Mit dem Rad zu den Störchen im Altmühltal

22.4.2018, 07:25 Uhr
Mit dem Rad zu den Störchen im Altmühltal

© Henning Werth/LBV-Bildarchiv

Für alle, die sich in ihrer Freizeit näher mit unseren gefiederten Nachbarn beschäftigen möchten, gibt es seit 2007 einen interaktiven Weißstorch-Radweg "Meister (r)Ade(l)bar" mit drei verschiedenen Routen. Unterwegs informieren zahlreiche Tafeln und interaktive Elemente über das Leben der Störche. Die Tafeln stehen in Wald (Thema Aufzucht), Ornbau (Ein Vogel von Welt), Merkendorf (Kinderbringer), Trommetsheim (Nahrung), Muhr am See (Der Frühling), Windsfeld (Gefährdung und Schutz), Gundelsheim (Verbreitung), Laubenzedel (Segelkünstler), Gunzenhausen (Früher und heute) sowie Triesdorf (Regionale Bioprodukte sichern Lebensraum).

Im Rahmen der Storchenwoche 2018 wird es am Sonntag, 17. Juni eine geführte Radtour um den Altmühlsee geben.

Mittlerweile gibt es einige Webcams, die entweder über Internet oder sogar über einen zusätzlichen Monitor vor Ort einen Einblick ins Nestgeschehen ermöglichen. Eine entsprechende Auflistung steht unter: https://www. lbv.de/ratgeber/naturwissen/tier-webcams/weissstorch-webcam.

Während Ende der 80er-Jahre für Bayern ein Aussterben befürchtet und ein eigenes Schutzprogramm eingerichtet wurde, sieht die Situation seit einigen Jahren völlig anders aus: Im Vergleich zu 250 Storchenpaaren im Jahr 1900 wurde 2017 ein Bestand von etwa 490 Horstpaaren verzeichnet. Dieser seit der Jahrtausendwende zu beobachtende Anstieg hängt mit dem Wiedererstarken der Westpopulation zusammen, dementsprechend finden die Ansiedlungen überwiegend in Westbayern statt, dies bestätigt den Verlauf der Zugscheide mitten durch Bayern. Der überwiegende Teil der Störche im Altmühltal nimmt vermutlich die Westroute (soweit die Vögel nicht eh schon hier überwintern).

Der Bestandszuwachs führt mittlerweile mehrfach zu Koloniebildungen mit teilweise über 20 Storchenpaaren in bisher neun Gemeinden (jeweils mehr als drei Horstpaare), alle befinden sich im westlichen Teil Bayerns. Dies führt zu interessanten neuen Beobachtungs- und Erkenntnismöglichkeiten (zum Beispiel Verhalten und Bruterfolg in der Kolonie).

Im mittleren Altmühltal kommt es seit einigen Jahren auch zu Mehrfachansiedlungen innerhalb eines Orts, zuerst in Muhr, mittlerweile auch wieder in Gunzenhausen sowie neuerdings in Alesheim, Laubenzedel, Markt Berolzheim, Merkendorf, Ornbau und Triesdorf.

Angesichts von durchschnittlichen Nachwuchsrate von etwas unter zwei Jungen pro Storchenpaar im Lauf der letzten Jahre und einer – trotz Biotopanlagen über das Schutzprogramm – nicht wirklich besser gewordenen Lebensraumausstattung ist der Zuwachs wohl vor allem auf verringerte Verlustraten durch kürzere Zugstrecken der Westzieher und bessere Überwinterungsbedingungen in Spanien (Müllkippen und Reisfelder) zurückzuführen. Dazu kommt der Einfluss von ehemaligen Zucht- und Wiederansiedlungsprojekten, welche zu einer massiv erhöhten Anzahl von überwinternden Störchen geführt haben. Diese haben in der Regel ebenfalls eine deutlich geringere Verlustrate als die früher in Westafrika überwinternden Störche.

Im mittleren Altmühltal gab es heuer überwinternde Störche bei Alesheim, Gunzenhausen, Markt Berolzheim, Merkendorf, Muhr, Trommetsheim, Unterasbach und Windsfeld. Weitere streunen jeden Winter in der Talaue umher.

Über das nach 33 Jahren erfolgreich abgeschlossene Artenhilfsprogramm zum Schutz und zur Bestandserfassung des Weißstorches in Bayern konnten an rund 325 Standorten die Nahrungsräume erfasst werden, so sind sie für flächenverbrauchende Planungen leichter zu berücksichtigen. Daneben wird auch weiterhin der Bestand erfasst, um eventuelle Trendveränderungen (aufgrund von Müllkippenschließungen in Spanien, Klimawandel) wahrzunehmen und reagieren zu können.

Hier ein Überblick über die Altmühltaler Storchenpopulation rund um Gunzenhausen: 1903: 15 besetzte Horste; 1988: 2 besetzte Horste; 2007: 10 besetzte Horste; 2017: 31 besetzte Horste.

Mehr Informationen gibt es im Internet unter https://www. lbv.de/naturschutz/artenschutz/ voegel/weissstorch/.

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