Schlagerkönigin Peggy March besuchte Unterwurmbach

GUNZENHAUSEN - Ein Weltstar in der altmühlfränkischen Provinz: Am Freitagabend war die Schlagersängerin Peggy March beim Internetradio „Radio Superoldie“ in Unterwurmbach zu Gast. Die gebürtige Amerikanerin hatte 1965 mit dem Lied „Mit 17 hat man noch Träume“ ihren Durchbruch in Deutschland.

Es hat etwas Skurriles, einen Star von Weltformat in einem Schlafzimmer in Unterwurmbach zu treffen. Aber „Radio Superoldie“ ist ein Internetradio, das von Hans Strobel und Ingrid Reistel betrieben wird, und dazu braucht es nicht viel mehr als einen Computer und ein bisschen Equipment wie Headsets und ein Mischpult. Und so kommt es eben, dass Peggy March – oder auch: Little Peggy March – am Freitagabend genau dort, im Schlafzimmer eines Hauses in Unterwurmbach, sitzt.

Eng geht es zu im Dachgeschoss, wo „Radio Superoldie“ an den Start geht. Denn neben Strobel und Reistel und dem Familien-Fanclub sind noch die Moderatoren der „Radio Superoldie“-Stationen aus Taufkirchen, Jena, Weißenthurm und Erbendorf zu Gast.

Peggy March ist schließlich nicht irgendwer. Als Margaret Annemarie Battavio 1948 in Landsdale, Pennsylvania, geboren, landete sie 1963 mit nur 15 Jahren den Chartstürmer „I will follow him“, der dem jüngeren Publikum zumindest in Whoopi Goldbergs Version aus „Sister Act“ bekannt sein dürfte.

Zwei Jahre später, 1965, hatte March ihren Durchbruch; die Schlager-Festspiele in Baden-Baden gewann sie mit „Mit 17 hat man noch Träume“. Sie hatte Erfolg, nicht nur in Deutschland; mit nicht mal 20 Jahren hatte die Schlagersängerin die ganze Welt bereist und mit ihren Liedern immer Top-Platzierungen in den Charts. Sie staubte 1968 den bronzenen „Bravo-Otto“ ab, spielte in Musikfilmen mit und war 1969 und 1975 Zweitplatzierte bei der Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest, der damals noch „Grand Prix de Eurovision“ hieß. Dem geneigten Zuhörer dürften Titel wie „In der Carnaby Street“, „Hey, Romeo und Julia“, „Memories of Heidelberg“ oder „Telegramm aus Tennessee“ noch im Ohr sein.

© Fotos: Struller

Ihr letzter kommerzieller Erfolg gelang March 1977 mit „Fly away, little Flamingo“. Heute tritt sie mit Schlager-Kollegen auf Festivals auf oder besucht Fernsehshows. Mit der Schlagerband „Nordwand“ aus der Steiermark hat sie in diesem Jahr „Mit 17 hat man noch Träume“ neu aufgelegt. „Singen ist nach wie vor mein Leben“, sagt Peggy March. Erfolg ist für sie nicht mehr so wichtig.

Wahrscheinlich kommt die Sängerin deswegen so normal rüber, in dem etwas biederen Ambiente. Die einstmals sehr kurzen Röcke sind Jeans und einer legeren, weißen Bluse gewichen. Sie ist dezent geschminkt und plaudert zwanglos mit den Anwesenden. Auf dem Wohnzimmertisch steht eine Platte mit Schnittchen mit Wurst und Käse, es gibt Sekt, Bier und Limo. Die Live-Sendung startet um 20 Uhr abends, seit halb sechs ist Peggy March schon da. Das Duo Strobel/Reistel hat mit ihr den Ablauf der Sendung besprochen, bereits einen Soundcheck gemacht und zwei Einspieler aufgenommen.

Berühmter Gast

Zwei Wochen lang haben sie in Unterwurmbach den Besuch von Peggy March vorbereitet und am Programm gefeilt. Sonst nimmt sich das Paar drei bis vier Tage Zeit. Aber ein so berühmter Live-Gast schaut nicht oft vorbei.

Seit vier Jahren sind Strobel und Reistel als Moderatoren bei „Radio Superoldie“ tätig und tragen seit dem September 2014 die Hauptverantwortung. In dieser Zeit haben sie auch die Mitarbeiter gefunden und aufgebaut, die heute angereist sind. Ganz neu ist Internetradio nicht für die beiden, schon 2008 haben sie bei einem anderen Sender mitgearbeitet und 27 Monate später zusammen mit einem Dritten den Start eines eigenen Auftritts gewagt; wegen Unstimmigkeiten wurde dieses Projekt aber aufgegeben.

Ingrid Reistel hatte vor zehn Jahren überhaupt das erste Mal mit einem Computer zu tun. Hans Strobel ist als früherer Berufsmusiker zumindest in dieser Welt zu Hause. Der ehemalige Inhaber einer Künstleragentur hat aufgrund seiner Vergangenheit nach wie vor gute Kontakte in dieser Branche. Zwar ist es nicht leicht, die Berühmtheiten nach Unterwurmbach zu locken, aber am Telefon schaltet sich des Öfteren der eine oder andere Star zu.

Bei „Radio Superoldie“ erinnert man sich noch gerne an den Besuch der Schlagersängerin Nicki, ist begeistert über Peggy March, und Hans Strobel plant auch schon den nächsten Coup. Wenn Peter Kraus mal mehr Luft in seinem pickpackevollen Terminkalender hat, dann, hat seine Agentur versprochen, kommt der Schlagerstar auch einmal nach Unterwurmbach.

Mehr Informationen unter www.radiosuperoldie.com