Haindling: So unverwüstlich wie ein Eierlikör-Sandkuchen

5.7.2015, 15:00 Uhr
Haindling: So unverwüstlich wie ein Eierlikör-Sandkuchen

© Patrick Shaw

Dass Frontmann Hans-Jürgen Buchner vor einem hal­ben Jahr die 70 überschritten hat, ver­bindet ihn ebenso mit vielen seiner eingefleischten Fans wie die klare, einfache Sprache das mit den Jahren milde gewordene Rebellentum.


Das fast zweieinhalbstündige Pro­gramm, das Haindling auf dem mit rund 650 Besuchern gut, aber nicht ganz gefüllten Hafnermarkt routiniert durchzieht, ist wie das angeblich fünf Jahre alte Stück Kuchen aus der Bordverpflegung einer großen Flugli­nie, das Hans-Jürgen Buchner zu sei­nem „Eierlikör-Sandkuchen-Song“ aus der Tasche zieht: Seit Jahren un­verändert, etwas angestaubt, aber so haltbar,dass es nach wievor schmeckt.
  Viele der Nummern kennen die Fans seit Jahrzehnten, ob „Du Depp“, „Spinn I“ oder ganz zum Schluss den über 30 Jahre jungen Hit „Lang scho nimmer g’sehn“.

Immer aufs neue ver­blüffend sind dabei die exotischen In­strumente des experimentierfreudi­gen Sextetts vom Alphorn über ein Baumstamm-Xylofon bis hin zur Plastiksack-Percussion. Mitgetanzt und -gesungen wird indes fast nur auf Kommando – Buchner dirigiert die Menge mit ebenso strenger Hand wie seine fünf Mitmusiker.
  Dazwischen politisiert der weltmu­sikalische Allrounder gern. Ob seine Abneigung gegen die Handy-Genera­tion oder ein kleiner Feldzug gegen den Verpackungswahn: Mit seinen manchmal etwas schwarz-weißen, aber grundehrlichen und eingängigen Thesen trifft Buchner den Nerv des bis zu vier Generationen breiten Publi­kums.

Besonders stolz ist er darauf, „König Horst“ (Seehofer) vor drei Jahren mit musikalischen Mitteln überzeugt zu haben, die Finger vom weiteren Donau-Ausbau zu lassen – was er zur Melodie von „What a won­derful world“ genüsslich zelebriert.


  Ihren Sinn fürs Miteinander und für die einfachen Gesten hatten Haind­ling schon am Nachmittag bei einer Jam-Session im Garten des Kulturbe­setzten Hauses bewiesen. Dort traten die bayerischen Weltmusik-Veteranen spontan zusammen mit den behinder­ten Musikern der Regens-Wagner-Band auf.

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