weiter verbessert werden, etwa über die Auslagerung der Parkplätze. Zur Finanzierung hat die Stadt einen Bausparvertrag abgeschlossen, der 2016 einlösbar wird. Ein Jahr später ist die Sanierung der alten Turnhalle, die vor allem im energetischen Bereich notwendig ist, geplant, auch hier existiert ein Bausparvertrag. Im Rahmen dieser Maßnahme kann nach Popps Vorstellungen der Außenbereich aufgepeppt werden, schließlich wird der Sportplatz 2017 wohl nicht mehr benötigt, soll bisdahin das Jugendfußballfeld doch längst in Betrieb genommen sein.
Die Vorstadt zu einem attraktiven Wohngebiet umzugestalten, das ist ebenfalls ein Projekt, das ihm am Herzen liegt und das er gerne noch als Bürgermeister mitgestalten würde. Hier kann die Auslagerung der B 13 ganz neue städtebauliche Möglichkeiten eröffnen.

Dass Popp viel für die Krautstadt erreicht hat, ist für Ulrike Philipp
unbestritten, sie wolle „das nicht schlechtreden“. Vieles laufe gut in Merkendorf, doch nach Ansicht der Willendorferin gibt es auch Bereiche, „die man noch optimieren könnte“. An oberster Stelle steht dabei für die Berufsfindungsbegleiterin die Jugendarbeit. Hier sei schon viel gelaufen, aber bisher habe das immer auf ehrenamtlichen Schultern gelastet.

Der 35-Jährigen schwebt die Einstellung eines Streetworkers vor, das laufe in Windsbach ganz wunderbar. Dass die Stadt Merkendorf eine solche Stelle nicht allein finanzieren kann, weiß auch Philipp. Deshalb denkt sie an eine Zusammenarbeit mit den Allianzgemeinden der Altmühl-Mönchswald-Region und eventuell der Kirche. Zudem würde die Grüne gerne einen Jugendrat gründen. Dieser könnte als Bindeglied zwischen Jugend und Stadtrat agieren und die Heranwachsenden an die Politik he­ranführen.

Für verbesserungsfähig hält Philipp das kulturelle Angebot. Da Merkendorf finanziell doch recht gut da steht, könnte über einen Kulturetat private Initiativen gefördert werden. Mit dem Steingruberhaus und der alten Turnhalle gebe es ja „tolle Veranstaltungsräume“, die es zu nutzen gelte.

„Mehr Bürgernähe“ ist ebenfalls ein Stichwort, das sich die Grünen auf die Fahnen geschrieben haben. Bürgermeister und Stadtrat, so Philipps Kritik, würden sich zu sehr abschotten, sie vermisst auch eine regelmäßige Bürgersprechstunde. Diesen Vorwurf will Popp aber nicht gelten lassen, er verweist hier auf die vielen Arbeitskreise, in denen rund 180 Bürger in den vergangenen Jahren an der Gestaltung ihrer Stadt mitgewirkt hätten.

Die 35-Jährige ist kommunalpolitisch ein bisher unbeschriebenes Blatt. „Frisch und unerfahren“ sei sie, aber das sieht die gelernte Kinderpflegerin nicht als Schwäche, vielmehr sei sie „frei von Altlasten“. Dass sie mit Popp einen sehr „sattelfesten“ Kontrahenten im Kampf um das Merkendorfer Rathaus hat, weiß die Willendorferin sehr wohl, doch sie geht davon aus, dass die Grünen in der Krautstadt „viel bewegen“ können. Man wolle das Rad nicht neu erfinden, aber doch „ein bisschen an den eingefahrenen Strukturen rütteln“.

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