Ortsbäuerinnen: Imagepflege bleibt schwierig

24.10.2016, 07:02 Uhr
Ortsbäuerinnen: Imagepflege bleibt schwierig

© Jürgen Leykamm

„Machen wir so viel verkehrt?“, brach es aus ihr heraus. Besonders über die unterschwellige Kritik an der konventionellen Bewirtschaftung der Felder sowie überzogene Vorstellungen zeigte sie sich verärgert. Als sie kürzlich etwa bei einer Veranstaltung die Begeisterung über den eigenen Boden äußerte, sei prompt die Frage gekommen: „Machen Sie Bio?“. Auf der Regio1-Messe in Gunzenhausen wiederum sei es schwer gewesen, Rosinen für die Kuchen aus regionalem Anbau zu bekommen, so Horrer ironisch.

Eher ernüchternd sei auch ein kürzliches Treffen auf ihrem eigenen Hof verlaufen. Der katholische Dekan Konrad Bayerle habe um ein solches gebeten. Der Termin wurde ein Jahr vor seinem Stattfinden festgesetzt, es sei allerdings seitens der Geistlichkeit nur der Dekan erschienen, zusammen mit einem halben Dutzend Interessierter. Der Dialog mit Gesellschaft und Kirche gleiche so eher einem Boden, der eher schwer zu beackern sei. Das sei umso betrüblicher, als dass Negativschlagzeilen umso schneller die Runde machten, sobald irgendwo mal eine Güllegrube lecke. Horrer sprach sich aber auch weiter für Dialog aus, ebenso wie für ein selbstbewusstes Eintreten für Branche und Betrieb: „Dazu habt Ihr die Kraft!“.

Ähnlich sah dies auch Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer, auch wenn sie drastische Beispiele für Gegenwind aus Teilen der Bevölkerung nennen konnte. So wusste sie von Einbrüchen in Ställen und dort heimlich installierten Kameras zu berichten. Was auch juristische Verfahren nach sich zöge, aber nicht etwa gegen die Einbrecher, sondern gegen den betroffenen Bauern. Reitelshöfer schilderte einen Fall, bei dem der Landwirt von einem Verfahren gegen ihn erst erfuhr, als dessen Einstellung ihm per Post mitgeteilt wurde. Den Bogen überspannt habe aber eine Gruppe, die nachts ein totes Schwein auf einen Hof schmuggelte und es dort filmte. Die Ohrmarke des Tieres brachte aber den Betrug zu Tage.

Derweil gebe es in anderen Teilen der Welt ganz existenzielle Probleme, etwa in Westkenia, wo sich deutsche Landfrauen in Sachen Entwicklungshilfe engagieren und zum Beispiel Tipps geben bezüglich Kartoffelsorten, die wesentlich ertragreicher sind als die bis dato dort angebauten. Auch bei den Biogasanlagen gebe es großen Entwicklungsbedarf.

An Horrer war es dann wiederum, die Aktionsvielfalt vor der Haustür zu beleuchten. Sie konnte auf zahlreiche kleine und große Veranstaltungen verschiedenster Art zurückblicken. Sie nannte den Bauerntag mit dem Präsidenten des Deutschen Bauernverbands Joachim Rukwied oder den Landfrauentag mit Landesbäuerin Anneliese Göller. Im kommenden Jahr wird beim Treff der Landfrauen übrigens Regionalbischöfin Gisela Bornowski sprechen.

Bei solchen Aktionen immer dabei ist der Landfrauenchor, der sich seit geraumer Zeit in neuem Outfit präsentiert, zugleich Nachwuchs gebrauchen könnte, wie es in Emetzheim hieß. Die bereits erwähnte Messe Regio1 habe mit dem Käsekuchenwettbewerb der Landfrauen bereichert werden können, zeigte sich Horrer zufrieden. Gewonnen hatte indes ausgerechnet ein Kuchen mit dem Titel „Faule Weiber“. Sehr gut angekommen sei ein Wanderabend im katholischen Gundelsheim.

Horrer erinnerte auch an Aktionen wie „Landfrauen machen Schule“, „Schürzen für kleine Köche“ oder „Trittsicher“, bei der man Spitze in Bayern sei. Um die Bedeutung des Zusammenhalts für die gemeinsame Sache zu illustrieren, ließ sie vor den Augen der Besucherinnen der Tagung von ihren Vorstandskolleginnen ein Blumenbeet zimmern. Die Ortsbäuerinnen etwa seien hier die Schrauben, die die Bretter (Mitglieder) zu einem großen Ganzen zusammenfügten. In die „Erde der Ideen“ durften alle Anwesenden eine Blumenzwiebel stecken, um die Kiste gemeinsam mit Leben zu erfüllen. Es gelte den Bayerischen Bauernverband auf Kreisebene zum Blühen zu bringen. Der Verband selbst wurde durch eine hübsche Schleife symbolisiert, die Kreisgeschäftsführer Rainer Minnameier persönlich anbrachte.

Er verwies zugleich auf eine Unterschriftenliste, mit der unter anderem eine stärkere Unterstützung für die heimischen Erzeuger gefordert wird. Langfristig sei angedacht, eine „Marke Bayern“ in den Lebensmittelregalen zu etablieren. Der Geschäftrsführer bedankte sich für das Engagement der Landfrauen, das auch die stellvertretende Kreisbäuerin Inge Schuler würdigte. Landrat Gerhard Wägemann sagte, ohne die Damen würde etwa bei den Dorfwettbewerben nichts laufen. „Sie prägen das Gesicht des Landkreises“, so der Landrat. Zudem leisteten sie einen großen Beitrag, um die Region zukunftsträchtig und lebenswert zu erhalten.

„Ich bin beeindruckt von dem, was Ihr so alles auf die Beine stellt“, sagte Hauswirtschaftsoberrätin Rita Loy darauf. Doch auch das von ihr vertretene Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten habe einiges etwa in Sachen Bildungsprogramm zu bieten, wie sie in ihren Ausführungen deutlich machte.

 

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