"Niklas" rüttelte schwer am Schuldach

2.4.2015, 08:00 Uhr

© Wolfgang Dressler

Einen umgefallenen Baum zwischen Haundorf und der Bundesstraße 466 entfernten zwei Verkehrsteilnehmer. Die weiteren umgestürzten Bäume lagen auf der Bundesstraße 466 (zwischen Gunzenhausen und Brand), auf der Staatsstraße 2222 (zwischen Frickenfelden und Thannhausen) und auf den Kreisstraßen WUG 23 (Richtung Mitteleschenbach) und WUG 1 (von Absberg in Richtung Langlau). Diese wurden von den eingesetzten Feuerwehren entfernt.

Die Ampel in Schlungenhof drohte durch den starken Wind umzustürzen. In der Lindleinswasenstraße blies der Starkwind ein Blechdach eines Kamins ab.

Um die Mittagszeit deckte „Nik­las“ das Blechdach am „Altbau“ des Simon-Marius-Gymnasiums ab. Das Dach wurde angehoben und regelrecht aufgerollt. Die Dachteile fielen überwiegend in den Pausenhof. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Der Sachschaden dürfte in die Zehntausende gehen. Die Simon-Marius-Straße und die Rot-Kreuz-Straße wurden durch die Feuerwehr Gunzenhausen und den Stadtbauhof gesperrt.

Zur Beseitigung der Schäden waren die Feuerwehren aus Gunzenhausen, Aha, Unterasbach, Frickenfelden, Haundorf, Gräfensteinberg, Eichenberg, Langlau, Absberg, Kalbensteinberg, Streudorf, Wald und Thannhausen eingesetzt. Die Polizei Gunzenhausen war mit mehreren Streifen zu den Einsätzen unterwegs.

Im Dienstbereich der PI Treuchtlingen wurden acht umgestürzte Bäume, eine beschädigte Stromleitung, ein geknickter Strommast und mehrere umgestürzte Verkehrszeichen gemeldet. Der Schwerpunkt der umgestürzten Bäume befand sich im Bereich Pappenheim, wo die Feuerwehren zu mehreren Einsätzen ausrücken mussten. In Treuchtlingen-Gundelsheim wurde ein Strommast geknickt, die Telefonleitung wurde am Hagenhof beschädigt. Auf der B 2 im Bereich Schambach wurde ein Verkehrszeichen vom Trägerrohr gerissen und gegen einen vorbeifahrenden Pkw geschleudert, an dem ein Schaden von rund 500 Euro entstand. Glücklicherweise gab es bei den Einsätzen keine Verletzten.

Auch im Weißenburger Raum gab es viel Arbeit für die Feuerwehren. Bereits am frühen Dienstag waren die ersten Einsätze zu bewältigen. Zwischen Haardt und Suffersheim hatte ein umgestürzter Baum die Fahrbahn blockiert und musste von den Weißenburger Brandschützern entfernt werden.

Bis in die Abendstunden hinein hielt der Sturm „Niklas“ am Dienstag die Einsatzkräfte im Ries in Atem. So mussten wegen umgestürzter Bäume weitere Straßen gesperrt werden. Außerdem wurden in Nördlingen noch durch herabfallende Dachziegel und eine von einem Gerüst heruntergewehte Schaltafel Fahrzeuge beschädigt, berichtete die Polizei Nördlingen.

Die Dinkelsbühler Ordnungshüter meldeten einen Unfall, der sich am Dienstag um 13.50 Uhr im Stadtgebiet nahe Hardhof ereignete. Ein 49-jähriger Mann war mit seinem Transporter auf der Kreisstraße in Richtung Dinkelsbühl unterwegs. Ein Baum mit einem Stammdurchmesser von etwa 50 Zentimetern stürzte wegen des Sturms auf die Fahrbahn. Dabei wurde die Front des Fahrzeugs von den Hauptästen getroffen. Die Windschutzscheibe splitterte, Dachaufbau, Stoßstange und Kühlergrill wurden eingedrückt. Der Fahrer blieb unverletzt. Der Schaden wurde auf 4000 Euro geschätzt. Im gesamten Dienstbereich der Polizei Dinkelsbühl fielen mindestens acht Bäume auf Straßen. Ein „fliegendes“ Trampolin musste in Dinkelsbühl in der Alten Neustädtleiner Straße gebändigt werden.

Aufarbeitung ist nicht ungefährlich

In den Waldgebieten des Landkreises konnten bisher keine größeren Schadflächen festgestellt werden. Dennoch finden sich nahezu in allen Wäldern einzelne geworfene oder gebrochene Bäume. Die Forstbetriebsgemeinschaft Franken Süd weist mit Blick auf die Sturmholzaufarbeitung auf die Gefahren der Aufarbeitung von unter Spannung stehendem Holz hin. „Die Windwurfaufarbeitung gehört zu den gefährlichsten Arbeiten im Wald“, sagt FBG-Geschäftsführer Fabian Röhnisch. „Wer keine Erfahrung damit hat oder es sich nicht zutraut, sollte die Finger davon lassen und sich fachkundige Hilfe suchen!“ Hier bietet sich die Forstbetriebsgemeinschaft als Selbsthilfe­organisation an (www.fbg-frankensued.de).

Auch wenn die Schäden am Wald nicht gravierend sind, müssen die Bäume in der Regel aufgearbeitet werden. Zum einen aufgrund der Verkehrssicherungspflicht, die jeder Waldbesitzer entlang von Wegen, Straßen und Gebäuden hat (es darf keine Gefährdung von einem Waldgrundstück ausgehen), zum anderen aufgrund der drohenden Käfergefahr bei Fichtenwäldern. Gerade die einzelnen, über den gesamten Wald verstreuten Windwürfe bieten optimale Entwicklungsbedingungen für den Borkenkäfer. Dieser kann sich dann schnell zum Flächenbrand ausbreiten und ganze Wälder vernichten. Daher müssen etwa bis Ende April (witterungsabhängig) sämtliche befallstauglichen Stämme aus dem Wald gebracht werden.

Es gilt noch einen weiteren Aspekt zu bedenken: Wer sein Schadholz rasch aufarbeitet oder aufarbeiten lässt, kann dieses noch zu den attraktiven Winterpreisen – oder leicht darunter – vermarkten. „Noch haben wir Vertragsmengen für Fichte und Kiefer offen“, so Röhnisch. Trotz der anfallenden Schadmengen rechnet die FBG nicht mit einer den Rundholzmarkt wesentlich beeinflussenden Situation.

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