Seenland: So viele Wohnmobile wie noch nie

20.1.2017, 06:00 Uhr
Seenland: So viele Wohnmobile wie noch nie

© Dressler

Sage und schreibe 650 Plätze hat der große Platz des ZVB. Die werden nur an wenigen Tagen im Jahr alle gebraucht, aber ZVB-Geschäftsführer Dieter Hofer ist froh, dass so viele Kapazitäten vorhanden sind: „Wir mussten noch nie jemanden abweisen.“

Das Interesse auf der Badehalbinsel konzentriert sich natürlich auf die 250 Plätze, die über einen Stromanschluss verfügen. In diesem Bereich befinden sich auch die zwei barrierefreien Komfort-Sanitärhäuser sowie die beiden Ver- und Entsorgungsstationen sowie weitere Serviceinrichtungen. Der Zweckverband hat im letzten Jahr ein neues Sanitärgebäude gebaut und eingeweiht. Das war nach Einschätzung von Dieter Hofer nicht gerade billig, aber unbedingt notwendig. Ein voller Platz bedeutete eine starke Beanspruchung der sanitären Anlagen. Wenn hier etwas fehle oder nicht in genügendem Maße zur Verfügung stehe, dann wirke sich das negativ auf das Image des Platzes aus. Der Zweckverband habe sich deshalb auf die steigende Nachfrage einstellen und kräftig investieren müssen. Das tue man selbstverständlich leichter in einem wachsenden Markt.

Bei der Vermarktung des Platzes arbeitet der ZVB eng mit der IRMA — GmbH für innovatives Regionalmarketing in Nürnberg zusammen und zahlt dafür eine Gebühr. IRMA betreibt den Dachverband „TopPlatz“. Gemeint sind Reisemobilplätze mit garantiert hohen Standards, auf die sich die Reisemobilisten verlassen können. Früher waren es 100 Top-Plätze, inzwischen sind es 111 — vorwiegend in Deutschland, einige im nahen Ausland. IRMA-Geschäftsführer Jürgen Dieckert betont, dass die Kriterien nicht aufgeweicht werden, sondern weiterhin strenge Maßstäbe gelten. Wenn es zu auffallend vielen Beschwerden kommt, schauen IRMA-Leute vor Ort nach und scheuen sich nicht davor, einen Platz aus den Top 111 rauszuschmeißen. Andererseits machen sie neuen Plätzen Hoffnung, in die 111 hineinzukommen.

Begehrte Broschüre

„TopPlatz“ ist selbstverständlich im Internet präsent, setzt aber auch unverdrossen auf die klassische Broschüre mit den ausgezeichneten Stellplätzen 2017. Das blaue Heft erscheint in der beachtlichen Auflage von 175 000 Exemplaren und ist nach Meinung von Jürgen Dieckert genau richtig in der Größe und der Menge der Informationen. Den Reisewilligen sei eine Vorauswahl sehr lieb, genau darin liege ja der Erfolg von „TopPlatz“.

Seenland: So viele Wohnmobile wie noch nie

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Davon geht auch Dieter Hofer aus. Der Zweckverband Brombachsee ist auf der CMT mehrere Tage am Stand von „TopPlatz“ präsent, wirbt für den großen Platz für Reisemobile auf der Badehalbinsel und macht auch auf seinen Campingplatz bei Langlau aufmerksam. Gerne denkt Hofer an die Saison 2016 zurück. Erst gab das durchwachsene Wetter Anlass zur Sorge. Der Absberger Reisemobilplatz hätte noch mehr Fahrzeuge vertragen können. Dann wendete sich das Wetter zum Besseren, und ab August war der Platz voll, und die gute Belegung reichte bis weit in den milden Herbst hinein. Im Winter ist der Platz benutzbar, doch bleiben die beiden Sanitärgebäude angesichts der ganz geringen Nutzung geschlossen.

Der Boom bei den Wohnmobilen ist so enorm, dass Jürgen Dieckert inzwischen sogar zur Vorsicht mahnt, statt in Jubelarien auszubrechen. Die Zahl der Stellplätze halte mit der der verkauften Fahrzeuge nicht Schritt. Eine hohe Auslastung sei für den Platzbetreiber gefährlich. Wohnmobilisten seien auf hohe Flexibilität bedacht, wollten spontan losfahren und einen schönen Platz bekommen. Wenn sie dann vor einem vollen Platz stünden, könne das Anlass für Verärgerung und Enttäuschung sein. Das spreche sich herum. Absberg sei nun einmal die Ausnahme, weil dort so viel Fläche vorhanden sei, dass jeder unterkomme.

Das Reisemobil sei aus der Nische ausgebrochen, in der sich dieser Markt lange bewegt habe. Es sei schick, mit dem Reisemobil unterwegs zu sein. Klassische Camper, die früher Zelt und Wohnwagen bevorzugten, seien umgestiegen. Andere würden gerne einen Bankkredit in Anspruch nehmen, um erstmals in ihrem Leben ein Wohnmobil zu kaufen. Die Werbewirtschaft habe diese Zielgruppe für sich entdeckt und starte entsprechende Kampagnen. Dieckert: „Irgendwo müssen sie ja hin, all die neu verkauften Wohnmobile.“

Die Branche denke darüber nach, auf Campingplätzen Online-Buchungssysteme zu testen, die man aus dem Hotelbereich kenne. Das erscheine manchen zu früh, anderen genau richtig und zeitgemäß. Und wenn man bei Campingplätzen Online-Buchungen einführe, warum sollten die Reisemobilplätzen außen vor bleiben? Da gebe es noch so manche Hürde zu überwinden, auch technischer Art, aber es könne durchaus so sein, dass der Trend in diese Richtung weise. Weitere Investitionen auch auf bereits sehr gut ausgestatteten Reisemobilplätze sind also durchaus möglich.

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